Bundesliga, 15. Spieltag:Plüschkrokodile in der Krabbelstube

Dortmund und der "Club" leiden an Ladehemmungen, Mainz will eine klimaneutrale Verteidigung und bei Bayern lebt die Pferdelunge. Die Bundesliga-Vorschau

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Ivica Olic

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FC Bayern München - Borussia Mönchengladbach, Freitag 20.30 Uhr

Es ist vollbracht: Nach 14 Spieltagen steht der FC Bayern München endlich vor Mainz 05 - und startet nun den lange erwarteten Angriff auf die Tabellenspitze. Vor dem Duell gegen Borussia Mönchengladbach lichtet sich zudem das hochdotierte Bayern-Lazarett: Arjen Robben wird zumindest als Joker zur Verfügung stehen.

Doch zuletzt sah es so aus, als bräuchte Louis van Gaal weder Robben noch seinen kongenialen Partner Franck Ribèry, der immer noch nicht fit ist. Auch dass Dauernörgler Luca Toni wohl wieder nicht auflaufen darf, scheint kein Problem zu sein. Das alles dank Ivica Olic, dem Dauerläufer und Lungenfetischisten, der mehr Kilometer auf dem grünen Rasen abreißt, als so mancher Pendler fährt.

Und wenn selbst der nicht hilft, muss van Gaal seinen Spielern die Heimstatistik gegen Gladbach vor Augen führen. In 41 Duellen gab es nur eine einzige Niederlage. Das war in der Saison 1995/96, als Stefan Effenberg und der heutige Borussia-Trainer Michael Frontzeck noch für die Fohlen spielten und der aktuelle Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger an der Seite von Bayern-Amateure-Trainer Mehmet Scholl für die Münchner auflief. "Wir hatten in dem Spiel Riesenprobleme. Alle Stürmer waren verletzt, ich musste sogar Effe in die Spitze stellen", sagte der damalige Gladbach-Trainer Bernd Krauss in der Bild-Zeitung das damalige Rezept für einen Dreier gegen den Rekordmeister.

Und Effenberg, der wenige Jahre später die Bayern zum Champions-League-Sieg führte, traf auch prompt - nach einer Vorarbeit von Michael Sternkopf, der wiederum gerade erst aus München an den Niederrhein gewechselt war. Man sieht also, den FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach verbinden nicht nur hitzige Duelle aus den 70er Jahren, sondern auch der ein oder andere Spieler - wie heute Alexander Baumjohann, der vor der Saison an die Isar gewechselt war, aber gegen seinen Ex-Klub aller Voraussicht nach nicht von Beginn an auflaufen darf.

Christian Eigler

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Borussia Dortmund - 1. FC Nürnberg, Samstag 15.30 Uhr

Dass Christian Eigler (re.) beim "Club" Stammspieler ist, ärgert mittlerweile sogar die sonst so loyalen Nürnberger Anhänger. Seine Bilanz von einem Tor in 13 Spielen steht stellvertretend für die Harmlosigkeit vieler Nürnberger Offensivkräfte in dieser Saison. Außer dem Schweizer Albert Bunjaku (sechs Treffer in zehn Spielen) agiert die Abteilung Angriff der Franken bisher so gefährlich wie ein Plüschkrokodil in der Krabbelstube. Gegen den BVB wird Eigler wegen eines grippalen Infekts sicher nicht spielen, Mintal oder der zumindest in Ansätzen torgefährliche Choupo-Moting dürften auf Torejagd gehen.

Auch die Dortmunder Knipser-Fraktion gibt sich bisher bis auf Neuzugang Lucas Barrios (immerhin fünf Tore) äußerst bescheiden. Der Rest, namentlich Zidan, Blaszczykowski, Valdez und Rangelov, bringt es gemeinsam nur auf vier Treffer. Mit dieser mauen Bilanz könnten die BVB-Stürmer es in Sachen Abschlussschwäche durchaus mit den Nürnbergern aufnehmen. Am Samstag geht es nun gegeneinander - eine Goalgetter-Gala ist dabei nicht unbedingt zu erwarten.

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Jupp Heynckes Kießling

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Hannover 96 - Bayer Leverkusen, Samstag 15.30 Uhr

Einer, der weiß, wie das mit Toreschießen geht, ist Bayer-Trainer Jupp Heynckes. Zwischen 1967 und 1970 traf er immerhin 25mal - und zwar für Hannover 96. Nun betreut er mit den jungen Wilden des Werksklubs eine Mannschaft, die in dieser Saison vor lauter Kreativität und kunstvollem Spiel fast schon angsteinflößend auftritt. Bayers Offensive um Wirbelwind Toni Kroos und die Torfabrik Kießling/Derdiyok (im Verbund 20 Treffer) wird auch in Hannovers Defensive reichlich Unruhe stiften.

