Bundesliga:Auch Werder packt Schalke

FC Schalke 04 - Werder Bremen

Scheitern wieder: Rabbi Matondo und seine Schalke-Kollegen

(Foto: dpa)

Die Gelsenkirchener verlieren erneut. Eintracht Frankfurt holt nach langer Zeit drei Punkte. Bruno Labbadia siegt schon wieder. Die Bundesliga im Überblick.

Von Tim Brack und Lisa Sonnabend

FC Schalke 04 - Werder Bremen 0:1 (0:1); Tor: Bittencourt (32.)

"Uns geht es vielleicht noch ein bisschen schlechter als Bremen", sagte Schalke-Trainer David Wagner vor dem Duell gegen Werder am Sky-Mikrofon. Er bezog sich dabei auf den einen Tag weniger Pause, den seine Spieler hatten. Und man kennt das ja aus eigener Erfahrung. Wenn es einem nicht gut geht, verkriecht man sich im Bett und hofft, dass einen nicht noch mehr Übel heimsucht. Die Schalker übertrugen diese Verkriech-Taktik auf den Rasen. Nach 20 Minuten hatten die Bremer, auf Tabellenplatz 17 keineswegs eine Autorität, 82 Prozent Ballbesitz. Gefahr brachte die Elf von Florian Kohfeldt zwar zunächst auch nicht zustande, aber sie versuchte es zumindest. Und so waren die ultra-passiven Schalker und die aktiven Bremer gleich arm dran.

Das Tor von Leonardo Bittencourt (32.) stand dann im krassen Gegensatz zu dem zuvor gesehenen, weil es vor Schönheit strotzte. Der Bremer schlenzte den Ball aus 20 Metern unhaltbar über Alexander Nübel hinweg - der wieder als Nummer eins ins Schalker Tor zurückkehrte (siehe: Rückkehrer des Tages) - in den Winkel. Zuvor hatte Jean-Clair Todibo den Ball leichtsinnig an der Mittelfeldlinie verloren. Die Schalker Lethargie lüftete sich durch den Rückstand allmählich. Die Folge waren mehr Offensivdrang und Körperlichkeit und man durfte sich schon fragen, warum das nicht von Beginn an möglich war.

Chancen von Raman (53.) und Gregoritsch (57.) führten aber nicht zum Ausgleich. "Wie wir in der zweiten Hälfte gespielt haben: Das ist unser Weg", sagte Alessandro Schöpf später bei Sky. Die Bremer verpassten die Entscheidung durch Osako (88.) und retteten ihren Sieg gegen die anrennenden Schalker irgendwie ins Ziel. Die These von Wagner vor dem Spiel wurde bewiesen: Den Schalkern geht es ein bisschen schlechter als den Bremern.

Schalke hat nun vier Niederlagen in vier Spielen gesammelt, seit die Bundesliga wieder aufgenommen wurde. Bremen geht dank des Stimmungsumschwungs mit einem positiven Gefühl aus diesem Spieltag. "Ein ganz, ganz wichtiger Auswärtssieg", sagte Trainer Kohfeldt erleichtert.

Hertha BSC - FC Augsburg 2:0 (1:0); Tore: Dilrosun (23.), Piatek (93.)

Drei Siege und ein starkes Unentschieden gegen RB Leipzig - das ist nun die beachtliche Bilanz des neuen Hertha-Trainers Bruno Labbadia. Gegen Augsburg konnte Matheus Cunha wegen einer leichten Gehirnerschütterung keine weiteren Tore beisteuern, deswegen übernahm dies kurzerhand der in die Startelf gespülte Javairo Dilrosun. In der 23. Minute umkurvte der junge Niederländer nach einem Abpraller FC-Verteidiger Felix Uduokhai - und drosch den Ball technisch versiert unter die Latte. Labbadia wischte sich mit der Hand über die Stirn, es lief mal wieder. Sein Team erspielte sich weitere Chancen, auch wenn es in der zweiten Halbzeit etwas nachließ, es zeigte erneut eine konzentrierte Teamleistung. In der Nachspielzeit gelang sogar noch das 2:0. Hertha kletterte in der Tabelle weiter nach oben. Die Sonne strahlte über Berlin.

VfL Wolfsburg - Eintracht Frankfurt 1:2 (0:1); Tore: Silva (27./Foulelfmeter), 1:1 Mbabu (58.), Kamada (85.)

Am 7. Februar, am 21. Spieltag, war Eintracht Frankfurt zuletzt ein Sieg gelungen und der Klub seitdem tief in den Tabellenkeller gerutscht. Doch gegen den VfL Wolfsburg, der zuletzt noch mit einem rauschhaften 4:1-Erfolg gegen Leverkusen überzeugt hatte, holten die Frankfurter drei Punkte. In der 27. Minute umklammerte Marin Pongracic Eintracht-Stürmer André Silva, der zu Boden fiel. Zum fälligen Strafstoß trat der Gefoulte selbst an und verwandelte abgeklärt.

