Bundesliga: Schalke 04:Auf einem schwierigen Markt

Große Ansprüche, knapp bei Kasse: Schalkes Trainermanager Felix Magath hofft noch auf ein Schnäppchen auf dem Spielermarkt. Es gibt viele Gerüchte, doch Zeit bleibt kaum mehr.

Philipp Selldorf

Die gute Nachricht war, dass es Felix Magath nach dem Training am Dienstagvormittag nicht bloß gut, sondern nach eigenen Angaben sogar "ganz wunderbar" ging. Die Fans des FC Schalke 04 erhielten aber auch eine schlechte Nachricht aus der ersten Übungsschicht vor dem nächsten Bundesligawochenende: Kein neuer Spieler bereicherte Magaths Aufgebot, wieder verstrich ein wertvoller Arbeits- und Eingewöhnungstag für die angekündigten, heiß ersehnten Neuerwerbungen.

Schalke 04's coach Magath watches warm-up before German Bundesliga soccer match against Hamburg SV in Hamburg

Felix Magath hofft noch auf ein Schnäppchen.

(Foto: REUTERS)

Beim Trainingsspiel taten sich bloß die üblichen Größen hervor, allen voran - und das war dann wieder eine gute Nachricht - Jefferson Farfan, über den zuletzt das Gerücht kursierte, er sei für ein Tauschgeschäft mit dem VfL Wolfsburg ausersehen. "Farfan für Misimovic, das wäre doch sinnlos", protestierte spontan ein jugendlicher Trainingsgast, nachdem der peruanische Angreifer gerade wieder drei Mitspieler ausgetrickst hatte.

Woher das Gerücht über den in der Tat ziemlich nutzlos erscheinenden Tauschhandel stammt, liegt wie üblich im Dunklen. In Wolfsburg wird bestätigt, dass "Mittelsleute" mit einem entsprechenden Vorschlag vorstellig geworden seien, die Seriosität des Angebots wird in Zweifel gezogen.

Bild hingegen schrieb, Schalkes Management-Assistent Ronny Gersch habe bereits Gespräche mit VfL-Manager Dieter Hoeneß geführt, der als Entschädigung für Misimovics Freigabe nicht nur Farfan, sondern auch einen Koffer voller Geld haben wolle, angeblich fünf Millionen Euro. Das ist doch sinnlos? Gersch - früher Pressesprecher bei Energie Cottbus - kommt angeblich als Botschafter seines Chefs weit herum. Gerüchten zufolge war er als Mittelsmann bei der Anwerbung von Raúl tätig, als dieser Urlaub auf Menorca machte, und in Turin soll er kürzlich auch gesehen worden sein: diesmal im Versuch, Diego für die Königsblauen zu gewinnen.

Hoarau hätte geholfen

Zumindest dieses Gerücht lässt sich als Legende enttarnen. Diego ist Schalke seit mindestens vier Wochen keinen Versuch mehr wert. Ende Juli spielte er mit Juventus gegen Shamrock Rovers in der Europa-League-Qualifikation und hätte im Falle des Wechsels zu Schalke 04 bis zum Winter nicht in der Champions League eingesetzt werden dürfen.

Darüber hinaus wäre der Brasilianer vermutlich ohnehin zu teuer gewesen für Schalke, denn diese Nachricht ist kein Gerücht: Der Verein hat große Ansprüche, ist aber knapp bei Kasse. Manager Magath hat zwar aufgrund des hervorragenden Verhältnisses zu seinem Trainer, der praktischerweise auch Magath heißt, im Sommer viel Geld gespart, indem er teure Spieler verkauft und verabschiedet hat. Das heißt aber nicht, dass er das alles wieder ausgeben darf. Meldungen, dass ihm Aufsichtsratschef Clemens Tönnies im Zuge eines Grundsatzgesprächs 30 Millionen Euro zugebilligt habe, sind auch nicht mehr als Gerüchte. "Wir müssen die wirtschaftliche Lage im Auge behalten", sagt Magath: "Bevor es an die Substanz geht, verzichte ich lieber."

Diesem Prinzip folgend, hat Magath auf seinen Einkaufstouren einige Rückzieher machen müssen, zudem musste er zunächst Kosten senken und Einnahmen erzielen. Das ist ihm zwar mit den Verkäufen von Westermann (zum HSV) und Rafinha (zum FC Genua) gelungen, doch jetzt ist er spät dran, nächste Woche schließt der Markt. "Wir waren ja im Mai mit dem einen oder anderen schon klar, doch dann konnten wir es nicht realisieren. Der Transfermarkt wird immer schwieriger", klagt Schalkes Sportchef.

Vergeblich versuchte er, den Verteidiger Javier Pinola vom 1. FC Nürnberg zu holen; Peniel Mlapa, Sturmtalent der Münchner Löwen, wechselte lieber zur TSG Hoffenheim als nach Gelsenkirchen, und auch Marko Pantelic stellte Bedingungen, die Magath nicht erfüllen wollte. Schließlich musste er jetzt den Wunsch begraben, den französischen Stürmer Guillaume Hoarau vorstellen zu dürfen: "Normalerweise wird beim Pokern hoch angefangen, und dann nähert man sich meistens an." Doch die Leute von Paris St. Germain meinten es ernst, als sie für Hoarau 20 Millionen Euro Ablöse forderte. "Schade", findet Magath, "der hätte uns geholfen."

Schlichtung mit den Fans

Magaths Pech ist, dass er Schalkes luxuriöse Verhältnisse stutzen muss, während er zugleich eine wettbewerbsfähige Mannschaft für Europas Luxusklasse bauen soll. Derzeit, das hat am Samstag das 1:2 in Hamburg bestätigt, ist er davon recht weit entfernt. Noch hat er aber die Zuversicht nicht aufgegeben. "Es ist wie beim Winterschlussverkauf", sagt er, "das eine oder andere Schnäppchen liegt schon noch herum. Wir müssen alle noch einen Moment warten, aber in zwei, drei Tagen kann schon was passieren." Nicht zuletzt wegen der ablaufenden Transferfrist möchte Magath das von Tönnies erwünschte Schlichtungsgespräch mit den kritischen Fanvertretern in die ruhige Länderspielwoche legen. "Wir müssen reden, aber lieber ohne Druck", sagt er, "vielleicht sollte bis dahin Waffenstillstand herrschen." Die andere Front hat Vorrang.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: