Bundesliga:Union klarer Stadtmeister

Bundesliga: Sheraldo Becker feiert sein Tor.

Sheraldo Becker feiert sein Tor.

(Foto: Tobias Schwarz/AFP)

Hertha geht im eigenen Stadion unter, Bielefeld muss erneut eine schlimme Kopfverletzung erleben - und gibt später leichte Entwarnung, Köln dreht das Spiel gegen Mainz. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp, Anna Dreher, Martin Schneider und Jonas Wengert

Hertha BSC - 1. FC Union Berlin 1:4 (0:1), Tore: 0:1 Genki Haraguchi (31.), 1:1 Timo Baumgartl (49., Eigentor), 1:2 Grischa Prömel (53.), 1:3 Sheraldo Becker (74.), Sven Michel (85.)

Felix Magath hatte Erstaunliches zu berichten, für manch langjährigen Ligabeobachter gar Revolutionäres: "Das ist sowieso ein unmögliches Klischee. Der Medizinball hat bei mir im Trainingsprogramm über die Saison gesehen vielleicht einen Anteil von einem Prozent", legte der Hertha-Coach vor dem Berliner Derby gegen Union offen. "99 Prozent geht ohne Medizinball vonstatten. Insofern ist das alles übertrieben und Quatsch." Wie bitte? Da boten sich natürlich reichweitenstarke Überschriften an: "Magath distanziert sich von Medizinbällen", zum Beispiel. Gespielt wurde bei der Berliner Stadtmeisterschaft dann jedenfalls mit einem handelsüblichen Fußball - und mit dem kamen die Gäste aus dem Osten besser klar. Früh drängte Union die Hertha hinten rein, gleich mehrfach ergaben sich ausgezeichnete Chancen.

Eine nutzte der Japaner Genki Haraguchi (obacht Deutschland bei der WM!) zum 0:1, als sein Flugkopfball nach Flanke von Sheraldo Becker einschlug. Und Felix Magath? Der verfolgte stoisch den Gute-Laune-Kick vor ausverkaufter Kulisse. Gute Laune deswegen, weil kurz nach der Pause quasi aus dem Nichts das 1:1 fiel. Belfodil lief rechts in die Tiefe, passte flach nach innen, dort stolperte Baumgartl den Lederball (sic!) ins eigene Tor. Grischa Prömel gab jedoch die passende Antwort, als er - erneut per Kopf - das 2:1 erzielte, ehe der Niederländer Becker seinen starken Auftritt mit dem 3:1 krönte. Das 4:1 von Sven Michel führte dann direkt zum Fazit: Im Nebelschwadenrauch der Berliner Ultra-Szene war Union die überlegene Elf. Und es hätte schon mit 20 Medizinbällen zugehen müssen, damit Magaths Hertha hier eine Chance gehabt hätte.

FC Bayern München - FC Augsburg 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Robert Lewandowski (82. Minute)

Sie kennen in München diese Sandwich-Spiele zwischen zwei Champions-League-Abenden nur allzu gut. Wobei man natürlich Belegte-Semmel-Spiele sagen müsste, aber das klingt ein bisschen sperrig. Das Ziel ist jedenfalls immer gleich: Mit möglichst wenig Aufwand gewinnen, vor allem soll sich aber keiner verletzten. Insofern war die wichtigste Szene der ersten Halbzeit aus Münchner Sicht, als Robert Lewandowski nach einem Knöcheltritt von Reece Oxford wieder einigermaßen rund lief. Und das mit dem Gewinnen hat auch noch geklappt. Lewandowski erzielte sein 32. Saisontor per Elfmeter in der 80. Minute, Oxford war mit der Hand dran.

