Bundesliga:Leipzig verzweifelt an der Mainzer Fußballkunst

Bundesliga: Grund zum Jubeln: Der Mainzer Ludovic Ajorque (Mitte) schießt gegen Leipzig das Tor des Spieltags.

Grund zum Jubeln: Der Mainzer Ludovic Ajorque (Mitte) schießt gegen Leipzig das Tor des Spieltags.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Beim 3:0 des FSV fällt RB wenig ein. Leverkusen-Coach Xabi Alonso besiegt sogar den Bayern-Fluch und Stuttgart erlebt bei Union ein Debakel. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Tim Brack und Martin Schneider

RB Leipzig - FSV Mainz 05 0:3 (0:1), Tore: 0:1 Ingvartsen (9.), 0:2 Ajorque (57.), 0:3 Kohr (67.)

Spielt Mainz in der nächsten Saison international? Kein unwahrscheinliches Szenario, denn die Mannschaft von Bo Svensson schlägt jetzt auch europaerprobte Truppen wie RB Leipzig. Mainz ließ den Leipziger Offensivkräften viel Zeit am Ball, aber kaum Raum zur Entfaltung und provozierte so einen der schwächsten Auftritte von RB unter Trainer Marco Rose. Der FSV bot selbst höhere Fußballkunst, vor allem im Angriff. Das frühe Abstaubertor von Marcus Ingavartsen bot zwar noch keinen Grund für Lobeshymnen, stärkte aber das Selbstbewusstsein. Danach gingen die Mainzer fast fahrlässig mit ihren Chancen um, doch bestraft wurde das nicht, weil Timo Werner mit der einzigen Leipziger Chance am Torwart scheiterte.

In der zweiten Hälfte hatte dann Ludovic Ajorque seinen großen Auftritt: Der Franzose bewegte sich im Rückwärtsgang aufs Tor zu, auf 14 Metern sprang der Ball kurz vor seinen Füßen auf, und Ajorque bugsierte ihn in einer fließenden Bewegung mit der Innenseite per Bogenlampe über den Torwart hinweg. Mit weniger Kunst, aber viel Wucht traf dann auch noch Dominik Kohr aus der Distanz zum 3:0. Für Leipzig ist es ein herber Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Ränge - und Mainz träumt von Europa. (tbr)

FC Schalke 04 - Bayer Leverkusen 0:3 (0:0), Tore: 0:1 Frimpong (50.), 0:2 Wirtz (61.), 0:3 Azmoun(90+2.)

Noch nicht mal der Bayern-Fluch kann Xabi Alonso aufhalten. Normalerweise ereilt jede Mannschaft, die es wagt, die Münchner zu besiegen, zuverlässig Unheil im folgenden Spiel. Aber der Baske scheint auch die finsteren Mächte der Bundesliga im Griff zu haben, 35 Punkte hat er nun aus 18 Spielen geholt - das ist der Wert einer Spitzenmannschaft. Gegen Schalke war Alonsos Idee, vorne keinen echten Stürmer aufzustellen, sondern die königsblaue Defensive mit dem Technik-Trio Amine Adli, Florian Wirtz und Moussa Diaby auseinander zu wirbeln.

Dieses Vorhaben scheiterte in der ersten Halbzeit zunächst an Ralf Fährmann, der unter anderem die größte Leverkusener Chance, einen kräftigen Schuss von Adli, durch schnelles Abtauchen parierte. Schalke wiederum hätte durch Michael Frey ein Tor erzielen können, doch Jonathan Tah blockte seinen Schuss. Es war trotz Fährmanns starken Paraden eine weitgehend ausgeglichene Partie, das 0:0 zur Pause entsprach dem Spielverlauf. Nach dem Wiederanpfiff hätte Frey wieder treffen können, sein abgefälschter Schuss endete aber bei Bayer-Torhüter Lukas Hradecky. Aber dann ging Alonsos Plan voll auf. Erst zerschnitt Edmond Tapsoba mit einem wunderbaren Pass auf Diaby die Abwehr des Gegners, ein Querpass später traf Jeremy Frimpong. Und kurz danach doppelpassten sich Adli und Wirtz durch viele Schalker Beine. Wirtz vollendete nach einem kleinen, aber entscheidenden Wackler, den man so zuletzt in Leverkusen von Kai Havertz gesehen hat. Sardar Azmoun machte dann die erste Schalker Niederlage nach acht ungeschlagenen Spielen perfekt. (schm)

1. FC Union Berlin - VfB Stuttgart 3:0 (0:0), Tore: 1:0 Becker (51.), 2:0 Behrens (65.), 3:0 Haraguchi (68., Eigentor)

Bundesliga: Bruno Labbadia hat keine gute Bilanz als VfB-Trainer.

Bruno Labbadia hat keine gute Bilanz als VfB-Trainer.

(Foto: Andreas Gora/dpa)

Wäre alles anders gekommen, wenn Juan José Perea die Schutzreflexe seines Körpers ignorieren könnte? Es lief die 33. Minute des Spiels und nach einem langen Abschlag von VfB-Torhüter Fabian Bredlow verschätzte sich Lennart Grill, der für den angeschlagenen Frederik Rönnow im Union-Tor stand. Grill kam noch an den Ball, schoss aber Perea an. Der hatte freie Bahn, schob den Ball ins leere Tor - doch weil er bei Grills Schuss die Hände schützend vor den Körper gehoben hatte, nahm der Videoschiedsrichter das Tor wieder zurück. In dem Fall ist die Handspielregel ausnahmsweise eindeutig. Vor einem Tor darf der Ball nicht an die Hand. Punkt.

Eigentlich lief es gar nicht so schlecht für den VfB in der ersten Halbzeit, der ja die unmögliche Aufgabe hatte, an der Alten Försterei bestenfalls zu gewinnen - was in dieser Saison noch keinem Bundesligisten gelungen war - aber dann kam es, wie es in Köpenick oft kommt. Man hat das Gefühl, man ist gut im Spiel, aber dann rollt ein Union-Angriff und zack: Tor. Sheraldo Becker. Weitere Treffer folgten durch Kevin Behrens und ein Eigentor von Genki Haraguchi, das Debakel war perfekt. Dabei wollte sich Labbadia, dem in elf Bundesligaspielen als VfB-Trainer erst ein Sieg gelang, auf keinen Fall Untätigkeit vorwerfen lassen und rotierte seine Startelf kräftig durch. Die Woche wird für ihn nun noch unangenehmer, obwohl der VfB am Mittwoch im Pokal-Viertelfinale in Nürnberg antreten darf. Die Frage, ob er der richtige Mann ist, um den Klassenverbleib zu sichern, wird lauter gestellt werden. Und Union? Könnte sich angesichts von sechs Punkten Vorsprung auf Platz fünf so langsam mal mit der Champions League ... (schm)

SC Freiburg - Hertha BSC 1:1 (0:0), Tore: 1:0 Grifo (52.), 1:1 Ngankam (77.)

Es war ein Spiel, bei dem alle Hoffnungen auf Vincenzo Grifo ruhten. Der Freiburger vermag mit seinem Zauberfuß große Tristesse zu vertreiben. In nur einem Augenblick. Denn Grifo ist bekannt für seine gefährlichen Standards. Mehrmals in der ersten Hälfte trat er an, noch erfolglos. Dann lag der Ball zum Freistoß am Strafraum bereit, Grifo tippte ihn kurz an, bekam ihn von seinem Mitspieler zurück, schoss flach und traf. Hertha-Keeper Oliver Christensen sah nicht gut aus, der Ball landete im Torwarteck, auch wenn er durch zwei Berliner Beine flog und noch leicht abgefälscht wurde.

Die darauf folgende Aufregung beruhigte SC-Torwart Mark Flekken, weil er den Schuss von Dodi Lukebakio mit der Ferse parierte. Gegen Jessic Ngankam, der dem erfahrenen Jonathan Schmid den Ball abnahm, als habe dieser seinen ersten Zweikampf im Profibereich geführt, war er dann chancenlos. Hertha holte so beim Champions-League-Kandidaten einen wichtigen Punkt und noch viel wichtigeres Selbstbewusstsein für den Abstiegskampf. (tbr)

VfL Wolfsburg - FC Augsburg 2:2 (0:2), Tore: 0:1 Arnold (2., Eigentor), 0:2 Berisha (32.), 1:2 Waldschmidt (85., nach Videobeweis), 2:2 Nmecha (90.+6)

Bundesliga: Maxi Arnold schoss ein Eigentor - und vergab kurz darauf einen Elfmeter.

Maxi Arnold schoss ein Eigentor - und vergab kurz darauf einen Elfmeter.

(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Der Titel Mr. Wolfsburg mag weniger schillernd sein als der Titel des Mr. Universe, doch Maximilian Arnold darf ihn trotzdem mit einigem Stolz tragen. Seit 2011 ist er im Verein, an diesem 1. April erlebte er aber sicher eines seiner bittersten Spiele für den VfL. Erst köpfelte er eine Augsburger Ecke ins eigene Tor - aber immerhin mit vorbildlicher Haltungsnote. Keine gute Figur machte er wenig später, als er einen Strafstoß übers Tor drosch.

Seine Mannschaft agierte zunächst ähnlich unglücklich wie ihr Kapitän - es gab Chancen, doch genutzt wurden sie nicht. Der Augsburger Mergim Berisha dagegen schloss schnörkellos, aber überlegt zum 2:0 ab. Erst als Luca Waldschmidt nach Vorbereitung von Arnold zum Anschluss traf, keimte etwas Hoffnung. Felix Nmecha rettete in der 6. Minute der Nachspielzeit mit seinem Tor einen Punkt. Die Augsburger verpassen es, sich weiter von den Abstiegsrängen zu entfernen, Wolfsburg cruist im Niemandsland. (tbr)

Zur SZ-Startseite

SZ PlusThomas Tuchel beim FC Bayern
:Er tut es aus Liebe zum Spiel

Thomas Tuchel hat sich in Paris und London einen Pragmatismus angeeignet, der den FC Bayern im Idealfall zu drei Titeln führen soll. Über die Entwicklung eines Trainers, dem Fußballer inzwischen wichtiger sind als taktische Experimente.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: