Borussia Dortmund - SV Werder Bremen 2:2 (1:0), Tore: 1:0 Serhou Guirassy (28.), 2:0 Marco Friedl (51., Eigentor), 2:1 Leonardo Bittencourt (65.), 2:2 Marvin Ducksch (72.) / Besondere Vorkommnisse: Rot für Nico Schlotterbeck (21.).
Vollsprints, Sabber im Mund, das Messer zwischen den Zähnen, so hatte BVB-Interimstrainer Mike Tullberg das Anforderungsprofil an seine Profis umrissen, und in den ersten Minuten gingen die Dortmunder diesem sportlich-kriegerischen Auftrag auch durchaus gewissenhaft nach. Doch sobald sie sich den Ball ersabbert hatten, spürte man sofort, wie tief die Verunsicherung dieser Mannschaft in den Kleidern steckt. Es reichte, dass Werder alle Zufahrtswege Richtung eigenen Strafraum zustellte – um dann mit dem ersten vollwertigen Angriff des Spiels die schwarz-gelbe Anfangswucht zu ersticken. Ein langer Ball, einmal abklatschen lassen, schon raste Marco Grüll allein auf Gregor Kobel zu – Nico Schlotterbeck zückte zwar kein Messer, schubste seinen Gegenspieler aber knackig genug, um sich seinen zweiten Platzverweis der aktuellen Ligasaison einzufangen (den ersten hatte er im Hinspiel in Bremen kassiert). Für den BVB war es schon der fünfte der Spielzeit – eine der wenigen Wertungen, in der die Dortmunder derzeit spitze sind.
Hello Krise, my old friend? Nun, die Angriffslust der vollzähligen Auswahl öffnete plötzlich Räume für die Dezimierten. Julian Ryerson durfte flanken, Julian Brandt am Fünfmeterraum Serhou Guirassy bedienen, der den Ball ins Tor drückte. Das Spiel quietsche und ruckelte dann erst mal vor sich hin, aber das war dem BVB vielleicht gar nicht unrecht. Bremen war mehr bei der Spielgestaltung gefordert, vor den Dortmunder Spielern erstreckte sich immer wieder Platz für Konter. Wobei es nach der Pause ein Freistoß samt Hereingabe von Guirassy war, die Marco Friedl ins eigene Tor stolperte. Tullberg freute sich vor der Südtribüne mit einem Vollsprint, in dem er sämtliche Sabber- und Messer-Vorsätze auslebte.
Alle Unwuchten lassen sich mit solch schäumender Rhetorik nur eben auch nicht aus einer Mannschaft treiben. So reichte die zweite ernsthafte Bremer Torannäherung, um das Spiel zu kippen. Leonardo Bittencourt, sträflich unbehelligt, wuchtete einen Abpraller im Vollsprint per Distanzschuss ins Tor („einfach blind geschossen“, sagte er später). Dortmund spielte nun wieder weitgehend frei von Vollsprints in Angriff und Verteidigung; Pascal Groß händigte den Ball im eigenen Strafraum aus, Marvin Ducksch glich aus. Der BVB durfte sich glücklich schätzen, dass Werder sein Comeback nicht wie vor zwei Jahren mit dem dritten Tor veredelte – obwohl Ole Werner noch Oliver Burke, damals Erschaffer des Siegtores in der Nachspielzeit, ins Spiel schickte. Hello Krise, my old friend.
RB Leipzig - Bayer 04 Leverkusen 2:2 (1:2), Tore: 0:1 Patrik Schick (18.), 0:2 Aleix García (36.), 1:2 David Raum (41.), 2:2 Edmond Tapsoba (85., Eigentor).
Ob es eine clevere Idee ist, den aktuell vielleicht besten Fußballer der Bundesliga zu reizen? Diese Frage wird sich Leipzigs Willi Orban gefallen lassen müssen. Nach einer guten Viertelstunde ließ sich der RB-Kapitän an der Seitenlinie in eine Rangelei verwickeln – mit Leverkusens Florian Wirtz. Der antwortete keine Minute später sportlich: Im Sololauf tanzte Wirtz durch die linke Seite des Leipziger Strafraums, unter anderem um Orbans Beine herum, und spitzelte den Ball am Fünfmeterraum mit dem Außenrist aufs lange Eck. Bayers Edeltechniker traf zwar nur den Pfosten – allerdings staubte Patrik Schick zur Führung ab.

Beim zweiten Treffer luchste Wirtz dem erst 19-jährigen Arthur Vermeeren den Ball im gegnerischen Sechzehner vom Fuß, legte ab auf Aleix García, der überlegt zu seinem ersten Bundesligator einschob. Die Leipziger protestierten: Kurz vor dem Tor war Wirtz RB-Verteidiger David Raum auf die Wade gestiegen. Leverkusen konnte sich glücklich schätzen, dass der Treffer bestehen blieb. Wieder gab es Geschubse und Gepöbel, die Partie war insgesamt hitzig. Der lädierte Raum revanchierte sich mit einem direkt verwandelten, unhaltbar abgefälschten Freistoß.
Unter den Augen des frisch mit einer Vertragsverlängerung ausgestatteten Bundestrainers Julian Nagelsmann zauberte Wirtz auch nach der Pause. Nach einem weiteren Solo inklusive schöner Ablage stand nur Leipzigs Raum auf der Torlinie einem weiteren Bayer-Tor im Weg. Wirtz selbst verpasste es mit seinem insgesamt dritten Aluminiumtreffer, den Sack zuzumachen. Und das rächte sich: Zwar vergab RB-Stürmer Benjamin Sesko nach rund 70 Minuten die gute Chance zum Ausgleich – den besorgte dann aber kurz vor Schluss Leverkusens Edmond Tapsoba, der einen Freistoß von Xavi Simons sehenswert in die eigenen Maschen köpfte. Durch das Unentschieden verliert Bayer zwei weitere wertvolle Punkte auf den FC Bayern an der Tabellenspitze.
1. FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Nelson Weiper (29.), 2:0 Anthony Caci (67.).
Es gab eine Zeit, da wurde der Name Nelson Weiper immer dann genannt, wenn der deutsche Fußball ein bisschen Hoffnung nötig hatte. Es war die Zeit, als die Nationalmannschaft einen Stürmer suchte und keinen fand, als Außenbahnspieler wie Serge Gnabry und Timo Werner die Tore schießen mussten. Wartet mal ab, hieß es da, in der U17 gibt es einen, der ist groß und torgefährlich, 13 Treffer in 15 Länderspielen, der ist bald so weit. Die Zeit schritt voran, neue Neuner wie Niclas Füllkrug, Deniz Undav und Tim Kleindienst erschienen und der deutsche Fußball vergaß Nelson Weiper wieder.
Das lag auch daran, dass der junge Mainzer von Knieverletzungen geplagt wurde, er fiel ewig aus. Und der FSV glänzte auch ohne ihn, andere Offensivtalente nahmen seinen Platz ein: Jonathan Burkardt, Paul Nebel, Nadiem Amiri. Gegen Stuttgart war die Zeit des immer noch erst 19-Jährigen nun aber gekommen. Burkardt ist noch nicht wieder fit, und so stellte Trainer Bo Henriksen den 1,91-Mann nach zwei Einwechslungen zuletzt von Beginn an ins Sturmzentrum. In der 29. Minute spielte Amiri einen genialen Pass, Nebel dribbelte, Weiper versenkte – sein erstes Bundesligator.
Und so erfuhr der VfB Stuttgart, was der FC Bayern und der BVB schon erleben mussten: In Mainz ist es brutal schwierig, es gibt kaum freie Pässe, keine Ballannahme geschieht ohne Körperkontakt. Das Tor von Anthony Caci zum 2:0 besiegelte den dritten Heimsieg der 05er gegen einen Champions-League-Klub.

FC Augsburg - 1. FC Heidenheim 2:1 (1:0), Tore: 1:0 Chrislain Matsima (45.+1), 1:1 Patrick Mainka (76.), 2:1 Keven Schlotterbeck (90.+3).
Zwei Ecken in der Nachspielzeit von Halbzeit eins und Halbzeit zwei führten zu zwei Toren von zwei Innenverteidigern – und zum dritten Sieg des FC Augsburg nacheinander. Kurz vor dem Pausenpfiff schaltete Chrislain Matsima nach einem Eckstoß am schnellsten und stocherte den Ball im Gewusel ins Heidenheimer Tor.
In der zweiten Halbzeit agierte das Team von Frank Schmidt mutiger – und belohnte sich. Heidenheims Kapitän Patrick Mainka profitierte davon, dass Matsima seinen Schuss zum Ausgleich abfälschte. In der Nachspielzeit hatten die Heidenheimer schon den Jubel auf den Lippen. Eine wiederum abgefälschte Flanke von Marnon Busch wurde länger und länger, senkte sich über FCA-Torwart Finn Dahmen hinweg – und landete doch nur am Innenpfosten. Und das war noch nicht der Schlusspunkt: Mit der letzten Aktion verwandelte der eingewechselte Keven Schlotterbeck eine Ecke des eingewechselten Mert Kömür per Kopf und bescherte den Augsburgern einen etwas glücklichen Heimerfolg.
Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum 3:0 (1:0), Tore: 1:0 Rocco Reitz (34.), 2:0 Robin Hack (55.), 3:0 Tim Kleindienst (86.)
Sieg gegen St. Pauli, Punkt gegen Leipzig, Sieg vor dem DFB-Sportgericht – der VfL Bochum sammelte in den vergangenen Wochen auf die eine oder andere Art und Weise stetig Zähler; der vorher abgeschlagene Tabellenletzte hatte plötzlich wieder Hoffnung auf den Ligaverbleib. Aber nicht nur schlossen sich in dieser Woche St. Pauli und Kiel den Protesten der Unioner gegen das Urteil, das 1:1 von Berlin wegen eines Feuerzeugwurfes in einen Sieg für Bochum zu verwandeln, an. Nein, in Gladbach setzte es im Duell der VfLs mal wieder eine deutliche und verdiente Bundesliganiederlage. Rocco Reitz eröffnete die Torserie mit einem schönen Schlenzer zum 1:0. Kurz darauf schaltete Tim Kleindienst schnell, Robin Hack nahm seinen Einwurf auf und schoss das 2:0. Kurz vor Schluss vergab Kleindienst dann erst einen Elfmeter, den Nachschuss drückte der Nationalstürmer unaufgeregt ins Netz. Im engen Bundesligamittelfeld rückt Gladbach damit auf fünf Punkte an die Champions-League-Plätze ran.