Dort trifft sie in Verteidiger Haggui und Mittelfeldabräumer Balitsch auf zwei alte Bekannte aus gemeinsamen Bayer-Zeiten und sollte dazu noch Krzynowek eingewechselt werden, wäre die große Wiedersehenssause komplett. Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge wäre ein Sieg für die Niedersachsen dringend nötig - aber ob der ausgerechnet gegen die Leverkusener Lustfußballer gelingt, ist wohl genauso ungewiss wie ein plötzlicher Fanfreundschafts-Verbund aus Hannoveranern, Wolfsburgern und Braunschweigern.

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Markus Babbel

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VfB Stuttgart - VfL Bochum, Samstag 15.30 Uhr

Zum Lachen in den Keller gehen? Ein schlechter Tipp für die Verantwortlichen des VfB Stuttgart. Die Stimmung im schwäbischen Tabellenkeller ist selbst dafür zu schlecht. Der VfB Stuttgart konnte die vergangenen Spiele nicht nutzen, um sich aus der Abstiegsregion zu befreien, sondern fiel immer tiefer - trotz des zwischenzeitlichen Befreiungssieges in der Champions League. VfB-Manager Horst Heldt sprach in der Halbzeitpause des Spiels gegen Bayer Leverkusen dann auch gar nicht amüsiert über seine Mannschaft und empfahl, dass am besten gleich alle elf Spieler ausgewechselt werden sollten, damit die 0:4-Niederlage gegen den Tabellenführer weniger demütigend ist.

Nach den Sommereinkäufen von Pogrebnjak und Hleb wollte man eigentlich selbst oben mitspielen. Doch ganz entgegen den Gepflogenheiten im Fußball darf Markus Babbel trotz der miserablen Tabellensituation (Stuttgart ist Vorletzter) weiter Trainer bleiben und bekommt sogar noch Rückendeckung von Präsident Erwin Staudt: "Der Trainer hat die Lizenz zum Gasgeben." Und er dürfe auch die Zügel straffer anziehen, was umgehend geschah: Thomas Hitzlsperger ist als Kapitän entmachtet worden, einen offiziellen Trainingsplan gibt es nicht mehr, trainiert wird, wann immer es Babbel für geboten hält: "Die Annehmlichkeiten sind vorbei", erklärte er kämpferisch.

Wenn seine Mannschaft gegen Bochum nicht den gleichen Kampfgeist wie ihr Trainer zeigt, könnte die Schonfrist für Babbel bald ablaufen - wie es in Bochum schon vor einigen Wochen geschah. Den Gepflogenheiten im Fußball gemäß hatte Bochum Trainer Marcel Koller wegen anhaltender Erfolglosigkeit vor einem Monat entlassen und den ehemaligen Stürmer Heiko Herrlich geholt. Doch ein fußballerischer Quantensprung folgte danach nicht, in vier Spielen erzielten die zumeist recht defensiv aufgestellten Bochumer drei Tore und holten nur vier Punkte. Auch Trainerentlassungen sind nunmal kein Allheilmittel.

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Mladen Petric

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Hamburger SV - TSG Hoffenheim, Samstag 15.30 Uhr

In Hamburg atmen sie auf. Nicht wegen des frischen Windes an der Küste, sondern wegen der Rückkehr der Stürmer. Gegen Rapid Wien hatte der HSV in der Europa League alles klar gemacht und sich vorzeitig für die K.O.-Runde qualifiziert. Besonders erfreulich war eben jener Sturm: Zunächst traf Markus Berg zum vierten Mal im laufenden Wettbewerb und führt damit die Torschützenliste in der Europa League an, anschließend kam auch noch Mladen Petric zurück: Acht Wochen nach seiner Knöchelverletzung konnte der Kroate zumindest für einen Kurzeinsatz wieder das HSV-Trikot überstreifen. Das ist scheinbar auch psychologisch wichtig, denn in seiner Absenz hatte der HSV kein einziges Spiel gewonnen.

Und das Hamburger Lazarett lichtet sich weiter: Tunay Torun, Eljero Elia und David Rozehnal sind am Samstag gegen Hoffenheim ebenfalls wieder einsatzbereit. Für Bruno Labbadia ein Grund zur Freude, schließlich kann er nun auch wieder seinem Trainerjob nachgehen und die besten Spieler für den Platz auswählen, statt einfach nur die Gesunden rauszuschicken.

In Hoffenheim hingegen ist die medizinische Abteilung weitgehend unbeschäftigt. Dafür hat Ralf Rangnick andere Sorgen: Zum Beispiel fragt er sich, warum seine Hoffenheimer gegen große Klubs, wie zuletzt den BVB und Meister Wolfsburg, noch nicht einmal zuhause gewinnen können. Demba Ba hat eine Antwort: "Wir haben zuhause nicht hundert Prozent gegeben, keiner weiß, warum. Fußball ist ohnehin zu 95 Prozent Kopfsache." Und Rangnick legt noch nach und wirft seinen Spielern Arroganz vor: "Viele denken: Wir sind ja ohnehin besser besetzt als der Gegner." Doch immerhin auswärts hat es zuletzt mit zwei Siegen geklappt. Für das Spiel gegen Hamburg müssen die Hoffenheimer in die Ferne reisen - und haben so genug Zeit, ihren Kopf zu benutzen und sich darauf einzustellen, wieder 100 Prozent zu geben.

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VfL Wolfsburg - SC Freiburg, Samstag 15.30 Uhr

Während bei den gebeutelten Bayern schon jetzt vom "Spiel des Jahres" in Turin die Rede ist, scheint es in Wolfsburg angesichts des eigentlich noch prominenteren Champions-League-Gegners aus Manchester am kommenden Dienstag merklich ruhig. Das könnte vielleicht daran liegen, dass sich das Team von Armin Veh zunächst mit aller Kraft auf die Partie gegen Freiburg konzentriert. Nach dem ständigen Auf (u.a. überzeugendes 3:0 bei Besiktas Istanbul) und Ab (Heimpleite gegen Nürnberg, Last-Minute-Ausgleich in Bremen) wissen die Niedersachsen wohl selbst nicht mehr so recht, wo sie eigentlich stehen. Zur Erinnerung: Auf Platz acht in der Bundesliga. Das ist für den Deutschen Meister zu wenig.

Beim SC Freiburg deutet nach den Ausfällen von Abwehrchef Heiko Butscher und Pavel Krmas vieles auf eine Fortsetzung des Defensiv-Experiments mit Linksverteidiger Jackson Mendy hin. Der 22-jährige Franzose lieferte beim 1:0 in Nürnberg eine fehlerfreie Vorstellung ab und könnte dafür sorgen, dass Wolfsburgs Edin Dzeko nicht wieder in Alberto-Tomba-Manier aufs Tor zudribbelt wie zuletzt gegen Bremen. Das Freiburger Sturmdou Reisinger/Idrissou hingegen könnte im Idealfall die VfL-Defensive schonmal auf die Herren Owen, Berbatov und Rooney vorbereiten.

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Mainz 05 Entega

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Eintracht Frankfurt - Mainz 05, Samstag 18.30 Uhr

Die Punktejagd ist eröffnet: Da wo Mainz 05 jetzt schon steht, wollen die Spieler von Eintracht Frankfurt erst noch hin: "Es ist ein großer Ansporn für die Mannschaft. Ich bin zuversichtlich, dass sie sich die freien Tage erspielen", erklärte Michael Skibbe seinen eigenwilligen Motivationsplan: Wenn sein Team am Ende der Hinrunde 23 Zähler auf dem Konto hat - so viel wie Mainz bereits jetzt hat - bekommen die Kicker einen längeren Weihnachtsurlaub. Statt schon am 28. Dezember fängt die Vorbereitung auf die Rückrunde dann erst am 2. Januar an. Das hatte Skibbe bereits vergangene Woche versprochen - und prompt setzte es einen Sieg gegen Hertha BSC Berlin.

In Mainz hingegen setzt die Trainerriege weiter auf das gewohnte Rezept: Das heißt Kommunikation auch neben dem Platz. Zu diesem Zweck trafen sich die Spieler am vergangenen Montag zu einer Taktikbesprechung der besonderen Art. Zwar drehte sich diesmal nicht alles um den runden Ball, dafür ging es knapp 90 Minuten um ein eiförmiges Gebilde, nämlich unsere Erde: "Wir wollen den Verein durch Vermeidung, Verminderung und Kompensation klimaneutral stellen", erklärte Vereinspräsident Harald Strutz. Und, dass Mainz 05 "Klima-Verteidiger" Nummer eins werden will, auch wenn die Mainzer Abwehr bislang noch nicht die beste der Liga ist. Zu diesem Zweck bekamen die Spieler vom Hauptsponsor Entega eine Schulung, um auch privat und nicht nur auf dem grünen Rasen so energieeffizient wie möglich zu sein.