Wolfsburg zielte daraufhin immer wieder aufs Tor, doch Eintracht-Torhüter Kevin Trapp passte auf. In der 58. Minute allerdings trat Maximilian Arnold einen Freistoß, Kevin Mbabou sprang hoch und köpfelte den Ball mit seinen Rasta-Locken zum Ausgleich ins Tor. Trapp war dran, aber machtlos. Die Eintracht wehrte sich, gab alles. Eintracht-Stürmer Bast Dost kam noch zum Einsatz gegen seinen Ex-Verein - und bereitete wenig später tatsächlich den Siegtreffer vor: Daichi Kamada traf ins rechte Toreck. Es war der erste Sieg seit fast vier Monaten. "Das war brutal wichtig, dass wir gewonnen haben", sagte Trapp später bei Sky.

FSV Mainz 05 - TSG Hoffenheim 0:1 (0:1); Tor: Bebou (43.)

Im Hinspiel hatte Mainz, trotz Unterzahl, mit 5:1 gegen Hoffenheim gewonnen - und auch diesmal sah es zunächst gut aus: Der FSV erspielte sich Chance um Chance, nach 25 Minuten wurde Christoph Baumgartner im Strafraum unsanft von den Füßen geholt, es gab Elfmeter für Mainz. Doch Steven Zuber schoss zu zaghaft, TSG-Torhüter Florian Müller hielt. Als dann kurz vor der Halbzeit Hoffenheim-Coach Alfred Schreuder Ihlas Bebou für Jacob Bruun Larsen einwechselte, da sich der Däne am Oberschenkel verletzt hatte, drehte sich die Partie. Nur wenige Minuten später stiefelte der Angereifer Bebou an dem unaufmerksamen Ridle Baku vorbei und schlenzte den Ball ins Tor. Hoffenheim ging in Führung.

Mainz wehrte sich. Kurz nach der Pause wäre dem abstiegsbedrohten Klub beinahe der Ausgleich gelungen, der Treffer zählte jedoch nicht, da Taiwo Awoniyi auf TSG-Keeper Oliver Baumann draufgepurzelt war. Hoffenheim mogelte sich zum Sieg. "Ich bin angefressen und enttäuscht", räumte der Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder ein.

Geste des Tages: Der Schalker Weston McKennie war in der 55. Minute nicht zufrieden damit, dass er akut gelb-rot gefährdet ausgewechselt wurde. Aber so fingen die Fernsehkameras in einer Nahaufnahme immerhin eine Botschaft auf, die der US-Amerikaner sich wie eine Kapitänsbinde am Oberarm befestigt hatte. "Justice for George" war dort zu lesen. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz hat in den USA heftige Proteste gegen Rassismus ausgelöst. Der Polizist, der während einer Festnahme minutenlang auf Floyds Nacken gekniet hatte, wurde mittlerweile aus dem Polizeidienst entlassen, festgenommen und angeklagt. McKennie ist einer von vielen Sportlern, die sich solidarisch geäußert haben.

Rückkehrer des Tages: Pfiffe hallten keine durch die Schalker Arena, als Alexander Nübel seinen Platz im Tor bezog. Der Schlussmann dürfte zumindest bei seiner Rückkehr als Nummer eins nicht unglücklich darüber gewesen sein, dass die meinungsstarken Schalke-Fans wegen des Coronavirus noch ausgesperrt sind. Nübel hatte sich durch einige Fehler, aber vor allem durch seinen Wechsel zum FC Bayern im Sommer beinahe so unbeliebt gemacht wie ein Dortmunder. Schalke-Trainer David Wagner begründete den vierten Wechsel im Tor in dieser Saison damit, dass Markus Schubert "der Mannschaft in den letzten Spielen leider nicht helfen" konnte. Die Prüfungen für Nübel hielten sich bei seinem ersten Spiel seit Ende Februar zunächst in Grenzen. Gegen Bremen wurde ein Kopfball geklärt, bevor Nübel mit den Fäusten herankam, einen abgefälschten Schuss von Davy Klaassen fing er pflichtbewusst. Den Schuss von Leonardo Bittencourt, der zum 0:1 führte, hätte in dieser Liga maximal noch Manuel Neuer herausgekratzt. Aber bei dem geht Nübel ja erst noch in die Lehre.

Unglücklichstes Debüt des Spieltages: Im Sommer 2018 kam der junge Melayro Bogarde aus Rotterdam in das Jugendinternat der TSG Hoffenheim und besuchte fortan das Gymnasium von Sinsheim. Zwei Jahre später feierte der 18-jährige Verteidiger nun sein Bundesliga-Debüt - das allerdings alles andere als optimal verlief. Der Neffe des ehemaligen niederländischen Nationalspielers Winston Bogarte foulte mehrere Mal hektisch und ungeschickt. Nach nur zwölf Minuten sah er seine erste gelbe Karte in der Bundesliga. In der Halbzeit wurde Bogarde ausgewechselt.

Zur SZ-Startseite

MeinungDortmunds Chancen auf den Titel
:Wenn nicht jetzt, dann nie

Die Elf von BVB-Trainer Lucien Favre ist ein seltenes Geschenk, sie hätte die Jahre unter Klopp nachspielen können. Das historische Zeitfenster hat sich aber wieder geschlossen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: