Bundesliga - 32. Spieltag:Die elf Entscheider

Nicht Mario Gomez, Grafite, Woronin oder Ribéry werden diese Meisterschaft entscheiden, sondern ein Stürmer mit Torflaute, leistungsschwankende Torhüter und ein möglicher Doppelgänger. Die sueddeutsche.de-Elf der Entscheider.

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Der Kampf um den Titel hängt neben den Verteidigungs -und Einnetzfähigkeiten der Spitzenteams in der entscheidenden Saisonphase auch von Zufällen ab. Ein Papierkügelchen auf dem Rasen hier, ein geblendeter Torhüter dort - vorhersagen lässt sich in diesem spannenden Vierkampf gar nichts mehr. Und doch liefert die sueddeutsche.de-Elf des Tages der Entscheider einen Ausblick auf Bundesligaspieler, die eine besondere Rolle spielen könnten.

Lucio (FC Bayern)

Da zerbricht sich Jürgen Klinsmann zehn Monate lang den Kopf, wer denn nun der bessere rechte Außenverteidiger sein könnte: Massimo Oddo oder Christian Lell. Dabei hätte eine kleine Verletzung und eine Umfrage in der Kabine genügt - und schon wäre der Brasilianer Lucio eingesprungen wie beim Spiel gegen Leverkusen. Er durfte nach vorne rennen, was er ziemlich oft ziemlich ungestüm tat - und er schlug innerhalb von 90 Minuten mehr gefährliche Flanken als Lell und Oddo in der gesamten Rückrunde. Dieser Effekt könnte dem FC Bayern zu zwei Siegen verhelfen. Doch Vorsicht: Am letzten Spieltag trifft Lucio auf einen, der schon vor zwei Jahren zum Meistermacher wurde.

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Andreas Beck (TSG Hoffenheim)

Eigentlich müsste Andreas Beck dem FC Bayern dankbar. Die Münchner haben den 22-Jährigen praktisch zum Nationalspieler gemacht. Im vergangenen Dezember war das, als Andreas Beck dem Franzosen Franck Ribéry derart unangenehm auf den Füßen stand, dass dieser irgendwann die Lust am Spiel verlor und Hoffenheim gute Chancen hatte, in München zu bestehen. Hoffenheim bestand dann nicht, weil Beck nicht auch noch Luca Toni auf den Füßen stehen konnte.

Inzwischen macht Hoffenheim nicht mehr den Eindruck, noch irgendwie, irgendwo gegen Bayern München bestehen zu können. Franck Ribéry rennt wieder wie aufgezogen herum, und nun auch noch Lukas Podolski. Meistens über links übrigens, womit man vor dem Spiel am Samstag in Sinsheim wieder bei Andreas Beck landet. Kann der junge Nationalmannschafts-Rechtsverteidiger die aufgezogenen Bayern-Linksspurter aufhalten? Die Konkurrenz aus Wolfsburg, Berlin und Stuttgart wird die Daumen halten.

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Andrea Barzagli (VfL Wolfsburg)

Ob Wolfsburg am 23. Mai zum ersten Mal eine Deutsche-Fußball-Meisterschaft feiert, hängt von Grafite und Edin Dzeko und vielleicht noch ein bisschen von Zvjezdan Misimovic ab. Diese Annahme hat eine gewisse Berechtigung, wenn man die Qualität als Maßstab nimmt. Ist die Quantität der Leistung indes vorrangig, ist Andrea Barzagli eindeutig Wolfsburgs Meistermacher.

Der italienische Innenverteidiger hat alle 32 Bundesliga-Partien des VfL von vorne bis hinten mitgemacht, er ist die Konstante im Wolfsburger Spiel, knapp vor Linksverteidiger Marcel Schäfer (einmal ausgewechselt). Auch Mittelfeldspieler Josué war immer dabei, musste aber zwei Auswechslungen und eine Einwechselung hinnehmen. Schlimmer noch war allerdings sein Eigentor zum 1:2 im letzten Hinrundenspiel in Bremen. Vielleicht nimmt Felix Magath das als böses Omen und lässt den Brasilianer am letzten Spieltag wieder gegen Bremen ganz draußen. Auf Barzagli aber, auf den wird er nicht verzichten.

