Bundesliga:Drei Haaland-Tore - aber der BVB verliert

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Erling Haaland traf gleich dreifach, es nutzte Dortmund aber nichts. (Foto: Martin Meissner/AP)

Borussia Dortmund ermöglicht Aufsteiger Bochum den Klassenerhalt. Freiburg gewinnt das zweite Sieben-Tore-Spiel - und Stuttgart zittert. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp, Carsten Scheele und Jonas Wengert

Borussia Dortmund - VfL Bochum 3:4 (2:2), Tore: 0:1 Polter (3.), 0:2 Holtmann (8.), 1:2 Haaland (18., Handelfmeter nach VAR), 2:2 Haaland (30., Handelfmeter nach VAR), 3:2 Haaland (62.), 3:3 Locadia (81.), 3:4 Pantovic (85.)

Revierderby mal anders, weil ohne Schalke - unter diesem Motto begegneten sich im Pott zwei Teams, für die diese Saison fast schon gelaufen ist. Zwischen BVB-Trainer Marco Rose und Bochum-Coach Thomas Reis gab es vor Anpfiff eine entsprechend innige Umarmung, allzu große Abstiegssorgen hatten sie beim VfL ja auch nicht mehr. Zweimal flitzte dann der Japaner Takuma Aasano über Außen davon, zweimal brachte er den Ball in die Mitte, wo erst Sebastian Polter per Kopf und schließlich Gerrit Holtmann per Linksschuss trafen.

Und Dortmund? Musste sich erst einmal das Phlegma aus dem Gemüt schütteln, ehe Erling Haaland Handelfmeter-Training machen durfte: Zwei VAR-geprüfte Strafstöße später stand es 2:2 - und beim Norweger ein Bundesliga-Rekord zu Buche. 60 Tore nach nur 65 Einsätzen, so schnell erreichte den "Sechzigerklub" noch keiner. Und weil Haaland schon dabei war, legte er noch eins nach: Beim 3:2 zeigte er, wie man als Mittelstürmer formschön einen Flachpass reinlümmelt, er hatte sich quasi selbst angeschossen beim Abschluss. Dass Dortmund nicht gewann, lag dann an defensiven Aussetzern - erst bestaunte Manuel Akanji Bochums Jürgen Locadia im Sechzehner so lange, bis der Niederländer trocken zum 3:3 einschoss. Dann gab es mal wieder, Sie ahnen's, Handelfmeter. Diesmal für den VfL, Milos Pantovic machte das 4:3, Bochum sicherte sich damit endgültig den Klassenerhalt.

FSV Mainz 05 - FC Bayern 3:1 (2:1), Tore: 1:0 Burkardt (18.), 2:0 Niakhaté (27.), 2:1 Lewandowski (33.), 3:1 Barreiro (57.)

Schütze des ersten Mainzer Tores: Jonathan Burkardt. (Foto: Daniel Roland/AFP)

Wichtigstes Indiz, dass die Saison für den FC Bayern quasi gelaufen ist? Die Meisterschaft ist fix, in Pokal und Champions League ist der Klub raus - also kehrt Sven Ulreich ins Tor zurück. Ein Startelf-Einsatz in Mainz, das durfte der Torwart durchaus als Dankeschön für seine treuen Dienste verstehen - ein wirklicher Spaß wurde es aber nicht.

Schon in der ersten Viertelstunde traf Mainz zweimal Aluminium, in der 18. Minute der längst verdiente Führungstreffer: Jonathan Burkardt durch die Beine von Ulreich ins Tor. Die Bayern (mit Marcel Sabitzer und Eric Maxim Choupo-Moting in der Startelf) machten es Mainz auch im Anschluss leicht: Beim 2:0 durch Kapitän Moussa Niakhaté hätten noch zwei weitere Mainzer einschussbereit gestanden. Die Bayern wirkten arg schläfrig, nur Robert Lewandowski wurde es zwischenzeitlich zu bunt: schnelle Drehung, platzierter Schuss, Anschlusstreffer. Half aber nix, weil Mainz beim 3:1 von Barreiro reichlich Dusel hatte. Fünfte Münchner Saisonniederlage.

Arminia Bielefeld - Hertha BSC 1:1 (0:0), Tore: 0:1 Tousart (54.), 1:1 Nilsson (91.)

Hertha-Torwart Marcel Lotka (rechts) pariert gegen Bielefelds Masaya Okugawa. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Drinbleiben, das wollen beide Klubs, die sich diesmal in Bielefeld zu einem sogenannten Abstiegskracher trafen. Doch zwischen der Arminia und der Hertha krachte es erstmal herzlich wenig. Vielmehr war zu sehen, warum beide Klubs schon so lange unten drinhängen. Auch unter Interimstrainer Marco Kostmann tritt Bielefeld nämlich ohne jegliche fußballerische Idee auf, während die Berliner halt Felix-Magath-Fußball spielen: da rennen immerhin alle, wenngleich nicht sehr koordiniert.