Es war das aus Augsburger Sicht unglückliche Ende eines Spiels, in dem der FCA natürlich überhaupt keine Rücksicht auf irgendwelche Champions-League-Spiele nahm und seinen garstigen Abstiegskampf-Fußball zelebrierte. Der führte zu einer erneut torschusslosen Halbzeit der Münchner, auch eine FCA-Führung war möglich, doch die zuletzt wacklige Bayern-Abwehr hatte immer noch einen Fuß dazwischen. Erst mit zunehmender Spieldauer, müder werdenden Augsburgern und nach der Einwechslung von Jamal Musiala wurde das Team von Julian Nagelsmann gefährlicher. Aber ob es ohne Elfmeter gereicht hätte? Gegen Villarreal braucht es jedenfalls eine Steigerung, aber das ist sowieso allen klar.

VfL Wolfsburg - Arminia Bielefeld 4:0 (2:0), Tore: 1:0 und 2:0 Lukas Nmecha (11., 38.), 3:0 Maximilian Arnold (43.), 4:0 Max Kruse (53.)

Es war das zweite Bundesligaspiel in Folge bei dem das sportliche Geschehen aus Bielefelder Sicht in den Hintergrund rückte. Beim Unentschieden vergangenes Wochenende gegen den VfB Stuttgart musste Fabian Klos nach einem heftigen Zusammenprall mit seinem Teamkollegen Alessandro Schöpf vom Platz getragen werden. Diagnose: Schädelbruch. Es war der zweite in Klos' Karriere, der für den Publikumsliebling das Saisonaus und gleichzeitig das Ende seiner Zeit bei der Arminia bedeutete. Er wird den Verein nach der Spielzeit verlassen.

In Wolfsburg krachten nach einer knappen halben Stunde Bielefelds Cédric Brunner und sein Gegenspieler Jonas Wind bei einem Eckball mit den Köpfen zusammen. Brunner sank bewusstlos zu Boden, wurde mehrere Minuten auf dem Platz behandelt und anschließend auf einer Trage abtransportiert. Am Abend gab der Verein zumindest leichte Entwarnung: Erste Untersuchungen hätten keine schwere Kopfverletzung ergeben, aufgrund der zwischenzeitlichen Bewusstlosigkeit bleibe Brunner aber zur Überwachung zunächst im Krankenhaus.

Zum Zeitpunkt des Zusammenpralls lag die Arminia nach einem Tor von VfL-Stürmer Lukas Nmecha bereits mit 0:1 in Rückstand und war den Wolfsburgern deutlich unterlegen. Ob der Ereignisse war es nur allzu verständlich, dass sich dieser Leistungsunterschied im weiteren Verlauf der Partie vergrößerte.

Bundesliga: Trat als Doppeltorschütze in Erscheinung: VfL-Angreifer Lukas Nmecha.

Trat als Doppeltorschütze in Erscheinung: VfL-Angreifer Lukas Nmecha.

(Foto: Stuart Franklin/Getty)

Noch vor der Halbzeit erzielte Nmecha seinen zweiten Treffer, unmittelbar danach sorgten Maximilian Arnold per Freistoß und Max Kruse per Kopf für den 4:0-Endstand. Wolfsburg, nach einer Corona-Infektion wieder mit Trainer Florian Kohfeldt an der Seitenlinie, gelang nach drei Niederlagen in Serie ein wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Bielefeld bleibt nach nun sechs Spielen ohne Erfolg mit 26 Punkten auf dem Relegationsplatz.

1. FC Köln - FSV Mainz 05 3:2 (0:1), Tore: 0:1 Jonathan Burkardt (14.), 0:2 Karim Onisiwo (55.), 1:2 Ellyes Skhiri (60.), 2:2 Dejan Ljubicic (78.), 3:2 Luca Kilian (82.)

In Köln war die Euphorie allein deshalb riesig, weil das Stadion wieder komplett gefüllt werden durfte - und mit 50 000 Zuschauern ausverkauft war. Die Stimmung erhielt zunächst einen Dämpfer, als Mainz in Führung ging. Bitter war, dass der Schuss von Jonathan Burkardt womöglich gar nicht reingegangen wäre, hätte Luca Kilian diesen nicht abgefälscht. Mainz hätte schon früher erhöhen können, wartete damit aber bis nach der Pause, als sich Karim Onisiwo auf der rechten Seite nicht aufhalten ließ.

