Fußball mit Zuschauern:Es könnte heikel werden für manche Fans

Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund

Die aktive Fanszene des BVB

(Foto: dpa)

Die Bundesliga arbeitet daran, Anhänger wieder ins Stadion zu lassen. Wie viele kommen dürfen, ist nur die eine Frage - die andere ist, wer draußen bleiben muss.

Kommentar von Johannes Aumüller

Bergamo war ein entscheidendes Stichwort, als sich Deutschland im März in den Corona-Lockdown begab. Solche Zustände wie in der besonders betroffenen norditalienischen Stadt zu verhindern, galt als Grund für die strengen Maßnahmen. Aber Bergamo war auch bei einem speziellen Blick auf den Fußball ein entscheidendes Stichwort. Das Champions-League-Spiel des örtlichen Klubs Atalanta gegen Valencia am 19. Februar identifizierten manche Experten später als "Partita zero" - als das Spiel null, nach dem sich das Coronavirus so schnell und verheerend in der Region verteilte.

Die Zuschauertribüne in ihrer traditionellen Besetzung und Rolle ist wie gemacht für eine rasche Verbreitung des Virus. Die Nähe zwischen den Besuchern ist bei der Anreise und während des Spiels groß, Wildfremde liegen sich beim Jubel in den Armen, und das gemeinsamen Singen und Anfeuern befeuert die Ausbreitung noch einmal besonders, weil die Tröpfchen umso besser und weiter fliegen können.

Vor diesem Hintergrund wirkt es teilweise irritierend, mit welcher Selbstverständlichkeit schon wieder von einer Rückkehr der Zuschauer - und bisweilen sogar von vollen Stadien - geredet und geträumt wird. Nun ist es zwar so, dass sich gerade alle Bereiche des öffentlichen Lebens für Besucher neu aufstellen, die Opern wie die Museen wie die Schwimmbäder. Aber im Fußball geht es um eine andere quantitative Dimension - und ein paar besondere Rahmenbedingungen.

Regional differenziert nach Infektionszahlen

So ist es ein durchaus schwieriges Unterfangen, die Rückkehr der Fans zu bewerkstelligen. In dieser Woche haben Deutsche Fußball Liga (DFL) und Deutscher Fußball-Bund (DFB) einen Leitfaden vorgelegt. Sehr viele Details zur Reduzierung des Infektionsrisikos stecken da drin, und ein bisschen erinnert das an das weltberühmt gewordene Hygienekonzept, mit dem die Fußball-Bosse die Aufnahme des Geisterbetriebes in der Politik durchboxten. Das neue Papier ist aber keine verpflichtende Blaupause, es gibt eher den Rahmen vor. Formal entscheidend sind ohnehin die Gespräche der Klubs mit den lokalen Gesundheitsämtern.

Aber die Richtung ist vorgegeben: Die Rückkehr soll schrittweise erfolgen, also zunächst mit beschränkten Kapazitäten - und zudem regional differenziert, wie so vieles gerade in Deutschland. An Orten mit hohem Infektionsgeschehen soll niemand ins Stadion, an Orten mit sehr niedrigem dagegen eine "sukzessive Rückkehr zum Normalbetrieb" erfolgen.

Keine Lösung für die schnelle Rückkehr zu einem ausverkauften Haus ist jedenfalls der Ansatz, den Union Berlin kürzlich vorgetragen hat: Einlass für alle, die neben einer Eintrittskarte noch einen aktuellen Corona-Negativtest vorlegen. Hochgerechnet auf alle Stadien wären für ein einziges Wochenende Profifußball fast eine halbe Million Tests notwendig - das wäre niemandem zu vermitteln.

Aber die konkrete Anzahl an Zuschauern ist nur die eine Frage. Der nächste Punkt ist, welche Zuschauer bei einer Beschränkung der Kapazität ins Stadion kommen dürfen. Es wird ja definitiv eine andere Stimmung herrschen als üblich, wenn nur eine begrenzte Zahl an Fans ins Stadion darf - aber zugleich können es die Vereine auch noch ein bisschen steuern. An manchen Standorten mit großen aktiven Fanszenen dürften einige Kontroversen bevorstehen. Und manchem Beteiligten kommt es in dem Kontext durchaus gelegen, dass auf den engen Stehplätzen die Infektionsgefahr natürlich besonders groß ist - und dass es bei einer Begrenzung der Besucherzahl dort wohl zu besonders vielen Leerstellen kommt.

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