Fußball-Bundesliga:Undav rettet den VfB in einem wilden Spiel

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Schiedsrichter Sven Jablonski zeigt Wolfsburgs Mohamed Amoura (re.) für ein Foulspiel an Stuttgarts Jamie Leweling die rote Karte. Diese wurde dann durch den VAR zurückgenommen. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Stuttgart dominiert in Wolfsburg, doch zwei Entscheidungen bei zwei Platzverweisen prägen die Partie. St. Pauli feiert den ersten Bundesliga-Sieg seit 2011, Leipzig deklassiert Augsburg – und Gladbach jubelt ganz spät. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Anna Dreher, Barbara Klimke, Martin Schneider

VfL WolfsburgVfB Stuttgart 2:2 (1:1), Tore: 1:0 Jonas Wind (20.), 1:1 Enzo Millot (32.), 2:1 Mohamed Amoura (68.), 2:2 Deniz Undav (90.+7)

Wer am vorherigen Spieltag 5:1 gegen Borussia Dortmund gewonnen hat, geht mit ordentlich Selbstbewusstsein auf den Platz. So war das auch beim VfB Stuttgart, nur die Ausbeute blieb ernüchternd. In der Anfangsphase dominierten die Schwaben gegen den VfL Wolfsburg, Ermedin Demirović hätte in der 4. Minute beinahe zur Führung getroffen – das erste Tor gelang dann jedoch den Gastgebern. Nach einem Stuttgarter Einwurf eroberte der VfL den Ball, Mohamed Amoura wirbelte die linke Seite entlang, Jonas Wind schloss ab. Nach einer halben Stunde Spielzeit kam der VfB per Strafstoß zurück. Zwar verschoss Enzo Millot zunächst, doch der Ball sprang nach vorn, und er konnte aus kurzer Distanz ins rechte Eck vollenden. Wolfsburg agierte defensiv, womöglich wäre dies die nächste ernüchternde Heimpartie für den Klub geworden.

Doch dann kam die 63. Minute, ein Zweikampf zwischen Maximilian Arnold und Atakan Karazor endete mit Gelb-Rot für den Stuttgarter. Nur: Wofür? Karazor hatte seinen Gegenspieler gar nicht getroffen – sondern war vielmehr umgekehrt getroffen worden. Diese Fehlentscheidung hatte Folgen. Fünf Minuten später verlor Deniz Undav den Ball, und am Ende dieser Szene bejubelte Amoura seinen Schuss zum 2:1. Der Algerier hatte kaum zu Ende gefeiert, da stand er schon wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Amoura grätschte von hinten in Jamie Leweling hinein, traf ihn zwar nicht richtig, aber der Ball war schon weg. Dafür gab es Rot, allerdings nur für einen Moment. Schiedsrichter Jablonski lief zum Monitor, der VAR hatte sich eingeschaltet. Und sollten Anhänger des VfB auf ausgleichende Gerechtigkeit gehofft haben, so wurden sie enttäuscht. Jablonski nahm seine Entscheidung nach langer Bedenkzeit zurück, Amoura sah Gelb, der VfL blieb zu elft auf dem Platz.

Aber das Drehbuch dieses wilden Nachmittags sah noch einen Höhepunkt vor: In der siebten Minute der Nachspielzeit glich Undav per Volleyschuss aus – und die Stuttgarter konnten doch noch ihren Frieden schließen.

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RB LeipzigFC Augsburg 4:0 (2:0), Tore: 1:0 und 2:0 Benjamin Sesko (11., 15.), 3:0 Lois Openda (46.), 4:0 Xavi Simons (57.)

Beim Fußball ist es manchmal nicht anders als im städtischen Nahverkehr: Erst kommt ewig gar kein Bus, dann zwei direkt hintereinander. RB Leipzig hatte zuletzt dreimal nicht gewonnen, weder in der Champions League (1:2 bei Atlético Madrid), noch in der Liga, wo gleich zwei torlose Remis zu Buche standen. Gegen Augsburg dauerte es dann nicht lange, und schon war der Ball nach 200 torlosen Minuten zum ersten Mal im Netz: Benjamin Sesko wurde zu harmlos attackiert und traf nach Drehung und Körpertäuschung ins lange Eck. Kaum vier Minuten später folgte schon der nächste Treffer: wieder von Sesko, diesmal per Kopfball nach einer Flanke von David Raum.

Augsburg hatte den Anschlusstreffer auf dem Fuß, als Schiedsrichter Siebert in der 25. Minuten Elfmeter pfiff: RB-Verteidiger Lutsharel Geertruida war etwas zu ungestüm in den Augsburger Dimitris Giannoulis hineingerannt und säbelte ihm ins Schienbein. Doch Jeffrey Gouweleeuws Flachschuss wurde von RB-Keeper Peter Gulacsi souverän pariert.

Bei Leipzig war nun in jeder Hinsicht der Bann gebrochen: Kaum war die zweite Halbzeit angebrochen, legte Xavi Simons artistisch aus der Luft für Lois Openda auf. Kurz darauf traf der Niederländer Xavi dann selbst, wieder nach einer Flanke von Raum. Die insgesamt zu harmlosen Augsburger, bei denen Philip Tietz den gesperrten Samuel Essende ersetzte, kamen kaum durch an diesem Tag. Aus Leipzigs Verkehrsfunk wird vermeldet: Die Busspur zum Tor ist wieder frei.

