Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Bayern wackelt nur kurz, Schalke kassiert fünf Tore

Die Münchner gewinnen gegen Köln, auch Dortmund siegt. Schalke ist kaum noch zu retten. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tim Brack und Carsten Scheele

FC Bayern - 1. FC Köln 5:1 (2:0), Tore: 1:0 Choupo-Moting (18.), 2:0 Lewandowski (33.), 2:1 Skhiri (48.), 3:1 Lewandowski (65.), 4:1 Gnabry (82.), 5:1 Gnabry (86.)

Mit der Bundesliga ist der FC Bayern zuletzt nicht so wirklich warm geworden. Die Münchner standen gegen den 1. FC Köln deswegen auf dem Prüfstand: Zeigen sie ihr Champions-League-Gesicht oder die Bundesliga-Fratze? Beim 5:1 (2:0) gegen die Gäste aus Köln demonstrierten die Bayern die ganze Palette ihrer Mimik. Von Grimasse bis zum breiten Grinsen.

Die Kölner haben schon gegen Größen wie Dortmund, Gladbach, Wolfsburg oder Leipzig ihre Widerspenstigkeit bewiesen. Die Münchner Spieler begannen am 121. Vereinsgeburtstag deshalb höchst seriös, von der Fahrigkeit der jüngeren Liga-Auftritte war zunächst nichts zu sehen. Eric Maxim Choupo-Moting, der für Kingsley Coman in die ansonsten unveränderte Startelf gerückt war, köpfelte das 1:0 nach 18 Minuten. Leon Goretzka hatte den Flügelspieler mit einer überlegten Flanke bedient.

Die Kölner hatten bis zum Gegentor sehr geordnet in der Defensive gestanden, wussten mit Ballgewinnen aber nicht viel anzufangen, ihr Offensivspiel zeichnete sich nicht durch dieselbe Ordnung aus. Für die Münchner war es leicht, etwaige Blitzangriffe vorzeitig zu entschleunigen. Das 2:0 durch Robert Lewandowski (34.) war nach dem konzentrierten Auftritt die logische Konsequenz, und war zudem sehr ansehnlich: Der Stürmer leitete den Ball mit der Hacke auf Goretzka weiter, der den Kölner Rafael Czichos tunnelte und den Ball mit dem Außenrist blitzschnell in den Lauf des durchstartenden Lewandowskis legte. Der Pole verwandelte sicher.

Nach der dominanten ersten Hälfte überraschte es, dass Manuel Neuer seine Vorderleute schon nach vier Minuten anbrüllen musste. Der Kölner Ellyes Skhiri hatte bei seinem Lupfer über den Bayern-Torwart von einem Missverständnis zwischen Jérôme Boateng und Davida Alaba profitiert. Die beiden Innenverteidiger hatten einen freien Ball jeweils dem anderen überlassen, Skhiri übernahm und traf. Der Anschlusstreffer flößte den Kölnern einigen Mut ein, doch ein weiteres Tor gelang trotz einiger Chancen nicht.

Hansi Flick wechselte dann Serge Gnabry und Thomas Müller ein. Letzterer demonstrierte eindrucksvoll, dass er die Coronaviren aus seinem Körper vertrieben hat. Mit dem ersten Ballkontakt legte er per Steckpass das 3:1 durch Robert Lewandowski auf (65.). Die Kölner verpassten kurz darauf den erneuten Anschluss. Nachdem Neuer sich an der Seitenlinie verdribbelte, vollbrachte Dominick Drexler das Kunststück, den Pfosten des leeren Tors zu treffen. Gnabry hatte es beim 4:1 noch leichter und musste den Ball nur über die Linie grätschen (82.). Und auch beim 5:1 hatte er keine Probleme und köpfelte aus kurzer Distanz ins Tor (86.).

