Bundesliga:Leipzig crasht Dortmunds Party

Bundesliga: Auch Top-Stürmer Erling Haaland konnte die Dortmunder Niederlage nicht verhindern.

Auch Top-Stürmer Erling Haaland konnte die Dortmunder Niederlage nicht verhindern.

(Foto: David Inderlied/Kirchner-Media/Imago)

Der BVB unterliegt bei der Rückkehr der Fans ins Westfalenstadion mit 1:4. Felix Magath erlebt in Leverkusen ein bewegtes Debüt als Hertha-Trainer. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tim Brack und Barbara Klimke

Borussia Dortmund - RB Leipzig 1:4 (0:2), Tore: 0:1 Laimer (21.), 0:2 Laimer (30.), 0:3 Nkunku (58.), 1:3 Malen (84.), 1:4 Olmo (86.)

Es war alles angerichtet für das große Wiedersehen: Erstmals nach über zwei Jahren mit schmerzlichen coronabedingten Beschränkungen strömten die Dortmunder Fans wieder in ihr geliebtes Westfalenstadion, um den BVB in voller Stärke nach vorne zu brüllen. Serviert wurde das Topspiel gegen RB Leipzig, einen Klub, den viele Dortmunder Fußballromantiker als Antithese zu ihrem Verein begreifen. Am Ende wären manche von ihnen wahrscheinlich lieber zu Hause geblieben. Denn Leipzig crashte die Dortmunder Party heftig.

Konrad Laimer traf schon vor dem Halbzeitpfiff zweimal, per Lupfer und mit einem abgefälschten Schuss. Wo die Dortmunder emotional nach vorne preschten, konterten die Leipziger kühl. Die Handschrift von Trainer Domenico Tedesco zeigte sich in einer schlauen Defensivleistung. Dem BVB fiel selten ein Mittel ein, wie er den geschlossenen Leipziger Riegel öffnen könnte. Das 3:0 durch Christopher Nkunku fiel nach einer schnellen Kombination. Die Hoffnung der Dortmunder nach dem 1:3 durch Donyell Malen konnte sich gar nicht erst entfalten, da traf Dani Olmo schon mit einem perfekten Schuss aus 20 Metern zum 4:1. Für die Dortmunder ist es nicht nur ein Rückschlag in der sowieso schon schwierigen Jagd auf Bayern, sondern auch ein emotionaler.

SC Freiburg - Bayern München 1:4 (0:0), Tore: 0:1 Goretzka (58.), 1:1 Petersen (63.), 1:2 Serge Gnabry (73.), 1:3 Coman (83.), 1:4 Sabitzer (90.+6)

Jeder Held braucht eine Schwachstelle, das wusste schon Achill, dem das Schicksal eine verletzliche Ferse spendierte. Leon Goretzka, beim FC Bayern der Mann mit den Superhelden-Muskeln, hat ein instabiles Knie. Vier Monate lang plagten ihn Schmerzen ebendort, gegen den SC Freiburg kehrte er zurück und stand gleich in der Startelf. Es war klar: Die Münchner mussten alle verfügbaren Kräfte mobilisieren, um die im Breisgau errichtete Abwehrmauer abzutragen.

Goretzka führte dann auch gleich das bayerische Abrisskommando an, er traf beim 4:1 (0:0) zum 1:0 per Kopf. Das Tor kam einer Erlösung gleich, für Goretzka, nach seiner Rückkehr, und für den FC Bayern, der trotz 70 Prozent Ballbesitz in der ersten Hälfte samt einiger ansehnlicher Kombinationen keine Torchance zustande brachte. Doch auch die Freiburger haben ihren Helden: Nils Petersens Superkraft sind Jokertore, er traf natürlich wenige Sekunden nach seiner Einwechslung zum 1:1.

Zum Glück der Bayern trug auch Serge Gnabry an diesem Nachmittag ein Superjoker-Kostüm, er schoss das 2:1 ebenfalls wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Flügel-Sidekick Kingsley Coman durfte auch noch jubeln, bei seinem Treffer zum 3:1 sah Freiburgs sonst so zuverlässiger Torwart Mark Flekken nicht gut aus. Oft genug war er für den SC auch schon der Held gewesen. Den Schlusspunkt in dieser Partie musst aber selbstredend ein Einwechselspieler setzen: Marcel Sabitzer traf zum 4:1.

Allerdings: Insgesamt wurden fast zehn Minuten nachgespielt, weil es Verwirrungen um Julian Nagelsmanns Wechsel gab. Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier bestätigte als erster Beteiligter bei Sky, dass Bayern kurzzeitig (die Angaben variieren zwischen zehn und 20 Sekunden) mit zwölf Spielern auf dem Feld stand. Laut Freiburgs Nico Schlotterbeck betrat Niklas Süle das Feld - aber kein Bayern-Spieler verließ es. Schiedsrichter Christian Dingert setzte die Partie nach minutenlanger Diskussion mit einem Schiedsrichterball fort.