Benjamin Sesko erzielte seine ersten beiden Saisontore. (Foto: O.Behrendt/Contrast/Imago)

Borussia Mönchengladbach1. FC Union Berlin 1:0 (0:0), Tor: Tomas Cvancara (90.+6)

Ansprechende Leistungen, so befand Gladbachs Trainer Gerardo Seoane, habe seine Elf trotz geringer Punktausbeute zuletzt gezeigt. Und recht ansprechend trabten die Fohlen zunächst auch am Samstag gegen den 1. FC Union über den Rasen. Aber Ansehnlichkeit ist nicht dasselbe wie Effizienz. Denn Chancen erspielte sich Seoanes Team anfangs zuhauf, ohne Zählbares zu verbuchen: Philipp Sander drosch den Ball in der 17. Minute über die Latte; der junge Luca Netz zielte kurz darauf daneben. Dann legte Netz dem Kollegen Kevin Stöger auf, der ebenfalls das Tor verfehlte. Von Union drohte bei Kontern kaum Gefahr.

In der zweiten Hälfte sah es zunächst so aus, als würden die Gladbacher Angriffe vollständig verpuffen. Dann trafen sie doch noch – in der sechsten von acht Minuten der Nachspielzeit: Von der linkten Seite segelte eine Flanke von Robin Hack heran, Tomas Cvancara erwischte den Ball mit dem Kopf und lenkte ihn die Maschen. Für Gladbach war es, saisonübergreifend, der erste Heimsieg seit sieben Monaten – seit einem 5:2 gegen Bochum im Februar. Da war das Wie am Ende auch egal.

SC FreiburgFC St. Pauli 0:3 (0:2), Tore: 0:1 und 0:3 Elias Saad (12., 72.), 0:2 Oladapo Afolayan (45.),

Der Übermut ist der natürliche Feind der Freiburger, und vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli äußerte er sich darin, dass die ersten Überlegungen laut wurden, ob der Trainerwechsel von Christian Streich zu Julian Schuster vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen sei. Die Gedankengänge kamen natürlich nicht von den Freiburgern selbst, niemals würden sie irgendwas gegen ihren Chrischtian sagen, sondern von außen, aber die Statistik des Neuen war ja auch überzeugend: vier Siege in fünf Spielen, nur gegen Bayern verloren, so viele Tore ...

Nach nur 45 Minuten musste sich der Sportclub keine Sorgen mehr machen, dass zu viel Euphorie ausbrechen könnte, denn da führte der Aufsteiger aus Hamburg bereits mit 2:0, und es hätte auch noch schlimmer kommen können. Elias Saad nutzte einen kollektiven Aussetzer der Freiburger Abwehr, Eric Smith hämmerte einen Freistoß an die Latte, Oladapo Afolayan erhöhte vor der Pause. Vincenzo Grifo hätte ausgleichen können, doch er vertraute bei einem Elfmeter seinem starken rechten Fuß so sehr, dass er auf einen Anlauf verzichtete. Klassischer Übermut, Nikola Vasilj parierte.

Nach der Pause hätte Grifos Fuß fast wieder seinen Dienst getan, doch seine präzise Flanke auf Philipp Lienharts Kopf führte nicht zum Anschlusstreffer, weil Lienhart knapp im Abseits stand. Stattdessen traf wieder Saad zum 3:0 und zur Entscheidung, Freiburgs Torhüter Noah Atubolu sah dabei nicht gut aus. Dass auch Lucas Höler bei einem weiteren Tor im Abseits stand, passte in den unerfreulichen Freiburger Tag. St. Pauli feiert den ersten Bundesligasieg seit 2011. Die bisher letzten drei Bundesligapunkte in der „Fremde“ gab es übrigens in Hamburg beim HSV.

Zu lässig: Freiburgs Grifo zielt aus dem Stand ins rechte Eck - zu lasch. (Foto: Grant Hubbs/Steinsiek.ch/Imago)

1. FSV Mainz 051. FC Heidenheim 0:2 (0:1), Tore: 0:1 Marvin Pieringer (15.), 0:2 Jan Schöppner (86.)

Berufspessimisten, zu denen Heidenheims Trainer Frank Schmidt zeitweise gehört, würden sagen: Heidenheim muss ja jetzt Punkte sammeln, denn ab kommender Woche greift die Doppelbelastung aus Europapokal und Bundesliga, und dann geht es in der Tabelle stetig wieder bergab. Wirklich? Mal sehen.

In Mainz hatte Schmidts Team das Spiel weitgehend im Griff, und zwar schon vor der gelb-roten Karten gegen den Mainzer Verteidiger Andreas Hanche-Olsen nach einer halben Stunde. Marvin Pieringer traf artistisch. In Unterzahl erspielten sich die 05er gegen den berüchtigt-kompakten Heidenheim-Block noch weniger Chancen. Und auch als die Heidenheimer nach einer roten Karte gegen Niklas Dorsch auch nur noch zu zehnt kickten, wurde es nicht besser aus Mainzer Sicht: Jan Schöppner köpfelte die Entscheidung. Am Donnerstag kommen die Slowenen von Olimpija Ljubljana auf die Alb – die Conference League geht los.

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