Bundesliga: Vom Pechvogel zum Comeback-Helden: Beim ersten Mainzer Tor lenkte Kölns Luca Kilian den Ball unglücklich ins eigene Netz, kurz vor Spielende schoss er den 3:2-Siegtreffer für sein Team.

Vom Pechvogel zum Comeback-Helden: Beim ersten Mainzer Tor lenkte Kölns Luca Kilian den Ball unglücklich ins eigene Netz, kurz vor Spielende schoss er den 3:2-Siegtreffer für sein Team.

(Foto: Imago)

War bei den Gastgebern nicht Anthony Modeste nach einer krankheitsbedingten Pause zurück in der Startelf? Würde das keinen Unterschied machen? Machte es! Einen Eckball lenkte der Torjäger per Kopf Richtung Tor, Ellyes Skhiri gab diesem mit dem gleichen Körperteil den entscheidenden Richtungswechsel - und die Kölner waren wieder da. Den Schwung nahmen sie mit, wurden gefährlicher und am gefährlichsten war dann Dejan Ljubicic mit seinem wuchtigen Schuss. Abgerundet wurde das große Comeback schließlich dadurch, dass der von Mainz ausgeliehene Kilian seinen vorherigen Patzer wieder gutmachte und den Siegtreffer erzielte. Spätestens da war die Euphorie bei allen Kölnern noch riesiger.

SpVgg Greuther Fürth - Borussia Mönchengladbach 0:2 (0:2), Tore: 0:1 Marcus Thuram (19.), 0:2 Alassane Pléa (24.)

Schiedsrichter Tobias Stieler musste unter der Woche einiges an Kritik einstecken. Beim Spiel Augsburg gegen Mainz nahm er als Videoschiedsrichter einen klar ungerechtfertigten Elfmeterpfiff des Unparteiischen Matthias Jöllenbeck zugunsten des FCA nicht zurück - selbst Jöllenbeck sagte mit Blick auf die Bilder, er hätte sich gewünscht, man hätte ihn an dieser Stelle korrigiert.

Beim Spiel Fürth gegen Gladbach war Stieler nun als leitender Schiedsrichter auf dem Rasen und musste wiederum mit seinem VAR Markus Schmidt Rücksprache halten. Nach 20 Minuten tänzelte Gladbachs Stefan Lainer durch den Fürther Strafraum und blieb dann doch am Bein von Timothy Tillman hängen - Stieler pfiff nicht. Es dauerte dann mehrere Minuten bis zur nächsten Spielunterbrechung in welcher sich der Kölner Keller meldete und Stieler anwies, sich die Szene nochmals anzuschauen. Letztendlich gab es Elfmeter für die Gäste. Regeltechnisch lief die Entscheidung korrekt, sorgte aber ob der zeitlichen Verzögerung dennoch für Stirnrunzeln bei den Fürthern.

Bundesliga: Französische Koproduktion zur Gladbacher Führung: Marcus Thuram (rechts) verwandelt eine feine Vorarbeit seines Landsmanns Alassane Pléa.

Französische Koproduktion zur Gladbacher Führung: Marcus Thuram (rechts) verwandelt eine feine Vorarbeit seines Landsmanns Alassane Pléa.

(Foto: Harald Bremes/Imago)

Alassane Pléa verwandelte den Strafstoß zum 0:2. Bereits kurz zuvor hatte Marcus Thuram nach einem perfektem Zuspiel von Pléa die Gladbacher Führung erzielt. Der Sieg der Borussia beim Tabellenschlusslicht war trotz einer Leistungssteigerung der Fürther in der zweiten Hälfte zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Für Gladbach dürfte der Klassenverbleib damit fünf Spieltage vor Saisonende ebenso feststehen wie der Abstieg der Franken in die zweite Liga.

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