Bundesliga:Bayern zittert den Vorsprung gegen Bremen über die Zeit

Bundesliga: Leroy Sané feiert das zweite Tor für die Münchner.

Leroy Sané feiert das zweite Tor für die Münchner.

(Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Bremens Traumtor kommt gegen die Münchner zu spät. Hertha BSC holt gegen den VfB Stuttgart drei wichtige Punkte im Abstiegskampf, auch Hoffenheim und Augsburg siegen. Leipzig knackt den SC Freiburg. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Barbara Klimke, Martin Schneider und Jonas Wengert

SV Werder Bremen - FC Bayern München 1:2 (0:0), Tore: Serge Gnabry (62.), Leroy Sané (72.), Niklas Schmidt (86.)

Der FC Bayern hat einen weiteren Patzer im Meisterschaftsrennen vermieden und gegen Werder Bremen gewonnen. Serge Gnabry und der eingewechselte Leroy Sané trafen in der zweiten Halbzeit für die Münchner, Niklas Schmidt sorgte mit einem Traumtor nochmals für eine nervöse Schlussphase. Doch der Ausgleich gelang Werder nicht mehr; bis zum Spiel der Dortmunder am Sonntag hat der FC Bayern in der Tabelle nun vier Punkte Vorsprung auf den direkten Verfolger.

Diskussionen gab es zunächst vor dem Spiel: Thomas Tuchel hatte erneut keinen Platz für Thomas Müller in der Startaufstellung gefunden, und weil Müller immer noch einen besonderen Platz im bajuwarischen Kosmos hat, durfte der Trainer vor den Fernsehmikrofonen die Frage, warum er so entschieden hat, in ganz vielen Varianten beantworten. "Hauchdünn" sei die Entscheidung gegen Müller ausgefallen, meinte Tuchel.

Tuchels auserwähltes Personal tat sich dann zunächst schwer mit der tiefen Bremer Abwehrformation. Ein Kopfball von Benjamin Pavard, den Werder-Torwart Jiri Pavkenka mit einem starken Reflex parierte, war die beste Chance. Ansonsten spielten die Münchner gefällig bis zum Sechzehner - aber nicht weiter. Auf der anderen Seiten misslangen Bremen die Konterversuche, bis plötzlich Christian Groß nach etwas mehr als einer halben Stunde die große Gelegenheit zur Führung hatte.

Auch in der zweiten Halbzeit kam Werder zunächst gut ins Spiel, doch Bayern wurde zielstrebiger. Zunächst verpasste Gnabry ein Traumtor per Fallrückzieher, dann stand er plötzlich frei im Sechzehner und schob ein - Bremens Abwehrkette agierte nicht auf einer Linie und hob so das Abseits auf. Kurz darauf erzielte der eingewechselte Sané nach einem schönen Pass von Noussair Mazraoui das zweite Tor. Niklas Schmidt zirkelte in der 86. Minute den Ball wunderbar in den Winkel, doch Bayern rettete den Vorsprung über die Zeit.

Hertha BSC - VfB Stuttgart 2:1 (2:1), Tore: 1:0 Marc-Oliver Kempf (29.), 1:1 Serhou Guirassy (38.), 2:1 Florian Niederlechner (45.+2.)

Bundesliga: Siegtor gegen Stuttgart: Florian Niederlechner (Mitte) trifft kurz vor der Halbzeit.

Siegtor gegen Stuttgart: Florian Niederlechner (Mitte) trifft kurz vor der Halbzeit.

(Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Eine Maximalforderung hatte Pal Dardai an sein Team gestellt: Vier Spiele, vier Siege! Aber auch wenn ein Trainer den hehren Anspruch in höchster Not viertelstündlich wiederholt, heißt das nicht, das die Herkulesaufgabe dadurch einfacher wird: Vier Siege nacheinander waren zuletzt keinem Bundesligaklub geglückt - schon gar nicht dem Tabellenletzten, schon gar nicht Hertha BSC, deren jüngste Bilanz zum Anstoß des Abstiegskampfduells gegen den VfB Stuttgart bei vier, nun ja, Niederlagen stand.

Unrealistisch? Vielleicht, aber Dardais Hertha kannte am Samstag zunächst nur eine Richtung - nach vorn, weil hinter ihr der Abgrund klaffte. In der 12. Minute nutzte Lucas Toussart eine zu kurze Kopfballabwehr und drosch den Ball aus 18 Metern knapp neben das Tor; zwei Minuten später rauschte Kollege Dodi Lukébakio heran und verzog ebenfalls. Es war dann eine vom VfB leichtfertig verursachte Ecke, die das blaue Meer der 60 000 Zuschauer im Olympiastadion in Wallung brachte (29.): Der Ball, von Richter geflankt, senkte sich vors Tor, Marc-Oliver Kempf stieg hoch und köpfte ihn mit Wucht und am Innenpfosten vorbei ins Netz. Ein Tor des Hertha-Abwehrchefs: ein Abstiegskempf sozusagen.