Egal ob Mainz 05 bis zur Winterpause noch Punkte holt, für einen beginnt der Berufsalltag am Rhein bereits am 1. Januar. Dann soll der neue Energiewart am Bruchweg seine Arbeit aufnehmen und endgültig dafür sorgen, dass Mainz nicht mehr nur der beste Aufsteiger ist, sondern auch zum klimafreundlichsten Fußballverein im Profisport wird.

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Philipp Bargfrede

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1. FC Köln - Werder Bremen, Sonntag 15.30 Uhr

Dass die Bremer Mannschaft zum Kindergarten der Liga avanciert, hätten vor der Saison nur wenige gedacht. Eigentlich hat Thomas Schaaf mit Tim Borowski, Torsten Frings und Claudio Pizarro geballte Erfahrung in seinem Team, doch nach dem Ausfall der drei Stammkräfte füllen Jungspunde das Loch. Auf Aaron Hunt, Mesut Özil und Marko Marin ist auch schon Bundestrainer Jogi Löw aufmerksam geworden, Philipp Bargfrede war vor der Saison nur echten Fachleuten ein Begriff.

Und auch die Bremer Verantwortlichen wollten es eigentlich ruhig angehen lassen mit dem 20-Jährigen, der vergangene Saison noch regelmäßig für die zweite Mannschaft von Bremen aufgelaufen war - und gaben ihm erstmal die Rückennummer 44. Ein klares Zeichen, dass er nicht für die Stammelf vorgesehen war und erst langsam an die erste Mannschaft herangeführt werden sollte. Und nun das: 21 Pflichtspiele hat der neue U21-Nationalspieler für Werder in dieser Saison schon bestritten. Manch einer nennt ihn auch schon den neuen Frings. Auch Manager Klaus Allofs ist voll des Lobes für das Talent und stellte ihm eine vorzeitige Vertrgasverlängerung in Aussicht, mit erhöhten Bezügen natürlich.

Und das Kölner Jahrhundertalent? Zwar trifft Lukas Podolski im Trikot der Rot-Weißen weiterhin konsequent nicht das gegnerische Tor - und dennoch könnte bald ein Aufstieg anstehen. Zwar nicht beim Gehalt, aber in der Mannschaftshierachie. Nach der Absetzung des bisherigen Kapitäns Milivoje Novakovic trägt momentan Petit die Binde. Erst in der Winterpause will sich Trainer Zvonomir Soldo endgültig auf einen neuen Teamleader festlegen. Zumindest soviel lässt Soldo schon jetzt raus: Der Prinz mit Ambitionen für höhere Aufgaben "hat meine volle Unterstützung." - auch noch nach mittlerweile 771 Minuten ohne Tor.

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Hertha BSC Berlin

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FC Schalke 04 - Hertha BSC Berlin, Sonntag 17.30 Uhr

Wenn am Sonntag Abend der 15. Spieltag mit der Partie Schalke gegen Hertha zu Ende geht, sind zwei Tabellensituationen bereits jetzt unmöglich: Weder wird die Magath-Mannschaft Erster sein, noch werden die Berliner die rote Laterne abgegeben haben. Fünf, beziehungsweise sechs Punkte trennen beide Klubs von diesen wohl erwünschten Konstellationen. Während die Schalker zuletzt durch eine 0:1-Pleite in Gladbach auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden, tut sich die Hertha bisher vor allem damit hervor, jegliche Hoffnung auf den Klassenerhalt im Keim zu ersticken.

Anstelle des Ligaverbleibs steuert Friedhelm Funkels Team bisher zielstrebig auf den Negativrekord von Tasmania Berlin aus dem Jahr 1966 zu. Mit nur acht Punkten und einer wettskandalverdächtigen Tordifferenz von minus 93 stürzte der Klub damals in die Bedeutungslosigkeit ab. Hertha sollte also gewarnt sein: Noch fehlt mindestens ein Sieg, um Tasmanias Bilanz zu überbieten und viele weitere, um überhaupt in der Liga zu bleiben.

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