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Mikael Forssell (Hannover 96)

Hannover 96 heißt am Samstag den Nachbarn VfL Wolfsburg willkommen und wenn es schon für die Hannoveraner um nichts mehr geht, dann um dieses: Unter keinen Umständen den Nachbarn beim Jubeln mit der Meisterschale zuschauen müssen. Aber wie soll 96 das anstellen? Antwort: Es geht nur über die Stürmer.

Hinten ist ohnehin Hopfen und Malz verloren in Hannover, Robert Enke würden da zehn Hände nicht helfen. 62 Gegentore ist Ligaspitze, und nun kommen Grafite, Dzeko, Misimovic. Also muss Hannover vorne mehr Treffer erzielen, als die marode Hintermannschaft einsteckt. Und da Trainer Dieter Hecking zuletzt nur mit einer Spitze spielen ließ, heißt die Hoffnung Mikael Forssell.

Sieben Tore hat der immerhin schon geschossen und fünf Vorlagen gegeben. In der Klub-Scorer-Liste nimmt er damit Platz eins ein. Also auf, du Finne, werden sich die Münchner denken, am besten wie damals in Birmingham gegen Tottenham. Drei Tore hat er im März 2008 erzielt. Und das wäre sogar für Grafite und Dzeko und Misimovic eine harte Nuss zu knacken.

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Diego (Werder Bremen)

In den vergangenen Wochen präsentierte sich der brasilianische Spielmacher als Teilzeitarbeiter: An Bundesliga-Spieltagen war er meist verletzt oder angeschlagen, in den Wettbewerben DFB-Pokal und Uefa-Cup dagegen brachte er seine Mannschaft jeweils ins Finale. Nun ist Diego allerdings im Endspiel gegen Donezk gesperrt - und könnte deshalb am letzten Spieltag in Wolfsburg auflaufen.

Dort könnte er die Münchner zum Meistertitel schießen - indem er dem VfL Wolfsburg eine Niederlage zufügt. Vielleicht aber straft er auch Kalle Rummenigge ab, der ihm nach dem ewigen Transfertheater nun eine Absage erteilte und verzichtet in seinem letzten Spiel im Werder-Dress auf jegliche Magie.

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Manuel Neuer (FC Schalke)

Sieg gegen Schalke, Sieg in Karlsruhe - und dann müssen Wolfsburg und München ebenfalls zwei Mal gewinnen, um Hertha BSC Berlin als Sensations-Meister 2009 zu verhindern. Wer soll eigentlich die Hertha noch aufhalten?

Mit Karlsruhe ist derart wenig los, dass die Suche nach einem Hertha-Aufhalter in Schalke beginnen muss. Kevin Kuranyi? Nein. Halil Altintop? Wohl auch nicht. Benedikt Höwedes? Purzelte beim Gladbacher 1:0 am Sonntag recht hilflos umher. Bleibt nur Manuel Neuer. Ja, Neuer. Der muss nur die meist wenigen Berliner Chancen halten (Berlin hat laut Statistik die wenigsten Torchancen der vier Meister-Kandidaten), vielleicht muss er einen Elfmeter halten (wie gegen Gladbachs Marin) und vielleicht kommt alles ganz anders.

Denn wer Neuer im Spiel gegen den VfB zusah, dem konnte richtig mulmig zu Mute werden. Vor dem 2:1 von Marica unterlief ihm nach einem Hitzlsperger-Schuss ein Fangfehler, als er wieder den Volleyball-Bagger probierte und so den Siegtreffer von Marica ermöglichte

Keine Frage: Neuer wird diese Meisterschaft entscheiden - so oder so.

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Joshua Kennedy (Karlsruher SC)

Nein, es geziemt sich nun wirklich nicht, über jemanden Witze zu machen, der in einer tiefen Krise steckt. Denn sonst müsste man an dieser Stelle anmerken, dass der australische Stürmer seit 439 Tagen kein Bundesliga-Tor erzielt hat. Man könnte auch sagen, dass der Torwart Hans-Jörg Butt in einer Spielzeit (1999/2000) mehr Bundesliga-Tore (neun) erzielte als der Angreifer Kennedy in seiner gesamten Karriere (sieben).

