1. Spieltag der Fußball-Bundesliga:Freiburg kullert sich gegen Stuttgart zum Sieg

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Sitzfußball: Ritsu Doan (links) kommt auf eher ungewöhnliche Art und Weise an den Ball und erzielt das zwischenzeitliche 2:1 für Freiburg. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Der SC erzielt ein kurioses Tor beim 3:1 gegen den Tabellenzweiten der Vorsaison, Leipzig gewinnt trotz einer schwachen Leistung gegen Bochum, Andrej Kramaric gelingen drei Tore für Hoffenheim. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Johannes Knuth, Martin Schneider, Jonas Wengert

SC Freiburg – VfB Stuttgart 3:1 (1:1), Tore: 0:1 Ermedin Demirovic (2.), 1:1 und 3:1 Lukas Kübler (26., 61.), 2:1 Ritsu Doan (54.)

Wie löst man die Knobelaufgabe, wenn sich eine etablierte Innenverteidigung fast geschlossen im Krankenstand befindet? Mit Offensive! Zwei Minuten war das Baden-Württemberg-Treffen zwischen Freiburg und Stuttgart alt, da spielten die Gäste eine Ecke kurz aus, die Flanke senkte sich in den Freiburger Strafraum – und Stuttgarts Ermedin Demirovic zeigte gleich einmal, wie er gedenkt, den zum BVB umgezogenen Serhou Guirassy zu ersetzen: Er drückte den Ball per Seitfallzieher ins Eck. Sehr hübsch.

Danach ließ der VfB den Gegner so laufen, wie ein aktueller Meisterschaftszweiter das eben anstellt. Der Sportclub schaute sich das knapp eine halbe Stunde an, dann hatte Lukas Kübler etwas zu viel Auslauf vor dem Strafraum, traf flach ins Eck. Auf einmal wackelten die Stuttgarter schwer – und fielen nach knapp einer Stunde, und zwar auf eine Art, die Gerd Müller den Neid ins Gesicht getrieben hätte. Eine Flanke flutschte durch den Strafraum zu Ritsu Doan, dem rutschte der Ball unter den Rücken, kullerte von dort aufs Tor, auf den Fuß von VfB-Torwart Alexander Nübel – von dort drückte ihn Doan ins Netz. Das 3:1 fiel umso wuchtiger, Vincenzo Grifo trat eine Ecke, drei Stuttgarter stiegen hoch, doch der Ball tropfte Kübler perfekt auf den Kopf. Und Stuttgarts Offensive? Erinnerte plötzlich so gar nicht mehr an einen Meisterschaftszweiten.

RB Leipzig – VfL Bochum 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Antonio Nusa (59.)

Kaum da, schon drei Punkte gesichert: Neu-Leipziger Antonio Nusa (2. von links) bei seinem Siegtreffer. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Der Favorit ruckelte sich ins Spiel, der Außenseiter hatte wenig Interesse daran, das Geschehen flüssig zu gestalten – so reihten Leipzig und Bochum zunächst gemeinsam Fehlpass an Stolperer an Schlampigkeit an Fehlpass. Die erste große Gelegenheit hatte, wie so oft bei derartigen Skripten, der Außenseiter nach gut einer halben Stunde: Leipzigs Torwart Peter Gulacsi ließ einen Rückpass durch, Castello Lukeba grätschte Lukas Daschners Schuss vor der Torlinie weg.

Leipzig bemühte sich nun mehr, die Führung gelang aber erst nach knapp einer Stunde. Bochums Matus Bero verschätzte sich bei einem langen Ball, Benjamin Sesko flankte, der Ball flipperte zum 19-jährige Antonio Nusa. Und der Zugang vom FC Brügge, gerade eingewechselt, um das Spiel zu vitalisieren, drückte den Ball ins Tor. Willi Orban sah kurz vor Schluss nach einer Notbremse noch Rot, souverän geht anders. Doch Bochum half auch die Überzahl nicht mehr.

FC Augsburg – SV Werder Bremen 2:2 (2:1), Tore: 0:1 Felix Agu (12.), 1:1 Elvis Rexhbecaj (16.), 2:1 Samuel Essende (35.), 2:2 Justin Njinmah (58.)

Sehenswertes Bundesligadebüt: Samuel Essende (rechts) trifft per Flugkopfball zur zwischenzeitlichen Augsburger Führung. (Foto: Harry Langer/dpa)

Die Saison startet mit einigen Wundertüten, zwei davon trafen sich zum Auftakt in Augsburg. Wenn alles optimal läuft, könnten es sowohl für der FCA als auch für den SV Werder am Ende in den Europapokal gehen – wenn alles suboptimal läuft in die zweite Liga. Den besseren Start erwischte Bremen: Außenverteidiger Felix Agu verwertete eine durchgerutschte Hereingabe am langen Pfosten, wobei die neue Nummer eins der Augsburger, Nediljko Labrovic, unglücklich aussah. Nur wenige Minuten später drosch Elvis Rexhbecaj den Ball wie gemalt zum Ausgleich ins Bremer Kreuzeck. Und noch vor der Pause drehte der FCA das Spiel: Neu-Stürmer Samuel Essende versenkte eine Halbfeldflanke per Flugkopfball.

