Schalke 04:Tedesco bekommt noch eine weitere Chance

Werder Bremen - FC Schalke 04

Darf erst einmal durchatmen: Domenico Tedesco bleibt Trainer des FC Schalke 04.

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Der FC Schalke hätte in Bremen gut und gerne mit 2:0 führen können, am Ende hat er aber wieder das Nachsehen.
  • Danach gibt sich Trainer Domenico Tedesco kämpferisch: "So lange ich das Vertrauen dieses großartigen Klubs habe, gebe ich Vollgas."
  • Die Verletzung von Daniel Caligiuri vergrößert aber die Sorgen der Schalker im Abstiegskampf.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Gerade noch hatte Domenico Tedesco darüber sinniert, ob man aus diesem 2:4 des FC Schalke 04 bei Werder Bremen "das Positive oder das Negative mitnimmt" - und sich im Wesentlichen für das Positive entschieden. Man habe bis zum 2:1 für Werder "Power und eine gute Balleroberung" gezeigt, sagte Schalkes Trainer. Man habe deutlich besser gespielt als bei den Tiefpunkten in Mainz (0:3) und gegen Düsseldorf (0:4), was aber "auch nicht schwer war", wie er ehrlich zugab. Dann erreichte Tedesco plötzlich die deprimierende Nachricht, die zur missglückten Schalker Saison passte, wie schon viele Verletzungen vorher: Daniel Caligiuri, in den vergangenen Wochen eine der wenigen Stützen in diesem gänzlich verunsicherten Team, hatte sich in der 87. Minute bei einem harmlos anmutenden Zusammenprall mit dem eingewechselten Bremer Fin Bartels einen Riss der vorderen Syndesmose zugezogen, was zu einer sechswöchigen Zwangpause führt.

Da nützte es auch nichts, dass der neue Manager Jochen Schneider die von ihm geforderte "Trendwende in der Leistung" bis zum 1:2 gesehen hatte, auch wenn er sie "gern etwas ausgeprägter" erlebt hätte und nicht nur eine Hälte lang. Der Trainer bleibe im Amt, teilte Schneider ohne Zögern mit. Auch Tedesco gab sich weiter kämpferisch: "So lange ich das Vertrauen dieses großartigen Klubs habe, gebe ich Vollgas."

Die Lage der Schalker bleibt nach der 14. Niederlage im 25. Bundesliga-Spiel also angespannt. Dabei hatte auch Tedescos Bremer Kollege Florian Kohfeldt dem Gegner Applaus gespendet. Allein Torwart Jiri Pavlenka hätte man es zu verdanken gehabt, dass es bis zur Pause nur 1:1 stand durch Treffer von Breel Embolo (26.) für Schalke und den zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaften Ausgleich durch Milot Rashica (31.). Allein in den ersten 20 Minuten war Pavlenka dreimal zur Stelle, als Guido Burgstaller aus kurzer Distanz (6.), Caligiuri mit einem Freistoß (12.) und Matija Nastasic (20.) seine exzellenten Reflexe prüften. Hätte es 2:0 für die Gäste geheißen, "wäre es für uns schwer geworden", sagte Kohfeldt. Doch nachdem Skrzybskis Fernschuss (30.) an Pavlenka und am Tor vorbeigezischt war (30.), traf Rashica, und das Spiel kippte in die andere Richtung.

Die beiden Fußballlehrer hatten sich ein interessantes, taktisches Duell geliefert. Während der Werder-Chef die Schalker mit vielen Flanken in deren Strafraum drängen wollte, konterte Tedesco mit frühem Pressing. Das verunsicherte die Bremer mehr als die Schalker das Flügelspiel der Gastgeber. Der Schalker Coach profitierte von seinen vier Umstellungen - in Mark Uth, Amin Harit und Hamza Mendyl hatte er sogar drei Profis zu Hause gelassen, weil er mit deren Einstellung nicht zufrieden war. In Burgstaller und Embolo hatte er endlich wieder Angriffs-Duo aufgeobten, das diesen Namen auch verdiente.

Kleiner Trost: Diesmal bricht Schalke nicht auseinander

Embolo, der sich im November den Mittelfuß gebrochen hatte, erzielte bei seinem ersten Einsatz von Beginn an auch den zweiten Treffer zum 2:3-Anschluss per Kopf nach Eckball von Bastian Oczipka, was die Bremer kurz vor Schluss noch einmal in die Bredouille brachte. "Ein Tier", pries Kapitän Benjamin Stambouli den Schweizer, der den Einzelgänger Uth ersetzt hatte. Auch die Rückkehr der genesenen Oczipka und Weston McKennie zahlte sich ebenso aus wie der Einsatz des emsigen Steven Skrzybski hinter den Spitzen.

Letztlich gab der Video-Assistent Günter Perl dem Spiel in der 51. Minute die endgültige Richtung. Während Schalke-Keeper Alexander Nübel gerade aufatmete, weil erst Stambouli einen Schuss aus dem Hinterhalt von Davy Klaassen noch vor der Linie abgewehrt und Maximilian Eggestein den abprallenden Ball über das Tor bugsiert hatte, hatte Perl den Schiedsrichter Martin Petersen dazu veranlasst, sich diese Szene noch einmal im TV anzusehen. Nämlich wie Jeffrey Bruma Werders überragenden Spielmacher Max Kruse aus dem Tritt brachte, als sich ihre Wege kreuzten. Vermutlich ungewolllt, aber egal, Kruse stürzte spektakulär und holte das Maximum heraus: einen Elfmeter, obwohl kaum einer im Stadion diese Szene so gesehen hatte. Kruse traf zum 2:1, und in der 73. Minute erhöhte Rashica dann noch auf 3:1. Anders als zuletzt brachen die Schalker nicht zusammen. Bremens 4:2 in der Nachspielzeit durch Martin Harnik war ein Konter, nachdem die Gäste noch einmal um den Ausgleich gekämpft hatten.

Wie es mit den Schalkern weitergeht? Am Dienstag müssen sie in der Champions League zu Manchester City reisen (Hinspiel 3:2 für die Engländer), am Samstag empfangen sie Leipzig in der Bundesliga. Der bisherige Leipziger Jochen Schneider hat das Motto schon ausgegeben. Die Bundesliga sei derzeit der "wichtigste Wettbewerb", ließ er wissen. Und natürlich könne man gegen das Spitzenteam Leipzig bestehen: "Aber nur, wenn wir dann die Leistung über 90 Minuten abrufen und nicht nur für 50 Minuten wie in Bremen."

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