Bundesliga: 24. Spieltag:Aufgeheizt und aufgepumpt

Zé Roberto kehrt im HSV-Trikot nach München zurück, der FC Bayern tritt im Jubiläumshemd an, und Bancé muss Balljunge spielen. Die Bundesliga-Vorschau

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Kevin Großkreutz, Getty

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Schalke 04 - Borussia Dortmund (Freitag, 20.30 Uhr)

Es ist wie immer: Das Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund sorgt für Zündstoff. Und die Verantwortlichen sind bemüht die Emotionen in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Clubs richteten einen gemeinsamen Appell an ihre Fans und forderten die Anhänger zu einem gewaltfreien und fairen Umgang miteinander auf. Schalke-Coach Felix Magath sagte, er sei sich erst beim Hinspiel in Dortmund so richtig klar geworden über das besondere Flair des Duells. "Die Bedeutung des Ruhrderbys hat eine andere Dimension als andere Derbys. Aber es bleibt ein sportlicher Wettkampf", mahnte er. Allein die Tabellenkonstellation verspricht Brisanz: Der Dritte Schalke und der Fünfte BVB sind nur durch sechs Punkte getrennt. Und die Vorkommnisse nach dem Schalker 1:0-Hinspielsieg erhitzen noch immer die Gemüter.

BVB-Profi Kevin Großkreutz (im Bild) hatte damals behauptet, er sei von Schalke-Keeper Manuel Neuer tätlich angegriffen worden, was dieser vehement bestritt. Großkreuz hatte schon vorher über seine Schalke-Allergie gesprochen: "Ich hasse Schalke wie die Pest." Und in einem Fragebogen kreuzte er an: Wenn mein Sohn Schalke-Fan wird, dann - kommt er ins Heim! Dass Großkreutz "auf Schalke" kein freundlicher Empfang winkt, macht Jürgen Klopp keine großen Sorgen. "Wir werden das mit ihm besprechen, ihm erzählen, was auf ihn zukommt und wie er sich zu verhalten hat", sagte der BVB-Coach, der auf Torjäger Luca Barrios (Gelbsperre) verzichten muss.

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Aristide Bancé, Getty

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FSV Mainz 05 - Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr)

Kapitän gesucht, der Mann mit der Binde lebt beim FSV Mainz 05 gefährlich. Drei potentielle Mannschaftsführer sind bereits ausgefallen. Schon länger fehlt Dimo Wache wegen Problemen an der Patellasehne, dann musste Marco Rose wegen einer Fußverletzung passen. Tim Hoogland laboriert an einer Verletzung des Außenmeniskus. Und jetzt ist auch noch fraglich, ob Nikolce Noveski gegen Werder Bremen spielen kann. Er quält sich mit einer Innenbanddehnung im Sprunggelenk. Muss auch er passen, bekommt Traiber Thomas Tuchel ein Problem. Wer dann die Spielführerbinde trägt, weiß er jedenfalls noch nicht: "Eine gute Frage. Ich rechne fest damit, dass Nikolce fit wird." Aristide Bancé (im Bild) jedenfalls hat keine Chance auf den Kapitänsposten. Den hatte Tuchel in der Woche nach einem Disput vorzeitig zum Duschen geschickt. Bancé wird zwar spielen, muss sich jedoch das Vertrauen das Trainers auch wieder erarbeiten: "Bancé hat jetzt zehn Tage Balldienst", sagte Tuchel. Das bedeutet: Bälle aufpumpen, Bälle holen, Bälle aufräumen.

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Oka Nikolov; Getty

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VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr)

Nun also Frankfurt. Frankfurt ist Bundesliga, Frankfurt ist Alltag. Im Vergleich zum FC Barcelona, gegen den der VfB während der Woche antreten musste, nein, durfte, ist das, als müsste man von Champagner auf Mumm-Sekt umsteigen. Stuttgarts Trainer Christian Gross weiß das, er sagt: "Um den Wechsel zwischen Champions League und Bundesliga hinzukriegen, muss man mental stark sein, und das sind meine Spieler". Vor drei Monaten waren Stuttgart und mentale Stärke noch so weit voneinander entfernt wie Frankfurt und Barcelona. Doch sechs Siege aus den vergangenen sieben Bundesliga-Spielen haben das Selbstbewusstein wachsen lassen. "Die Moral in der Mannschaft ist nach dem Highlight am Dienstag gut", sagte Gross. Hinzu kommt, dass die Stuttgarter derzeit von Verletzungspech verschont bleiben. Allein der Einsatz von Mittefeldspieler Sami Khedira ist fraglich.