Deshalb sei an dieser Stelle gesagt, dass nach Informationen aus dem Umfeld von Kennedy die Torflaute nach exakt 449 Tagen beendet sein wird - und er am letzten Spieltag gegen Hertha BSC vier Tore schießt und die Berliner deshalb nicht Meister werden.

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Ludovic Magnin (VfB Stuttgart)

Bei den Flanken von Ludovic Magnin gibt es gewöhnlich nur zwei Varianten: Entweder sorgen sie für höchste Gefahr für das gegnerische Tor oder für höchste Gefahr für die Zuschauer in den ersten beiden Sitzreihen. Gewöhnlich hält sich das Verhältnis die Waage, in der Saison 2006/2007 jedoch schlug Magnin plötzlich ausschließlich Flanken, die zu Toren führten.

Diese Quote schafft der Schweizer nun auch wieder, weshalb der VfB Stuttgart am letzten Spieltag über die Meisterschaft entscheiden kann: entweder für Wolfsburg, für Hertha BSC Berlin, für den FC Bayern - oder gar für den VfB Stuttgart.

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Lukas Podolski (FC Bayern)

Die Beobachter des FC Bayern haben sich an den vergangenen drei Spieltagen die Augen gerieben: Lukas Podolski spielte, er bereitete Treffer vor und schoss selbst Tore vor. Man fragte sich, wer denn dieser Stürmer war, der unter Jürgen Klinsmann kaum spielte, kaum Tore vorbereitete und noch weniger erzielte: ein Zwillingsbruder? Ein Doppelgänger?

Ein Podolski in dieser Form jedenfalls kann dem FC Bayern helfen, die verbleibenden beiden Spiele zu gewinnen. Ob das dann zur Meisterschaft reicht, weiß allerdings nicht einmal Podolski: "Wir sind auf die Hilfe andere angewiesen."

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Cacau (VfB Stuttgart)

Vielleicht haben ihm Jogi Löws Andeutungen auf einen Einsatz in der Nationalmannschaft Auftrieb gegeben - der Deutsch-Brasilianer Cacau jedenfalls präsentierte sich gegen Schalke in absoluter Meisterform. Überhaupt, die Stürmer des VfB scheinen in dieser entscheidenden Phase alles rauszureißen. Ciprian Marica nutzte die Gomez-Absenz für ein ganz wichtiges Tor zum 2:1-Sieg in der Arena auf Schalke.

Ein Entscheider könnte Cacau auf zwei Arten werden: Entweder er schießt den VfB in München am letzten Spieltag zum Titel oder er verweigert den Torschuss, denn: in ihm fließt Münchner Blut - er spielte in der Saison 2000/2001 bei Türk Gücü München. Könnte ein verhängisvolles Saisonfinale für ihn werden.

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Boubacar Sanogo (TSG Hoffenheim)

Hoffenheim gegen Bayern heißt es am kommenden Wochenende. Da kommt es natürlich ganz besonders auf Boubacar Sanogo (rechts) an. Wer jetzt denkt "Wie bitte?", dem sei gesagt: Der Hoffenheimer Winterneuzugang könnte deswegen entscheidend in den Titelkampf eingreifen, weil er nicht eingreift.

Die Bayern könnten ihren größten Hinrundenrivalen locker besiegen und Sanogo würde weiter im Trend seiner ganzen Karriere bleiben: Er trifft nämlich immer nur zu Beginn seiner Zeit bei einem neuen Klub. Das war schon in Kaiserslautern so, in Bremen, in Hamburg und nun in Hoffenheim, wo ihm zum Start der Rückrunde gleich zwei Treffer gelangen - seitdem: Nichts!

Gefährlich ist nur, dass Sanogo noch einen Arbeitgeber für die kommende Saison sucht - und in diesen Zeiten trifft jeder Stürmer gerne.

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