Bundesliga:Ex-Wolfsburger erledigt Wolfsburg

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Frankfurts Omar Marmoush (links). (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Omar Marmoush trifft doppelt für Eintracht Frankfurt, Freiburg dreht die Partie gegen Bochum – und Leipzig enttäuscht gegen Union. Das Wichtigste zum Bundesliga-Spieltag.

Von Anna Dreher, Carsten Scheele, Ralf Tögel

VfL Wolfsburg – Eintracht Frankfurt 1:2 (0:1), Tore: 0:1 Marmoush (30.), 1:1 Baku (76.), 1:2 Marmoush (82., Handelfmeter)

Kaum waren alle Fragen zur Kritik von Ralph Hasenhüttl an der Begeisterungsfähigkeit des eigenen Anhangs beantwortet („Friedhofsatmosphäre“), da legte der Österreicher vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt ein Bonmot nach: Hasenhüttl hatte angekündigt, den Spielern fortan einen Abend in den eigenen vier Wänden zu gönnen, anstatt sie vor Heimauftritten im Teamhotel zu kasernieren. Ob er nicht die Gefahr sehe, dass der ein oder andere über die Stränge schlage? Hasenhüttl entfuhr ein Lacher: „Wir sind in Wolfsburg.“

Offenbar sieht er in der VW-Stadt kein gutes Pflaster für Partyprinzen, dennoch geriet der Auftritt seiner Mannschaft reichlich schläfrig. Die Gäste überließen den Wolfsburgern die Spielgestaltung, die wussten mit dem vielen Ballbesitz aber nicht viel anzufangen. Frankfurt lauerte auf Konter und hatte dafür in Hugo Ekitiké und Omar Marmoush erstklassiges Personal auf dem Feld. Der Plan ging auf, Ekitiké bediente den langjährigen Wolfsburger Stürmer Marmoush zur Führung. Frankfurt blieb überlegen, Wolfsburg kam dennoch durch einen überraschenden Fernschuss von Ridle Baku zum Ausgleich. Aber das Glück blieb auf der Seite den Hessen: Cedric Zesiger sprang im Strafraum eine Flanke an die Hand, Marmoush verwandelte den Strafstoß sicher.

Borussia MönchengladbachVfB Stuttgart 1:3 (1:1), Tore: 0:1 Undav (21.), 1:1 Pléa (27.), 1:2 Demirovic (57.), 1:3 Demirovic (61.)

Stuttgarts Ermedin Demirovic (unten Mitte) erzielt das Siegtor für den VfB bei Borussia Mönchengladbach. (Foto: David Inderlied/dpa)

Vielleicht war der ein oder andere gedanklich schon in Madrid. Am Dienstag steht für Stuttgart immerhin das Champions-League-Spiel bei Titelverteidiger Real an – das erste für die Schwaben in der Königsklasse nach 15 Jahren. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß stellte vor dem Alltagsgeschäft zurecht fest: „Da ist es nicht so, dass ich sage: Wir müssen jetzt nicht den Fokus auf Real richten. Denn das wäre ja dann wieder der pinke Elefant, über den man nicht reden darf.“

Seine Spieler waren trotzdem in der Lage, genug Aufmerksamkeit auf die Partie bei Borussia Mönchengladbach zu richten. Die ersten Chancen hatten zwar die Gastgeber, aber als der VfB besser ins Spiel gefunden hatte, ging er direkt in Führung durch Deniz Undav. Der Nationalspieler hatte offensichtlich die Energie aus den Länderspielen mitgenommen und staubte nach dem Abschluss von Jamie Leweling ab. Nur sechs Minuten später traf Alassane Pléa zum Ausgleich per Kopf, da war der Schwung wieder weg. Dabei musste sich nach dem schlechten Saisonstart mit nur einem Punkt bei sechs Gegentreffern unbedingt etwas tun.

Und dann? Traf Ermedin Demirovic nach der Pause innerhalb von fünf Minuten zweimal. Beinahe hätte Chris Führich noch einen draufgesetzt, der Ball donnerte an den linken Pfosten. Aber auch so dürften die Stuttgarter Speicher nun mit einer großen Portion Selbstbewusstsein gefüllt sein – bereit für die große Bühne des Bernabéu.

