Bundesliga:Das nächste VfB-Comeback

Torjubel 1:1 Ausgleich Stuttgart, V.li. Konstantinos Mavropanos (VfB) , Torschütze Waldemar Anton (VfB) .Atakan Karazor

Waldemar Anton erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich.

(Foto: IMAGO/Avanti)

Stuttgart dreht eine emotionale Partie gegen Augsburg, Mainz verwandelt drei Elfmeter, Freiburg lässt Punkte. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Felix Haselsteiner und Martin Schneider

FC Bayern München - 1. FC Union Berlin 4:0 (3:0), Tore: 1:0 Kingsley Coman (16.), 2:0 Tanguy Nianzou (25.), 3:0 Robert Lewandowski (45.+1, Foulelfmeter), 4:0 Robert Lewandowski (47.)

In München wird gerade viel über Robert Lewandowski geredet und der Grund ist, dass offenbar noch nicht mit Robert Lewandowski geredet wurde. Eigentlich stünden Vertragsgespräche an, der Kontrakt des Weltfußballers läuft 2023 aus, doch es gibt keine Fortschritte zu vermelden, was die Nachfragen an Sportvorstand Hasan Salihamidzic nur noch hartnäckiger werden lassen. Gegen Union Berlin lieferte der Stürmer mal wieder Argumente, wobei es daran ja noch nie gemangelt hat. Lewandowski erzielte seine Saisontreffer 30 und 31, 42 wären ein neuer Rekord nach seinem neuen Rekord in der vergangenen Saison.

Den Rahmen für diese Torejagd bot ein Spiel gegen Union Berlin, das zu Beginn munterer war, als es das spätere Ergebnis erahnen ließ. Die Eisernen kamen zu Chancen, eine Weltklasseparade von Neuer gegen einen Knoche-Volley verhinderte in der 21. Minute den Ausgleich, nachdem Coman einen Ball ins Netz gedonnert hatte. Tanguy Nianzou, der neben Upamecano und Stanisic die improvisierte Abwehr bildete, erzielte per Kopf seinen Premierentreffer und dann ging es dahin für Union. Bayern zieht in der Tabelle wieder auf sieben Punkte davon, Dortmund kann morgen gegen Köln der Liga zumindest eine kleine Resthoffnung auf Spannung bewahren.

Hertha BSC - TSG Hoffenheim 3:0 (1:0), Tore: 1:0 Niklas Stark (39., nach Videobeweis), 2:0 Ishak Belfodil (63.), 3:0 David Raum (74., Eigentor)

Mark Fotheringham hat schon in der vierten schottischen Liga (FC Cowdenbeath, 2017-2019) trainiert und wenn das nicht Qualifikation genug ist, vor dem Spiel über Einsatzwille zu sprechen, was dann? Felix Magath hatte ja nach seiner vielbeachteten Vorstellung als Hertha-Trainer einen positiven Corona-Test, und so stand nun der Co-Trainer an der Seitenlinie und vor den Mikrofonen im Olympiastadion und sagte, seine Spieler sollten "die Handbremse lösen".

Ohne Reibungsverluste starteten die Berliner in der Tat in diese Partie gegen von Corona dezimierte Hoffenheimer, aber an Einsatz hatte es in den vergangenen Woche, soweit man das beurteilen konnte, bei der Hertha ja nicht gemangelt. Eher an den Fähigkeiten.

Wie der 3:0-Sieg nun zu erklären ist? Mehr Einsatz? Mehr Fähigkeiten? Ein Fotheringham-Effekt? Ein spezielles Standard-Training? Jedenfalls ging Hertha schon nicht unverdient in Führung. Niklas Stark, vor einer Viererkette im Mittelfeld aufgeboten, köpfte eine Flanke von Marvin Plattenhardt ins Tor. Zunächst hatte das Schiedsrichter-Gespann auf Abseits entschieden, doch die kalibrierte Linie bewies die Korrektheit des Treffers, was insofern eine schöne Geschichte ist, als dass man bei Magaths Trainerdebüt 1993 unter einer kalibrierten Linie noch höchstens einen halbwegs gerade gezogenen Kreidestrich verstand.

Auch das 2:0 und das 3:0 fielen nach Plattenhardt-Freistoßflanken, einmal war Ishak Belfodil dran, einmal war Hoffenheims David Raum zuletzt am Ball. Die Kameras zeigten danach Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic, der im goldenen Licht der untergehenden Sonne sehr zufrieden aussah.

Bundesliga: Rückstand aufgeholt: Der VfB Stuttgart mit Tiago Tomas (links) geriet gegen den FC Augsburg zwar ins Hintertreffen, war dann aber umso präsenter.

Rückstand aufgeholt: Der VfB Stuttgart mit Tiago Tomas (links) geriet gegen den FC Augsburg zwar ins Hintertreffen, war dann aber umso präsenter.

