Freiburg gewinnt:"So viel Glück hatten wir in dieser Saison noch nicht"

SC Freiburg - VfB Stuttgart

Glückliche Sieger: Freiburgs Trainer Christian Streich (links) und Spieler Guus Til umarmen sich nach dem Spiel.

(Foto: Tom Weller/dpa)

Freiburgs Trainer Christian Streich muss nach dem 2:1 gegen Stuttgart zugeben, dass der Gegner vor allem in der zweiten Halbzeit die überlegene Mannschaft war. Der VfB hadert mit der Chancenverwertung.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Natürlich haben sie beim SC Freiburg alle bisherigen Saisonsiege angemessen gefeiert. Mit Vereinslied, rhythmischem Klatschen von der Tribüne und allem, was Corona an Gefühlsausbrüchen so erlaubt. Doch der siebte Saisonsieg, der wurde am Samstag eben noch ein paar Minuten länger zelebriert. Zum einen, weil er gegen den VfB Stuttgart im schwäbisch-badischen Duell errungen wurde. Und zum anderen, weil er völlig unverdient war.

Ein einziges Mal kam der Sportclub im zweiten Durchgang überhaupt nur zu so etwas wie einem Torabschluss, die wenigen Entlastungsversuche endeten jeweils nach wenigen Sekunden. Die zusehends wütender anrennenden Stuttgarter hingegen drehten vor allem in der Schlussphase noch mal richtig auf. Doch entweder war Freiburgs Bester, Keeper Florian Müller, im Weg oder der Pfosten verhinderte einen Stuttgarter Torerfolg wie bei den Schüssen von Erik Thommy (87.) und Nicolas Gonzalez (90.).

"So viel Glück wie in der zweiten Halbzeit hatten wir in dieser Saison noch nicht", gab auch der SC-Trainer Christian Streich zu. Man habe eigentlich durchaus vorgehabt, auch im zweiten Durchgang ein wenig Fußball zu spielen. "Aber Stuttgart war dann richtig stark." So sah es auch Kapitän Christian Günter, der aber auf ausgleichende Gerechtigkeit plädierte: "Jetzt haben wir vielleicht gerade das Glück, das uns am Anfang der Saison gefehlt hat." Tatsächlich hatte Freiburg da einige Spiele unglücklich verloren. Eines aber gewann der Sportclub schon im Sommer mit immens viel Glück: den Saisonstart beim VfB.

Gonzalez verschießt schwach

Rechtzeitig zum offiziellen Rückrundenbeginn waren beim VfB nun allerdings Silas Wamangituka und Gonzalez nach abgelaufenen Gelb-Sperren wieder einsatzbereit. Zusammen verantworten sie gut die Hälfte der Stuttgarter Saisontreffer. Und natürlich war es dann auch am Samstag Wamangituka, der den VfB früh in Führung brachte (7.). Dem Kollegen Gonzalez war in Freiburg hingegen keine allzu glückliche Rückkehr auf den Platz vergönnt. In der 43. Minute durfte er einen Foul-Elfmeter schießen. Doch die Umsetzung geriet zum Beweis, dass der verzögerte Anlauf, den Robert Lewandowski populär gemacht hat, auch seine Tücken hat. Denn wenn der Torwart nicht auf die Finte hereinfällt, ist der zwangsläufig mit wenig Wucht geschossene Elfer leicht zu parieren. Müller tat dies mühelos.

Zur Halbzeit lag der VfB also mit 1:2 zurück. Denn wie bereits beim Spiel gegen Frankfurt am vergangenen Mittwoch beschäftigte sich der Sportclub nach dem frühen Rückstand nicht allzu lange mit Trauerarbeit und spielte munter und selbstbewusst nach vorne. Ermedin Demirovic (14.) und Wooyeong Jeong (37.) schossen eine 2:1-Halbzeitführung heraus. Die war schon zur Pause ein wenig glücklich, wenngleich der SC durchaus zeigte, dass er in dieser Spielzeit ein Team beisammen hat, das eher in die obere als in die untere Hälfte der Tabelle gehört.

Didavi hadert mit dem Spielverlauf

Das gilt allerdings auch für den VfB - trotz der beiden jüngsten Niederlagen gegen Bielefeld und Freiburg. Im Badischen zeigten sie nach fahrigem Beginn, wie ballsicher sie sind, auch das Tempo war deutlich höher als bei den Gastgebern. Natürlich kann man monieren, dass der VfB allein im zweiten Durchgang vier, fünf Mal die Chance gehabt hätte, das Spiel zu drehen. Man kann die Tatsache, dass sich der Aufsteiger all diese Chancen in einem Auswärtsspiel überhaupt erst erspielt hat, auch als Beweis nehmen, dass der VfB kein grundsätzliches Problem hat - zumindest nicht auf dem Platz.

Dort war nach dem Schlusspfiff Daniel Didavi jedenfalls nicht der einzige, der Spielverlauf und Ergebnis nicht so recht unter einen Hut bringen konnte. Dass man nach solch einem Spiel ohne Punkt nach hause fahre, sei "schwer zu akzeptieren."

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