Nach der Pause machten es sich die Augsburger mit der Führung bequem. So bequem, dass Bremen den Ball seelenruhig von der rechten auf die linke und von der linken zurück auf die rechte Seite verlagerte. Eine Flanke von Mitchell Weiser, ein freier Einwechselspieler Justin Njinmah in der Mitte und es stand 2:2. Dann folgten zwei knifflige Handszenen im Strafraum. Erst verweigerte Schiedsrichter Sascha Stegemann Essende einen Doppelpack zum Bundesligadebüt. Dem Stürmer war der Ball vor dem Abschluss an den Arm gesprungen. Dann verweigerte Stegemann den Augsburgern einen Elfmeter, weil er das Handspiel von Bremens Anthony Jung nicht als absichtlich wertete. Vor allem über die zweite Situation ließ sich vortrefflich streiten. Zwischen diesen beiden Szenen hatte Werder-Stürmer Marvin Ducksch die Riesenchance zur Führung, scheiterte nach seinem Sololauf aufs Tor aber an Labrovic. So endete ein unterhaltsames Spiel ohne Sieger.

1. FSV Mainz 05 – 1. FC Union Berlin 1:1 (0:0), Tore: 1:0 Nadiem Amiri (53.), 1:1 Laszlo Benes (74.)

Mit Effet und Tempo: Nadiem Amiri (2. von rechts) versenkt einen Freistoß zum 1:0 für Mainz. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Eine besondere Partie für Trainer Bo Svensson. Nicht nur, weil er seinen neuen Klub Union Berlin zum ersten Mal in der Bundesliga betreute, sondern auch, weil es zum Auftakt gegen Mainz 05 ging – den Verein, bei dem er im November nach einer Niederlagenserie zurückgetreten war. Beide, die Mainzer und die Köpenicker, mussten in der vergangenen Saison lange um den Klassenverbleib zittern. In dieser Spielzeit soll es besser laufen. Die erste Halbzeit brachte jedoch wenig Zuversicht. Viel Kampf, wenig Klasse. Einzig nennenswerte Szene war ein Abschluss von Benedict Hollerbach, den der Mainzer Torwart Robin Zentner stark über die Latte lenkte.

Attraktiver wurde es auch nach dem Seitenwechsel kaum. Aber die Mainzer haben ja Nadiem Amiri, der die 05er bereits vergangene Saison ein ums andere Mal gerettet hatte. In der 53. Minute trat Amiri also zu einem Freistoß an, trippelte, und jagte den Ball mit viel Effet und Tempo ins Tor. Die Führung hielt rund 20 Minuten: Dann bekam Unions Sommertransfer Laszlo Benes an der Strafraumkante den Ball, nahm Maß und besorgte den sehenswerten Ausgleich. Anschließend erarbeiteten sich beide Teams jeweils einige Halbchancen, Jonathan Burkardt vergab spät die beste für Mainz. Die Folge: ein leistungsgerechtes 1:1.

TSG Hoffenheim – Holstein Kiel 3:2 (2:0), Tore: 1:0, 2:0 und 3:1 Andrej Kramaric (6., Foulelfmeter, 37., 87.), 2:1 Alexander Bernhardsson (63.), 3:2 Shuto Machino (89.)

Eine Befürchtung vor dem Spiel vonseiten der TSG war: Spielabbruch wegen Protesten gegen Dietmar Hopp. Und wer sich nun wundert und fragt, was ausgerechnet die Kieler gegen den Hoffenheimer Mäzen haben, dem sei gesagt: Nicht die Kieler hatten Proteste angekündigt, sondern einige Fangruppen der TSG. Hintergrund ist die Entlassung vom bei den Fans beliebten Sport-Geschäftsführer Alexander Rosen, Ende Juli gab es am Hoffenheimer Trainingsgelände gar ein Plakat mit eindeutiger Botschaft in Richtung Hopp. Wichtig in dem Kontext: Seit etwa einem Jahr ist Hoffenheim ein regulärer Verein im Rahmen der 50+1-Regel, weil Hopp seine Stimmrechte an den e.V. zurückgab. Zum Spielabbruch kam es dann übrigens nicht mal annäherungsweise, Fans zeigten zwar Protestplakate, übten sich aber sonst in stummer Zurückhaltung.

TSG-Fans protestieren gegen den Umgang des Vereins mit Alexander Rosen. (Foto: Michael Weber/Imago)

Sportlich startete das Spiel aus TSG-Sicht optimal. Kiels Torhüter Timon Weiner räumte Marius Bülter ungeschickt ab, den Elfmeter versenkte Andrej Kramaric. Der Kroate traf kurze Zeit später zum 2:0, auch die Abwehr des Aufsteigers präsentierte sich da noch nicht erstligareif. Erst Mitte der zweiten Halbzeit kam Holstein so richtig ins Spiel – und wie. Der Schwede Alexander Bernhardsson trug sich in die Geschichtsbücher ein, als er das erste Bundesligator des Klubs köpfte. Und trotz einer gelb-roten Karte gegen Kiels Andu Kelati war der Aufsteiger danach dem Ausgleich nah. Oliver Baumann zeigte Glanzparaden, Shuto Machino erzielte sogar den Anschlusstreffer – aber Kramaric sorgte mit seinem dritten Treffer dafür, dass bei der TSG zumindest sportlich erst einmal Ruhe herrscht.

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