VfB Stuttgart - FC Schalke 04 5:1 (3:1), Tore: 1:0 Endo (10.), 2:0 Endo (26.), 3:0 Kalajdzic (34.), 3:1 Kolasinac (40.), 4:1 Klement (88.), 5:1 Didavi (90.+2)

Schalkes Coach Christian Gross bekam vor dem Spiel eine sinnige Frage gestellt. Ob er es bereue, den Trainerjob beim abstiegsbedrohten Revierklub angetreten zu haben? "Nein, nein", beteuerte Gross bei Sky, sah dabei aber ziemlich traurig aus. In den vergangenen Tagen waren Gerüchte aufgekommen, wonach sich die Spieler intern gegen die Weiterbeschäftigung von Gross ausgesprochen hätten. Die Vereinsführung dementierte, doch bei solchen Gerüchten ist es meist so: Irgendwas wird dran sein.

Gross ging also deutlich angezählt in seine zehnte Partie als Schalker Trainer, und durfte gleich mit ansehen, wie der Stuttgarter Wataru Endo ungedeckt am zweiten Pfosten zu seinem ersten Bundesligatreffer einschob (10.). Bis zum zweiten dauerte es nicht lange, Endo war wieder allein im Fünfmeterraum unterwegs, natürlich ohne Bewachung - das 2:0 (26.). Wenige Minuten später, Kopfball Sasa Kalajdzic, 3:0 für Stuttgart (34.).

War Schalke noch zu retten? Nö, obwohl die Chancen vorhanden waren: Sead Kolasinac schaffte Anschlusstreffer Nummer eins, Nabil Bentaleb stand sehr kurz vor Anschlusstreffer Nummer zwei - er vergab aber Mitte der zweiten Halbzeit vom Elfmeterpunkt. Stuttgart machte es besser, am Ende stand es gar 5:1; das Ergebnis fiel etwas zu hoch aus, aber so ist das bei Schalke eben. Trainer Christian Gross wirkte noch trauriger als vor dem Anpfiff.

Borussia Dortmund - Arminia Bielefeld 3:0 (0:0), Tore: 1:0 Dahoud (48.), 2:0 Sancho (58., Foulelfmeter), 3:0 Reinier (81.)

Für Roman Bürki ist es ein neues, ungewohntes Gefühl: Er ist fit, hat seine Schulterverletzung überstanden - und saß gegen Bielefeld trotzdem nur auf der Dortmunder Bank. Trainer Edin Terzic sah keine Veranlassung, Marwin Hitz aus der Startelf zu werfen, also saß Bürki da, eingehüllt in die dicke Jacke, und verfolgte eine arg lethargische erste Halbzeit des BVB. Marco Reus drosch den Ball einmal an die Latte, sonst war nicht viel.

Kann so nicht weitergehen, dachte sich Mo Dahoud, und haute direkt nach Wiederanpfiff einen 20-Meter-Schuss in den Bielefelder Kasten. Der gröbste Bielefelder Widerstand war damit gebrochen, Sancho verwandelte einen völlig berechtigten Foulelfmeter, Bielefeld wechselte dreifach, Dortmund geriet aber nicht mehr in Bedrängnis. Der Brasilianer Reinier traf auch noch. Das bedeutet Tabellenplatz fünf, immerhin. Stand jetzt reicht das aber nur für die Europa League.

VfL Wolfsburg - Hertha BSC 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Klünter (38., Eigentor), 2:0 Lacroix (89.)

Für Hertha BSC war es ein Spiel, in dem nichts, aber auch gar nichts passte. Erster Akt: Eigentor Lukas Klünter. Dann verletzten sich ziemlich schnell nacheinander Matheus Cunha und Sami Khedira, beide wurden ausgewechselt. Geht nicht schlimmer? Doch! Auf der Jagd nach dem Ausgleichstreffer wurde Hertha erst ein Elfmeter zugesprochen, den Schiedsrichter Bastian Dankert nach dem Videostudium aber wieder einkassierte (83.). Und dann traf Krzysztof Piątek kurz vor Schluss auch noch den Pfosten (84.).

Die Wolfsburger dagegen können sich auf die Teilnahme an der Champions League einstellen. Wird schon klappen, wenn die Gegner weiter so zuverlässig mithelfen - und wenn auch Spiele gewonnen werden, bei denen die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner kaum einen eigenen Torschuss zustande bringt. Am Ende war es das siebte Spiel in Serie ohne Gegentor - die Hertha dagegen kann am Sonntag auf den Relegationsrang abrutschen.

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