TSG 1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen 1:4 (1:2), Tore: 0:1 Terrier (19., nach Videobeweis), 0:2 Boniface (30.), 1:2 Berisha (37.), 1:3 Wirtz (71., Foulelfmeter nach Videobeweis), 1:4 Boniface (75.)

Leverkusens Torschütze Victor Boniface (2.v.l.). (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Ein „großes Kaliber“ sei Leverkusen, hatte Hoffenheims Coach Pellegrino Matarazzo gerade im SZ-Interview gesagt. Nun ja, recht hatte er. Aber wie groß, das war für Hoffenheim dann schon ernüchternd. Nach drei Minuten hätte Leverkusen schon mit zwei Toren führen können (Florian Wirtz und Martin Terrier vergaben), nach einer halben Stunde lag der Doublesieger durch Treffer von Terrier und Victor Boniface dann tatsächlich 2:0 vorn. Ein sehr überlegener Auftritt, und abgesehen von einer Schwächephase kurz vor der Pause, als Hoffenheims Mergim Berisha den Anschlusstreffer erzielte (und fast sogar den Ausgleich), war Leverkusens Auswärtssieg nie gefährdet. Nationalspieler Wirtz machte vom Punkt alles klar, Boniface setzte mit einem Wuchtdribbling und sattem Linksschuss noch einen drauf.

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SC Freiburg – VfL Bochum 2:1 (0:1), Tore: 0:1 Boadu (45.), 1:1 Adamu (58.), 2:1 Adamu (61.)

Freiburgs Junior Adamu. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Für diese Dienstreise brauchten die Bochumer ein wenig Mut. Die vergangenen fünf Spiele hat der VfL gegen Freiburg verloren, in dieser Bundesliga-Spielzeit zudem noch keinen einzigen Punkt geholt. Doch diesmal: Hielten sich die Bochumer in der ersten Halbzeit schadlos, gingen kurz vor dem Pausenpfiff sogar in Führung durch das erste Tor von Myron Boadu für seinen neuen Klub. Es war sogleich der erste Bochumer Treffer der Spielzeit. Kurz darauf hätte Bochums Koji Miyoshi mit einem Effet-Schuss von der Mittellinie fast eines der kuriosesten Tore des Jahres erzielt – wenn nicht Freiburgs Torwart Noah Atubolu den Ball im Zurücklaufen noch knapp vor der Linie ins Aus geschlagen hätte.

Und doch wurde es wieder nichts mit einem Bochumer Punktgewinn, weil Freiburgs Junior Adamu in der zweiten Halbzeit gerade mal drei Minuten benötigte, um mit zwei Treffern das Spiel zu drehen. Bochum ist damit punktlos Tabellenletzter, hat aber immerhin ein Tor erzielt. Es geht also aufwärts.

RB Leipzig – Union Berlin 0:0

Leipzigs Xavi Simons (links). (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Ob das Fehlen beider Cheftrainer ursächlich für den mäßigen Vergleich zwischen Leipzig und Union war, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde RB-Trainer Marco Rose wegen einer Sperre von Alexander Zickler vertreten. Sein Berliner Pendant Bo Svensson musste die Partie am Fernseher verfolgen, ausgeknockt von einem Infekt, für ihn gab Babak Keyhanfar sein Debüt an der Seitenlinie.

Die Eisernen begegneten den technisch versierten Feinfüßen mit robuster Abwehrarbeit, was den überlegenen Gastgebern gar nicht schmeckte. Dennoch hatten die Leipziger die große Chance zum verdienten Sieg, aber Lois Openda, der zuvor gekonnt beim grätschenden Kevin Vogt einhakte, verschoss den fälligen Elfmeter. Weil Union-Keeper Frederik Rönnow in der Schlussphase auch noch einen Freistoß von David Raum entschärfte, verdiente er sich das Prädikat des besten Spielers – und hielt das äußerst glückliche Remis fest. Für RB war das 0:0 zu wenig für die eigenen Ansprüche und vor dem Champions-League-Auftakt bei Atlético Madrid ein kleiner Dämpfer: Nach zwei Erfolgen in Serie bedeutete es den ersten Punktverlust in dieser Saison für die Sachsen.

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