(Foto: Tom Weller/dpa)

VfB Stuttgart - FC Augsburg 3:2 (1:2), Tore: 0:1 André Hahn (6.), 1:1 Waldemar Anton (44.), 1:2 Michael Gregoritsch (45.), 2:2 Omar Marmoush (79.), 3:2 Tiago Tomas (85.)

Wilder Abstiegskampf? Hochklassiger Abstiegskampf! Der VfB Stuttgart und der FC Augsburg duellierten sich nicht nur höchst intensiv um einen Platz in der Bundesliga, sondern boten beim 3:2 vor 60 000 Zuschauern auch noch ein sehenswertes Fußballspiel, mit zahlreichen Führungswechseln, viel Offensive und Traumtoren.

Die Augsburger kamen durch André Hahn zur frühen Führung (6. Minute), das Kommando übernahm jedoch relativ schnell der VfB: Die Stuttgarter erspielten sich die besseren Gelegenheiten und belohnten sich mit dem 1:1 durch Waldemar Anton (44.) - nur um kurz darauf wiederum das 1:2 zu kassieren (Gregoritsch, 45+1.). Der VfB blieb in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft und drehte, wie schon vor zwei Wochen gegen Gladbach, noch das Spiel: Marmoush traf sehenswert per direktem Freistoß (79.), Tiago Tomas mit voller Wucht zum 3:2 in den Winkel (85.). Ein Sieg, der den VfB zum FCA aufschließen ließ - und bei Zuschauern fast schon Lust auf mehr Abstiegskampf wecken konnte.

Bundesliga: Einer von Dreien: Jonathan Burkardt verwandelt den zweiten Elfmeter für Mainz gegen Bielefeld.

Einer von Dreien: Jonathan Burkardt verwandelt den zweiten Elfmeter für Mainz gegen Bielefeld.

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

FSV Mainz 05 - Arminia Bielefeld 4:0 (1:0), Tore: 1:0 Jonathan Burkardt (1.), 2:0 Moussa Niakhate (65., Foulelfmeter), 3:0 Jonathan Burkardt (75., Foulelfmeter), 4:0 Marcus Ingvartsen (79., Foulelfmeter)

Die Bundesliga bietet immer wieder neue Geschichten, heute: Probleme mit der Schiedsrichter-Uhr. Der Chronograph von Felix Zwayer zeigte in der 15. Minute einen Treffer an, der Mainzer Niakhaté hatte in Richtung Bielefeld-Keeper Ortega geköpft, doch die Fernsehbilder zeigten eindeutig, dass der Ball die Linie nicht überquert hatte. Das sah zum Glück auch der Videoschiedsrichter, sagte Zwayer, er solle seiner Uhr nicht trauen, und das Tor annullieren. Und so geschah es.

Das Spiel begann derweil sehr unmittelbar. Jonathan, genannt "Jonny", Burkhardt traf nach nicht einmal 30 Sekunden zur Führung. Burkhardt, der zur allgemeinen Überraschung ja nicht der nächster Mainzer Nationalspieler wurde, obgleich er Kapitän der U21-Nationalmannschaft ist. Stattdessen nominierte Bundestrainer Hansi Flick Anton Stach, der allerdings gegen Bielefeld wegen einer Gelbsperre nicht auflaufen durfte.

Es folgten nicht ein, nicht zwei, nein, drei Elfmeter für Mainz, die von Niakhaté, Burkhardt und Ingvartsen innerhalb von 14 Minuten verwandelt wurden - ebenfalls ein Fall für die Geschichtensammlung der Bundesliga.

Bundesliga: Immerhin ein Punkt: Greuther Fürth mit Haavard Nielsen (am Ball) hat den Freiburgern (Nico Schlotterbeck, rechts) das Leben schwer gemacht.

Immerhin ein Punkt: Greuther Fürth mit Haavard Nielsen (am Ball) hat den Freiburgern (Nico Schlotterbeck, rechts) das Leben schwer gemacht.

(Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Greuther Fürth - SC Freiburg 0:0 (0:0)

In der selten zitierten, aber oft sehr aussagekräftigen Rückrundentabelle hat Greuther Fürth nun zehn Punkte geholt, was die Ausbeute eines soliden Ligateilnehmers ist. Und so spielt der Aufsteiger mittlerweile auch und ist in der Lage, dem Champions-League-Aspiranten Freiburg das Leben extrem schwer zu machen. Zwar wären drei Punkte für das Team von Christian Streich aufgrund der besseren Chancen in der zweiten Halbzeit (Haberer trifft in der 66. Minute die Latte) ebenfalls verdient gewesen. Fürth nimmt einen Punkt mit, der ihnen in der Rückrundentabelle hilft, in der entscheidenden Hin- und Rückrundentabelle aber sehr wahrscheinlich zu wenig ist, um nochmal ernsthaft in den Nicht-Abstiegskampf einzugreifen.

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