Gesichert ist derweil der Verbleib von Oka Nikolov (im Bild) in Frankfurt. "Zu verbesserten Konditionen" habe der gebürtige Mazedonier bei der Eintracht laut Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen um zwei Jahre verlängert. Damit ist der Torhüter auf bestem Wege, Karl-Heinz Körbel zu überholen. Um wie Körbel 602 Spiele für die Eintracht zu absolvieren, fehlen Nikolov zwar noch fast 300. Doch gehört er dem Verein seit 1991 an und damit schon jetzt beinahe ebenso lange wie Körbel (19 Jahre). Nikolov war natürlich auch dabei, als Frankfurt zuletzt in der Liga gegen Stuttgart gewann, und das ist mittlerweile sieben Niederlagen und 46 Monate her: Es war am 22. April. 2006.

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Milos Maric; Getty

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VfL Bochum - FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr)

Unglaublich, es war tatsächlich der 12. Dezember 2009. Es ist inzwischen also tatsächlich mehr als drei Monate her, dass der VfL Bochum (ja, genau, DER VfL Bochum) ein Bundesliga-Spiel verloren hat, und das gegen van Gaals scheinbar unschlagbaren FC Bayern. Das entspricht sieben Spiele ohne Niederlage und Platz 13, weshalb Bochums Trainer Heiko Herrlich einen Satz im Schlussdrittel der Saison loswerden kann, den man in Bochum nicht gewohnt ist: "Wir haben keinen Druck, das Spiel gewinnen zu müssen. Wir wollen, aber der Druck liegt bei den Nürnbergern." Zudem kann sich Herrlich über die Genesung von Milos Maric (im Bild) freuen, der nach Leistenbeschwerden wieder in die Startelf des VfL Bochum zurückkehrt.

Der FC Nürnberg wiederum hat von den vergangenen zehn Spielen nur eines gewonnen, dafür aber van Gaals vermeintlich unschlagbarem FC Bayern zuletzt ein 1:1 abgetrotzt. Dennoch irren die Franken weiterhin im Tabellenkeller umher, und weil ein Unglück selten allein kommt, wurde der FC Nürnberg vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) diese Woche auch noch mit einer Geldstrafe von 6000 Euro belegt. Das Sportgericht ahndete damit einen Vorfall während des Punktspiels zwischem dem Club und dem VfB Stuttgart vom 6. Februar, als aus dem Nürnberger Zuschauerblock ein Feuerzeug auf das Spielfeld geworfen wurde, das den Schiedsrichter-Assistenten nur knapp verfehlte. Der Verein hat dem Urteil bereits zugestimmt.

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Idrissou, Getty

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Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr)

Robin Dutt ist nicht nur Fußballlehrer, Robin Dut ist seit vergangener Woche auch Moderator. Der Trainer des SC Freiburg tritt allerdings nicht im Fernsehen auf, sondern exklusiv in der Kabine seiner Mannschaft. Er moderiert auch keine lustige Unterhaltungssendung, sondern eine Reality-Show mit dem Hauptdarsteller Mohamadou Idrissou (im Bild). Der Stürmer hatte zuletzt über einige Mitspieler vom Leder gezogen und war vom Trainer auf die Bank verbannt worden. Danach folgte eine lange Aussprache unter besagter Moderation von Dutt - mit einem (vorläufigen) Happy End. "Er hat sehr gut trainiert, es war alles bestens. Man hat gemerkt, dass auf dem Platz wieder eine richtig gute Stimmung war", sagt Dutt. Einer Aufstellung des Kameruners am Samstag bei Borussia Mönchengladbach stünde nichts mehr im Weg, zumal der SC Freiburg nach dem 0:3 gegen Hertha BSC dringend auf Tore angewiesen ist. Da ist auch Moderator Dutt nicht mehr einfühlsam: "Wir müssen jetzt auch mal den Vorschlaghammer rausholen."

Diesem verbalen Hammer setzen die Gladbacher nüchterne Statistik entgegen, die deutlich für die Borussia spricht: Nur eines der vergangenen fünf Spiele verlor die Mannschaft, vier der vergangenen fünf Heimspiele endeten mit einem Sieg der Gastgeber. Der einzige Erfolg der Freiburger in Gladbach liegt fast 15 Jahre zurück: er gelang am beim 2:1 am 1. April 1995.

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funkel, dpa

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Hertha BSC Berlin - 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr)

Endlich. Endlich könnte es soweit sein. Die Hertha aus Berlin könnte bei einem Sieg gegen Hoffenheim tatsächlich den letzten Tabellenplatz verlassen. "Wir wollen unsere starke Rückrunden-Bilanz fortsetzen und endlich den ersten Heimsieg unter Dach und Fach bringen", sagte Trainer Friedhelm Funkel vor dem wichtigen Heimspiel. Funkels Hochrechnung für die Rückrunde beläuft sich weiter auf 28 Punkte, die zur Rettung nötig wären. Bisher haben die Berliner nach der Winterpause neun Zähler gesammelt. Über das Aus in der Europa League durch das 0:4 in Lissabon verlor Funkel kein Wort mehr. Und auch die Berliner Fans haben den Glauben noch nicht verloren. Die Hertha-Verantwortlichen rechnen am Samstag mit 40.000 Zuschauern. Am Donnerstag waren vier Tage nach dem 3:0-Mutmacher von Freiburg bereits 32.000 Tickets verkauft.

Doch nach zehn Spielen mit nur einem Sieg wollen auch die Hoffenheimer endlich wieder ein Erfolgserlebnis feiern. Allerdings ist Abwehrchef Josip Simunic ausgerechnet vor der Rückkehr an die ehemalige Arbeitsstätte ins Berliner Olympiastadion wegen latenter Wadenprobleme angeschlagen. "Das wird ein ganz schweres Spiel. Berlin ist nicht so schlecht, wie es der letzte Tabellenplatz aussagt", sagte der Coach Ralf Rangnick.

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Bayern Leverkusen - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)

Ein Derby gibt es auch am Rhein. Bayer Leverkusen empfängt den 1. FC Köln, und auch hier wird schon im Vorfeld zur Mäßigung gemahnt. Bayer-Trainer Jupp Heynckes appellierte an die Fairness der Fans, damit das Derby in einer angenehmen Atmosphäre verlaufen könne.

Und ausgerechnet mit dem brisanten Derby gegen schwächelnde Kölner kann Spitzenreiter Leverkusen einen historischen Bundesliga-Rekord aufstellen. Sollte die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes das Heimspiel in der BayArena gegen den rheinischen Rivalen nicht verlieren, hätte sie mit 24 Spielen ohne Niederlage den alleinigen Startrekord inne und die Bestmarke des punktgleichen Verfolgers FC Bayern München ausgelöscht. Die Chancen stehen gut: Gegen Köln gewann Bayer die letzten sieben Heimspiele und kassierte nur ein einziges Gegentor in den letzten acht Duellen. Heynckes selbst war in der Saison 1988/1989 mit den Münchnern 23 Mal in Serie vom Start weg ungeschlagen geblieben. "Der Rekord bedeutet mir aber nichts", sagte der Trainer.

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Grafite, dpa

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Hannover 96 - VfL Wolfsburg (Sonntag, 15.30 Uhr)

Jetzt auch noch Hanno Balitsch, als hätten sie in Hannover nicht schon genug Probleme. Der Club muss im Bundesliga-Abstiegskampf vorerst auf den Mittelfeldspieler verzichten, eine Wunde am Knie musste geöffnet werden. "Sie kann so nicht genäht werden", erklärte Trainer Mirko Slomka: "Wir hatten gehofft, Stabilität reinzubekommen. Aber auch diesen Ausfall werden wir verkraften." Das klingt nach zwölf Spielen ohne Sieg trotzig, das klingt nach zwölf Spielen ohne Sieg aber auch ein bisschen resigniert.

Beim VfL Wolfsburg dagegen dürfen sie sich wieder mit erfreulichen Themen beschäftigen und gönnen sich demonstrativ das Luxusproblem, sich nach dem 4:1 gegen Villarreal angestrengt NICHT mit dem Finale der Europa League zu beschäftigen. "Es macht überhaupt keinen Sinn, schon einen Gedanken daran zu verlieren. Der Weg ins Endspiel ist immer noch sehr weit", sagte Manager Dieter Hoeneß. Zum Gegner Hannover? Sagte er gar nichts.

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Ze Roberto, getty

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Bayern München - Hamburger SV (Sonntag, 17.30 Uhr)

Sechs Jahre lang hatte Zé Roberto (im Bild) für die Bayern gezaubert. Im vergangenen Sommer folgte dann der Abschied, weil die Münchner ihm keinen Zwei-Jahres-Vertrag mehr geben wollten. Zé Roberto ging zum HSV und zauberte fortan im Norden, doch Anfang November verletzte sich der der Brasilianer am Knöchel, er sollte zwei Wochen pausieren. Aus zwei Wochen wurden vier, aus vier dann acht, und am Ende dauerte die Leidenszeit satte 102 Tage. 102 Tage, die auch für den Hamburger SV zur quälenden Leidenszeit wurden. Denn ohne den Techniker, der im ersten Saisondrittel der überragende Mann im HSV-Mittelfeld war, verabschiedeten sich die Hanseaten aus dem Titelrennen der Fußball-Bundesliga. Nun ist Zé Roberto wieder zurück, und die Hoffnung auf bessere Zeiten sind in Hamburg groß. "Er hat die gewisse Ruhe. Er kann auch mal einen Ball halten. Wir brauchen ihn dringend", sagt Trainer Bruno Labbadia. Und Zé Roberto hat noch einiges. Trotz der neun Punkte Rückstand auf das Spitzenduo hat er den Titel noch nicht abgeschrieben. "Dafür müssen wir am Sonntag in München gewinnen", sagt der Mittelfeldspieler vor seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Die Bayern wollen sich allerdings den 110. Geburtstag nicht verderben lassen. Zum Jubiläum laufen sie in ihren neuen Heimtrikots auf. Das Jersey erinnert durch seine rot-weißen Längsstreifen an das Bayern-Trikot aus den erfolgreichen siebziger Jahren.

Foto: Getty

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