15. Bundesliga-Spieltag:Hertha schickt Lebenszeichen an die Liga

15. Bundesliga-Spieltag: Herthas Cheftrainer Sandro Schwarz (r) freut sich: Sein Team spielte durchaus ansehnlich gegen Köln.

Herthas Cheftrainer Sandro Schwarz (r) freut sich: Sein Team spielte durchaus ansehnlich gegen Köln.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Die Berliner verlassen mit einem Sieg gegen Köln die Abstiegsränge, Bochum schafft Erstaunliches - und der VfL Wolfsburg hangelt sich immer weiter nach vorne in der Tabelle.

Von Jonas Beckenkamp, Sebastian Fischer und Gerald Kleffmann

Hertha BSC - 1. FC Köln 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Kanga (9.), 2:0 Richter (54.)

In Berlin verletzte sich am letzten Spieltag vor der WM-Pause ein WM-erfahrener deutscher Linksverteidiger - für den Kader von Hansi Flick hat das aber keine Auswirkungen: Marvin Plattenhardt hat schließlich seit einem nicht so ruhmreichen Auftritt beim 0:1 gegen Mexiko 2018 kein Länderspiel mehr bestritten. Gegen Köln ging er mit Schmerzen am Oberschenkel in der ersten Hälfte vom Platz. Davor hatte er mit einer ziemlich perfekten Flanke das 1:0 durch einen Kopfball von Wilfried Kanga vorbereitet. Die Berliner verlassen durch den Sieg die Abstiegsränge.

Beim FC dagegen werden die Befürchtungen größer, diese Saison gegen den Abstieg zu kämpfen. Auch weil die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart in der ersten Hälfte in Berlin drei beste Ausgleichschancen ausließ. Sargis Adamyan schoss einmal aus dem Fünfmeterraum übers leere Tor.

Werder Bremen - RB Leipzig 1:2 (0:1), Tore: 0:1 André Silva (13.), 1:1 Groß (57.), 1:2 Schlager (71.)

Bremens Fans brachten ihren Stürmer in eine unangenehme Position. "Werder-Fanatismus statt WM-Patriotismus", schrieben sie auf ein Transparent - verbunden mit der Forderung, am 26.11. ins Weser-Stadion zu kommen. Dann spielen dort die Werder-Frauen gegen Freiburg. Niclas Füllkrug kann da aber nicht, am nächsten Tag spielt er in Katar mit Deutschland gegen Spanien.

Zum Jahresabschluss mit Werder blieb der beste deutsche Stürmer der Bundesliga ohne Tor, für die Bremer traf nur Christian Groß mit einem abgefälschten Schuss, aber das reichte nicht für Punkte. Leipzig war deutlich besser, nutzte zwei schön herausgespielte Chancen und gewann das vierte Spiel hintereinander. Verloren hat RB Mitte September zuletzt. Die Folge ist Rang zwei vor Freiburg und Union Berlin, zumindest über Nacht.

FC Augsburg - VfL Bochum 0:1 (0:0), Tore: 0:1 Antwi-Adjei (58.); Besonderes Vorkommnis: Berisha (Augsburg) verschießt Handelfmeter (61.)

Von der funkelnden Fußballwelt in Katar ist der Standort Augsburg einige Nuancen entfernt, aber das muss nichts heißen. Denn im Duell mit dem VfL Bochum ging es um andere, bei einigen durchaus geschätzte Attribute: ehrliches Handwerk, den guten, alten Abstiegskampf - Fußball, der nach Maloche schmeckt. Naja, wer's mag. Entsprechend brachten beide Teams in der ersten Hälfte nur knapp 60 Prozent ihrer Zuspiele ans Ziel, kurzum: Es war ein ausgezeichnetes Geholze in Augsburg.

Andererseits, wen wundert's: Es begegneten sich die Klubs mit den ligaweit wenigsten Torschüssen und den schlechtesten Passquoten. Das ergab eine Partie mit dem Unterhaltungswert einer Schraubstock-Vernissage, deren karges Crescendo ein Kullertor von Bochums Antwi-Adjei war. Ein Augsburger Elfer von Berisha geriet zudem einige Etagen zu hoch, das passte zu diesem Nachmittag.

Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Diaby (30.), 2:0 Tah (82.)

Leverkusen besitzt eine neue Qualität: Die Mannschaft kann neuerdings einen Punch setzen wie Boxer. Sie fährt kurz das Tempo hoch und schlägt zu, in einem Moment der Unachtsamkeit des Gegners. Fünf starke Minuten in der ersten Halbzeit reichten diesmal zur Führung, die auch noch auf sehr ansehnliche Art gelang. Moussa Diaby trat dabei als Leverkusener Variante von Lionel Messi auf. Der 23-jährige Franzose dribbelte an vier Stuttgartern spektakulär vorbei, drei weitere kamen auf ihn zu, da zog er einfach rasch ab und traf, wobei Waldemar Anton den Ball noch hilfreich abfälschte.

In der zweiten Halbzeit neutralisierten sich beide Teams weitgehend, es gab einige gelbe Karten - und schließlich noch einen Treffer. Jonathan Tah grätschte im Fünfmeterraum zum Ball - 2:0. Der dritte Sieg in Serie für Leverkusen stand damit fest. Xabi Alonsos Arbeit schlägt langsam doch an bei dieser begabten, aber zuvor kriselnden Bayer-Elf. Und der VfB? Hat im gesamten Jahr 2022 keinmal auswärts gewonnen. Ein Rekord, aber kein so toller.

1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg 1:2 (1:1), Tore: 1:0 Baumgartner (42.), 1:1 Kabak (45.+4, Eigentor), 1:2 Baku (56.)

42 Minuten lang bekamen 18 000 Zuschauer rustikale Kost zu sehen, dann folgten zwei Szenen, die den Unterhaltungswert steigerten. Zuerst traf Hoffenheim, das sich wohl dachte: warum kompliziert, wenn's einfach geht. Ecke, Flanke, Kopfball. Tor. Christoph Baumgartner war perfekt gestanden und hatte lehrbuchhaft den Ball ins Gehäuse genickt. Dann bewies Wolfsburg, dass sich das Kämpfen in der Nachspielzeit lohnt. In der vierten Zusatzminute der ersten Halbzeit stieg Sebastiaan Bornauw hoch, zuerst wehrte TSG-Torwart Oliver Baumann den Ball ab, doch von Hoffenheims Ozan Kabak prallte der Ball flipperartig sofort wieder zurück, ein ulkiger Treffer, 1:1.

Ganz anders dann die Führung der Wolfsburger. Da war nichts dem Zufall überlassen. Torwart Koen Casteels leitete per Abwurf einen Konter ein, kurz über links, dann kurz nach rechts, Ridle Baku nahm den Ball auf, ein Haken - und Jubel. Wolfsburg klettert in der Tabelle, klar. Es war der vierte Sieg in Serie.

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