SC Paderborn:Nah dran - aber es reicht noch nicht

SC Paderborn 07 - Bayern München

Wieder verloren: die Paderborner Jamilu Collins (links) und Uwe Hünemeier.

(Foto: dpa)
  • Der SC Paderborn wartet auf den ersten Sieg in dieser Bundesligsaison.
  • Immer wieder fängt der Aufsteiger mehr Gegentore, als er vorne schießen kann.
  • Abwehrspieler Uwe Hünemeier sagt trotzdem: "Wir haben mehr als das Zeug, in dieser Liga zu bestehen."

Von Carsten Scheele, Paderborn

Es gibt einige Dinge, die einen Fußballnachmittag beim SC Paderborn liebenswert machen. Das Halbzeitlied von den Puhdys etwa, in dem die Textzeilen "erste Halbzeit adé" und "zweite Hälfte hallo" vorkommen. Oder der Stadionsprecher, der schon vor dem Spiel frohlockend ins Mikrofon brüllt: "Heute werden wir einen Heimsieg einfahren", auch wenn es gegen den FC Bayern geht, den auf allen strukturellen Ebenen überlegenen Rekordmeister.

2:3 hat der Aufsteiger tatsächlich bloß verloren, doch es war ein bekanntes Gefühl für die Paderborner: Nah dran gewesen, aber es hat nicht gereicht. So war der SCP in dieser Saison schon mehrere Male nah dran und wurde von den Fans gefeiert, wie auch gegen die Bayern lange nach Spielschluss, ist aber trotzdem Letzter. Mit einem Punkt und fünf Niederlagen. Trainer Steffen Baumgart konstatierte nach dem Spiel: "Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir wollten. Das ist gut, aber es reicht einfach nicht." Torschütze Kai Pröger klagte mit Blick auf die gesamte bisherige Spielzeit: "Wir haben uns in den ganzen Spielen nicht belohnt."

Wer bloß die Leistung der Mannschaft in der Offensive betrachtete, der könnte zum Schluss kommen, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis der Spielstil Belohnung findet. So mutig hat sich den Münchnern lange kein Team mehr entgegengestellt: Entsprechend der Maßgabe "Vollgas nach vorne" kümmerte es die Paderborner nicht, dass da eine Champions-League-Abwehr voller Nationalspieler und sogar Weltmeister vor ihnen stand. Sven Michel, Christopher Antwi-Atjej und Co. rannten an und zwangen die Bayern zu reagieren. Pressten früh und kraftraubend, auch wenn das zu gefährlichen Lücken im Defensivverbund führte. Zweimal reagierte der Favorit zu spät, zum dritten Paderborner Treffer fehlte am Ende nicht mehr viel. "Wir haben mehr als das Zeug, in dieser Liga zu bestehen", sagte Abwehrspieler Uwe Hünemeier trotzig.

Bei 17 Gegentoren steht Paderborn bereits

Zur Wahrheit der Partie gehört jedoch, dass diese niemals bloß 2:3 hätte ausgehen dürfen. Die Paderborner werden wohl keinen zweiten Tag erleben, an dem der Gegner so oft frei vor dem Tor vergibt. Schon nach drei Minuten setzte Lewandowski einen Schuss aus der Nahdistanz neben den Pfosten, obwohl das Tor leer war. In ähnlicher Qualität vergaben die Bayern durch Gnabry, Coutinho oder Coman weitere Gelegenheiten. Paderborn spielte so offen(siv), dass die Bayern mit Leichtigkeit fünf oder sechs Tore hätten erzielen können - bis zur Halbzeit wohlgemerkt.

Darin liegt die Gefahr in der Paderborner Spielanlage: Die Mannschaft stürmt drauflos und wird in ihrer Unbekümmertheit immer in der Lage sein, zwei Tore zu erzielen, auch gegen Mannschaften wie Bayern oder Leverkusen, das hat sie bereits bewiesen. Bringt aber wenig, wenn die Gegentreffer hinten viel zu leicht reinkullern. Man fühlt sich erinnert an den VfB Stuttgart vor einigen Jahren, als Trainer Alexander Zorniger den VfB derart forsch stürmen ließ, dass die Stabilität hinten kaum mehr gewährleistet war. Stuttgart stieg am Ende ab, wenn auch ohne Zorniger, der war schon im November seinen Job los.

Nach sechs Spieltagen steht Paderborn nun bereits bei 17 Gegentoren, das sind die meisten der Liga. Nur gegen Wolfsburg blieb es bei einem, gegen München, Leverkusen und Freiburg gab es drei, gegen Schalke sogar fünf. "Es ist mehr als frustrierend, aber wir werden unseren Weg weitergehen", sagte Hünemeier. Paderborn werde nie ein Team sein, das sich nur hinten reinstellt und keine Chancen zulässt. Was nach dem Motto klingt: Entweder wir haben mit unserem Offensivstil Erfolg - oder wir gehen wieder in die zweite Liga.

So macht sich am Ende der Paderborner Auftritte häufig Wehmut breit, weil man der Mannschaft, die entgegen vieler gut gemeinter Ratschläge stürmt, bis sie das Verteidigen vergisst, endlich einen Sieg wünschen würde. Bereits im Oktober kommen drei vorgezogene Endspiele auf das Team zu: gegen Mainz 05, beim 1. FC Köln und gegen Fortuna Düsseldorf. Gegen drei Teams aus der unteren Tabellenhälfte also - wenn es hier nicht gelingt, endlich weniger Gegentore zu fangen, als vorne geschossen werden, dürfte der letzte Tabellenplatz auf absehbare zementiert sein. Dann hieße es bald: "Erste Liga adé, zweite Liga hallo."

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