Bundesliga: Schalke - Bayern:Tränen oder Blumen

Nach dem Coup in der Champions League gegen Manchester United reist der FC Bayern mit dem Selbstverständnis des Siegerteams zum Topspiel nach Schalke.

Andreas Burkert

München - An seine erste Begegnung mit Felix Magath kann sich Louis van Gaal noch gut erinnern, Magath sei ein toller Spieler gewesen damals, vor 25 Jahren, "und der HSV war eine große Mannschaft, mit Magath, und rechts schlug Manfred Kaltz diese Flanken". Van Gaal war Kapitän von Sparta Rotterdam, und ein nicht allzu schneller Spielmacher, wie todesmutige Chronisten heute respektlos berichten, in jedem Fall nicht ganz so filigran wie der damalige HSV-Regisseur Magath. Doch im September 1985 triumphierte van Gaal in der ersten Uefa-Cup-Runde, im Rückspiel siegte Sparta 4:3 im Elfmeterschießen. "Ich habe meinen Penalty verwandelt", sagt van Gaal stolz, "hoch ins Kreuz".

Wenn sich van Gaal und Magath an diesem Samstag wiedersehen, wird das kein Thema sein, denn es geht um mehr. Und zwar erneut um "Tod oder Gladiolen", wie der holländische Coach des FCBayern findet, um Tränen oder Blumen. In diese Redensart aus seiner Heimat hatte van Gaal seine deutschen Gastgeber erst kürzlich vor dem Cuphalbfinale der Münchner auf Schalke (1:0) eingeweiht, und es stimmt wohl: Auch an diesem 29. Spieltag steht so etwas wie ein Finale auf dem Spiel, denn verlöre Bayern, läge man bereits fünf Zähler hinter Magaths zähen Herausforderern. Eine erhebliche Hypothek bei nur noch fünf ausstehenden Partien, drei davon auswärts.

Die Anspannung vor diesem ersten Saisonfinale ist van Gaal anzumerken, am Freitag etwa hat er all jene Meinungen barsch zurückgewiesen, die jüngst nach den Niederlagen in Frankfurt und gegen Stuttgart von einem allzu dünnen Kader kündeten. Denn nun haben Ergänzungsspieler wie Altintop und Pranjic beim erinnerungswürdigen Europacup-Abend gegen Manchester United (2:1) ihren Teil beigetragen zur guten Ausgangslage fürs Rückspiel am Mittwoch, so dass sich van Gaal mit verächtlichem Blick revanchieren kann.

"Fakt ist, dass diese Spieler immer da waren, und wir in drei Wettbewerben oben stehen", zürnte er, "der Kader war nie knapp." Einzig für die Innenverteidigung lasse er Einwände gelten, "aber das liegt an meiner Ehrlichkeit". Er meint seine Zusage an den Brasilianer Breno, dem er im August eine Ausleihgeschäft zur Winterpause versprach.

Solche Erklärungen in eigener Sache hat Magath auf Schalke nicht zu leisten, dort zählt ja allein das Wort des allmächtige Generalintendanten, der im Nebenjob trainiert. Eine solche Machtfülle findet van Gaal übrigens "das Beste", sofern es sich um einen guten Trainer handele, zu denen er Magath zählt. "Er bestimmt bei Schalke", sagt er mit Respekt vor dem nächsten Duell mit dem Schachspieler Magath, "er macht jedes Mal neue Aufstellungen und Taktiken, es ist schon wichtig für mich, wie er denkt."

Aber das werde alles nichts helfen, da sind sich die Bayern sicher, auch wenn Magath in Gelsenkirchen mit neuem Anspruchsdenken auffällt und versicherte: "Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen können." Sorry, entgegnet der Münchner Kollege, denn wenn es um sportlichen Tod oder Siegerkränze gehe, "haben wir bis jetzt jedes dieser Spiele gewonnen". Van Gaal erklärt, diese wundersame Kraft liege halt in der Natur eines Spitzenklubs: "Wir wollen alles gewinnen." Der Coup gegen United hat das Münchner Ego also aufgepumpt, "viel heißer" als auf das Rückspiel gegen ManU sei er, versichert auch Bastian Schweinsteiger, der nach der Gelbsperre in der Champions League zurückkehrt (auch Arjen Robben soll wieder zur Verfügung stehen).

Sparta ist übrigens vor 25 Jahren nicht sehr weit gekommen mit Kapitän van Gaal, schon in Runde zwei war Schluss. Gegen Mönchengladbach, trainiert von einem Trainer namens Jupp Heynckes. Aber den trifft van Gaal erst nächste Woche, in Leverkusen.

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