Der VfB Stuttgart, ebenfalls noch lange nicht gerettet, fand kurz darauf in der Berliner Abwehr erstmals eine Lücke: Borna Sosa flankte auf den unbewachten Josha Vagnoman am Pfosten, VfB-Stürmer Serhou Guirassy glückte der Ausgleich aus kurzer Distanz. Aber noch war Hertha nicht geschlagen: Der Tabellenletzte ging nach einem Freistoß von Lukébakio kurz vor dem Halbzeitpfiff erneut in Führung: Florian Niederlechner bugsierte den Ball mit der Fußsohle im Gewimmel über die Linie.

Und Hertha rettete den Vorsprung über die Zeit: Stuttgarts leidenschaftliche Offensivbemühungen blieben ohne zählbares Resultat, so auch in der 84. Minute, als Suat Serdar den Ball an Wataru Endo verlor, der am Tor vorbeischoss. Drei Punkte für die Hertha - aber die Maximalforderung bleibt. Sie lautet jetzt: Drei Spiele, drei Siege!

SC Freiburg - RB Leipzig 0:1 (0:0), Tor: 0:1 Kevin Kampl (73.)

Bundesliga: Tor des Tages: Kevin Kampl überwindet Mark Flekken zum 1:0.

Tor des Tages: Kevin Kampl überwindet Mark Flekken zum 1:0.

(Foto: Silas Schuelle/Eibner)

Wer sich fragte, wie dieses Spiel laufen würde, nachdem RB Leipzig unter der Woche den SC Freiburg im Pokal 5:1 aus dem eigenen Stadion geschossen hatte, der fand die Antwort sehr schnell: Identisch - nur ohne die frühen Leipziger Tore. Das aus der Verletzung zurückgekehrte Duo Dani Olmo/Christopher Nkunku stellte die SC-Verteidigung erneut vor große Probleme, in der 27. Minute hätte das 1:0 fallen müssen, doch Nkunku und Timo Werner behinderten sich gegenseitig. Das 0:0 zur Pause war ein Erfolg für das Team von Christian Streich, das mangelnde technische Klasse mit kämpferischem Einsatz wettmachte.

Es war dann Kevin Kampl, der es mit einem Kopf-durch-die-Wand-Solo versuchte. Er schnappte sich in der weit aufgerückten Leipziger Abwehrkette den Ball und rannte beherzt aufs gegnerische Tor zu. Weil er Glück hatte, dass der Ball einmal zu ihm zurückflipperte, stand er plötzlich allein vorm Tor und erzielte die verdiente Führung. Es war die entscheidende Aktion. Leipzig gelingt ein wichtiger Auswärtssieg und zieht an Freiburg und Union vorbei auf Platz drei. Für den Sportclub, der nie von der Champions League als Ziel sprach, ist es ein Rückschlag im Kampf um die Champions League.

FC Augsburg - 1. FC Union Berlin 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Dion Beljo (53.)

Bundesliga: Erzielt das Tor des Tages - und vielleicht sogar das Tor zum endgültigen Klassenverbleib des FCA: Dion Beljo.

Erzielt das Tor des Tages - und vielleicht sogar das Tor zum endgültigen Klassenverbleib des FCA: Dion Beljo.

(Foto: Christian Kolbert/Imago)

Es drohte noch einmal richtig eng zu werden. Gefühlt war der Klassenverbleib für den FCA vor ein paar Wochen bereits sicher. Doch dann folgten acht Spiele ohne Sieg, und zudem wollten sich die Teams im Tabellenkeller nicht mit dem Abstieg abfinden. Nach dem zweiten Last-Minute-Sieg des FC Schalke in Serie betrug der Vorsprung auf Platz 17 am Freitagabend plötzlich nur noch drei Punkte. Und nun kam auch noch Champions-League-Anwärter Union zu Besuch. Ein Hoffnungsschimmer aus Augsburger Sicht: In der Fuggerstadt konnten die Köpenicker noch nie gewinnen.

Wie erwartet war es ein kampfbetontes Spiel. Im ersten Durchgang hatte Union zwar mehrere Torchancen, ohne dabei zwingend zu sein. Nach einem geblockten Befreiungsschlag von Torhüter Frederik Rönnow brachte Augsburgs Stürmer Dion Beljo den Ball nicht im leeren Tor unter. Nach der Pause machte es der kroatische Winterneuzugang besser: Bei einer Flanke von rechts kam Beljo mit langem Bein vor Paul Jaeckel an den Ball und traf zur Führung. Der FCA hatte danach mehrere Möglichkeiten zu erhöhen und vergab sie alle. Zur Erinnerung: Kein Team vergab in dieser Saison so viele Punkte nach Führung wie die Augsburger. Union versuchte es in der Schlussphase mit vielen langen aber uninspirierten Bällen in den Strafraum, die Augsburgs Torwart Tomáš Koubek alle sicher aus der Luft pflückte und so den wichtigen Sieg für seine Mannschaft festhielt.

TSG Hoffenheim - Eintracht Frankfurt 3:1 (3:0), Tore: 1:0 Christoph Baumgartner (8.), 2:0 Andrej Kramarić (41., Foulelfmeter), 3:0 Ihlas Bebou (45.+3.), 3:1 Mario Götze (54.)

Bundesliga: Auftakt zum TSG-Sieg: Christoph Baumgartner (Mitte) trifft zum 1:0 gegen Frankfurt.

Auftakt zum TSG-Sieg: Christoph Baumgartner (Mitte) trifft zum 1:0 gegen Frankfurt.

(Foto: Thomas Voelker/Imago)

Was ist eigentlich mit Eintracht Frankfurt los? Die Hessen spielen eine katastrophale Rückrunde mit der Punkteausbeute eines Absteigers, den letzten Sieg gab es am 18. Februar. Dass trotzdem noch der DFB-Pokalsieg und die Europapokal-Qualifikation drin sind, gehört zu den eigentümlichen Frankfurter Eigenschaften, die in Pokalwettbewerben seit Jahren besser auftreten als im Ligaalltag.

Für Hoffenheim traf erst Christoph Baumgartner mit einem schönen Kopfball zur Führung. Andrej Kramarić hätte danach schon das 2:0 erzielen können (er traf die Latte), doch in der 41. Minute bekam er die Gelegenheit per Elfmeter. Weil er den Anlauf verzögerte, regten sich die Frankfurter furchtbar auf. Auch Trainer Oliver Glasner, der offenbar Worte gebrauchte, die eine sofortige rote Karten rechtfertigten; er musste die Trainerbank verlassen. Dass kurz darauf Ihlas Bebou das dritte Tor erzielte, rundete die desaströse Halbzeit aus Sicht der Eintracht ab. Trotz der roten Karte gegen Hoffenheims Stanley Nsoki (grobes Foul) und der damit verbundenen Überzahl in der fast kompletten zweiten Halbzeit kam Frankfurt nicht mehr zurück. Mario Götzes Anschlusstreffer war zu wenig.

Hoffenheim holt sich also nach dem Schalker Sieg drei möglicherweise entscheidende Punkte im Abstiegskampf und könnte am Ende der große Gewinner des Spieltags sein, Frankfurt kann den Mainzer Ausrutscher im Rennen um die Europapokal-Plätze nicht ausnutzen. Allerdings: Mit einem Sieg im Pokalfinale von Berlin kann die Eintracht die ganze Saison immer noch retten - am Ende aber auch mit gar nichts dastehen.

Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Jonas Hofmann (35.), 2:0 Lars Stindl (90.+1.)

Bundesliga: Ein ratloser Torwart: Manuel Riemann und der VfL Bochum waren gegen Gladbach weitgehend chancenlos.

Ein ratloser Torwart: Manuel Riemann und der VfL Bochum waren gegen Gladbach weitgehend chancenlos.

(Foto: Lars Baron/Getty)

Gladbach spielt im Abstiegskampf keine unwichtige Rolle - gleich mehrere Teams aus dem Tabellenkeller bekommen es im Saisonendspurt mit der Borussia zu tun. Vorige Woche ergatterte Stuttgart einen Sieg gegen in dieser Spielzeit insgesamt enttäuschende Gladbacher. An diesem Samstag war Bochum zu Gast. Nach einer guten halben Stunde lagen die Gastgeber vorn: Jonas Hofmann stand nach einer Halbfeldflanke von links völlig frei im Strafraum und schob per Direktabnahme zum 1:0 ein.

Die Borussia ließ noch vor der Pause beste Möglichkeiten zu einer höheren Führung aus. Von den Bochumern war bis dahin kaum etwas zu sehen. Dafür startete der VfL engagiert in die zweite Halbzeit und wühlte gerade nach Ecken und Einwürfen mehrmals gefährlich im gegnerischen Sechzehner, allerdings ohne Erfolg. Gladbach startete einen Konter nach dem anderen - und vergab einen nach dem anderen stümperhaft. Selbst ein wilder Ausflug von VfL-Torwart Manuel Riemann wurde nicht bestraft. Erst in der Nachspielzeit machte Lars Stindl per Kopfball alles klar. Durch die Siege von Schalke, Hoffenheim und Co. ist Bochum der große Verlierer des Spieltags - nächste Woche steht im direkten Duell mit dem FC Augsburg bereits eine Menge auf dem Spiel.

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