Einer der wenigen brauchbaren Laufwege dieser dürftigen Partie brachte dann Lucas Tousart vors Bielefelder Tor - nach einer Ecke erzielte Herthas Franzose mit einem Kopfball das 1:0. Als der Berliner Klassenerhalt sich fast schon materialisiert hatte, bekam Tousart aber die ganze Bandbreite des Fußballs zu spüren: Diesmal kam der Berliner selbst zu spät, Joakim Nilsson köpfelte ein und vermasselte Felix Magaths Elf den vorzeitigen Ligaverbleib.

VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Brooks (13.), 1:1 Führich (89.)

Bescherte Stuttgart kurz vor Schluss noch einen Punkt: Chris Führich. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Für den VfB Stuttgart war es ein vorgezogenes Endspiel um den Klassenerhalt, und was sollte in Endspielen am besten nicht passieren? Richtig, ein früher Rückstand. Den Wolfsburgern wurde es nach 13 Minuten herzlich leicht gemacht: Eine Standardsituation, freier Kopfball von Anthony Brooks, so einfach ging das. Die Stuttgarter spielten anschließend wie blockiert, eigentlich bis kurz vor dem Abpfiff - bis Chris Führich die erste klare Torgelegenheit zum späten Ausgleich nutzte. Stuttgarts Ausgangsposition zwei Spieltage vor Schluss: Der direkte Klassenerhalt ist theoretisch noch möglich (vier Punkte hinter der Hertha), in Sachen Relegation liegt der VfB weiter zwei Punkte vor Bielefeld.

TSG Hoffenheim - SC Freiburg 3:4 (1:1), Tore: 0:1 Sallai (23.), 1:1 Kramaric (32.), 2:1 Stiller (49.), 2:2 Günter (50.), 2:3 Höler (70.), 2:4 Jeong (73.), 3:4 Rudy (84.)

Sieben Tore in 90 Minuten: Hier trifft Freiburg Lucas Höler (rechts) zum zwischenzeitlichen 3:2 für den SC. (Foto: Thomas Frey/Imago)

Es waren zuletzt keine leichten Wochen für die Anhänger der TSG Hoffenheim. Nach dem 25. Spieltag lag die Mannschaft von Sebastian Hoeneß auf Rang vier und schielte auf einen Start in der Königsklasse - dann folgten sechs Partien ohne Sieg und der Sinkflug auf Platz acht; damit ist selbst die Europa-League-Teilnahme in Gefahr. Gegen den SC Freiburg hatte sich Hoffenheim offenbar vorgenommen, die Hochs und Tiefs der eigenen Saison exemplarisch in 90 Minuten abzubilden.

Unbeeindruckt vom Rückstand gelang der TSG wenig später der Ausgleich und kurz nach der Halbzeit sogar die Führung - die hielt dann wiederum keine zwei Minuten, ehe Freiburg ausglich und anschließend mit einem Doppelschlag auf 4:2 davonzog. Spiel entschieden - könnte man meinen. Die TSG aber gab sich nicht auf, traf wiederum zum Anschluss und hatte weitere Chancen. In der Nachspielzeit hielt SC-Torhüter Mark Flekken mit einer Glanzparade den Freiburger Sieg fest. Für Hoffenheim steht am Ende einer höchst unterhaltsamen Partie die nächste Niederlage und nur noch wenig Hoffnung auf das internationale Geschäft. Die Breisgauer klettern zumindest bis zum Leipziger Spiel am Montag auf den Champions-League-Platz vier.

FC Augsburg - 1. FC Köln 1:4 (0:2), Tore: 0:1 Thielmann (12.), 0:2 Uth (15.), 0:3 Modeste (63. Elfmeter), 1:3 Niederlechner (73.), 1:4 Modeste (77.)

Schlusspunkt der Partie: Jeffrey Gouweleeuw (links) foulte Anthony Modeste im Strafraum. Der Kölner Toptorjäger traf anschließend zum 4:1 (Foto: MIS/Imago)

Zuletzt zeigten drei Siege in Serie, dass es die Kölner ernst meinen mit ihren Europapokal-Ambitionen. Passend dazu kam Union Berlin als direkter Konkurrent am Freitagabend nicht über ein 1:1 gegen Absteiger Greuther Fürth hinaus. Nach wackeligen ersten zehn Minuten lief dann auch gegen den FC Augsburg alles nach Plan: Am Ende eines Konters brachte Jan Thielmann sein Team in Führung. Nur drei Minuten später ließen die Augsburger Mark Uth nach einem langen Einwurf im Strafraum völlig frei - 2:0.

Im Anschluss an diesen schnellen Doppelschlag erspielten sich beide Mannschaften Torchancen, ohne eine davon zu nutzen. Nach rund einer Stunde lud Anthony Modeste zum Tanz im FCA-Strafraum, den Jeffrey Gouweleeuw per Foul beendete. Kölns Torjäger verwandelte den Elfmeter selbst. Florian Niederlechner verkürzte zwischenzeitlich auf 1:3, ehe Modeste seinen Doppelpack und das Endergebnis besorgte. Trotz der Niederlage haben die Augsburger zwei Spieltage vor Schluss sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Köln zieht in der Tabelle an Union vorbei.

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