Nagelsmann beschrieb die Szene später so: "Skurrile Situation - es wurde die falsche Nummer angezeigt, deswegen wusste King (Coman, Anm.) nicht, dass er runter musste. Deswegen waren wir ein paar Sekunden ein Spieler zu viel. Für mich war es keine spielentscheidende Situation." Freiburgs Trainer Christian Streich sagte: "Ich gehe fest davon aus, dass wir kein Einspruch einlegen müssen. Sondern, dass es ein Regelwerk gibt. Diesem Regelwerk unterliegen wir und danach wird gehandelt. Das ist mein Verständnis."

Welche Konsequenzen das für den Spielausgang und die Spielwertung hat, war zunächst unklar. Schiedsrichter Dingert sagte, er habe den Vorfall im Spielbericht vermerkt. Alles andere müsse der DFB entscheiden.

Bayer Leverkusen - Hertha BSC 2:1 (2:1), Tore: 1:0 Alario (34.), 2:0 Bellarabi (40.), 2:1 Darida (42.)

Neuneinhalb Jahre also hat die Bundesliga auf diesen General gewartet, 3451 Tage um genau zu sein. Dann stand er wieder am Spielfeld wie ein Napoleon, diesmal im blauen Mantel von Hertha BSC bei Bayer Leverkusen. Exakt 3451 Tagen nach seinem Abschied begutachtete Felix Magath allerdings keinen Sieg seines neuen Teams, sondern, trotz großen Engagements, mal wieder eine Niederlage.

Nach 3451 Tagen und 34 Minuten nahm Magath zunächst den ersten Gegentreffer zur Kenntnis: Leverkusens Diaby setzte sich rechts durch und passte in die Mitte zu Alario, der bei Ballannahme eine Pirouette drehte und akkurat ins linke obere Toreck traf. Es kam erst noch schlimmer für Magaths Hertha - Bellarabi erhöhte zum 2:0, wieder in Szene gesetzt von Diaby -, ehe es besser wurde. Hertha legte nun seine Passivität ab und schaffte, angetrieben vom Napoleon an der Seitenlinie, zwei Minuten später den Anschlusstreffer durch Darida nach Flanke von Mittelstedt.

Doch es blieb ein glückloser Tag für die Hertha, die bereits nach einer Viertelstunde den Torwart wechseln musste: Alexander Schwolow konnte wegen einer Verletzung nicht weiterspielen und wurde von dem erst 20-jährigen Marcel Lotka abgelöst. Auch Niklas Stark verließ das Feld angeschlagen. Die Arbeit wird für Magath nach neuneinhalb Jahren also nicht leichter.

Arminia Bielefeld - VfB Stuttgart 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Kalajdzic (25., Handelfmeter), 1:1 Krüger (60.)

Auch im Tabellenkeller gibt es Lichtblicke: Bielefeld setzte nach vier Niederlagen seine Hoffnung auf den VfB Stuttgart - ein Team, das die Arminia seit 2020 jedes Mal stets souverän geschlagen hatte. Womöglich gingen die Ostwestfalen in diesem Abstiegsduell aber dann etwas zu ungestüm zur Sache: Als ein Abschluss von Stuttgarts Tiago Thomas zur Ecke geklärt wurde, stoppte Patrick Wimmer mit dem ausgestreckten Oberarm den Ball. Den fälligen Handelfmeter verwandelte Kalajdzic per Rechtsschuss sicher. Bitter für die Arminia, die trotz großen Engagements erneut einen Ball aus dem eigenen Netz fischen musste. Kurz vor der Pause hätte Marmoush nach einem Tempolauf sogar noch erhöhen können, schob den Ball aber unbedrängt am langen Eck vorbei. Stuttgart bestimmte fortan das Spiel - aber dann kam Bielefelds lichter Moment: Krüger stahl sich im Rücken der Abwehr davon und schob nach Flanke von Serra den Ball ins Tor. Ein Tor fast aus dem Nichts - und ein Hoffnungsschimmer auf der Alm.

Eintracht Frankfurt - SpVgg Greuther Fürth 0:0 (0:0)

Wer die großen Hürden nehmen will, muss auch über Stöckchen springen. Frankfurt spielt in fünf Tagen gegen den FC Barcelona in der Europa League, kam aber in der Bundesliga gegen den Letzten, SpVgg Greuther Fürth, nicht über ein 0:0 hinaus. Das lag zum einen an der Abschlussschwäche der Eintracht, zum anderen an der furiosen Fürther Abwehrarbeit. Fazit: Generalprobe misslungen. Gratulation an Fürth.

TSG Hoffenheim - VfL Bochum 1:2 (0:1), Tore: 0:1 Asano (28.), 1:1 Raum (54.), 1:2 Asano (59.)

Noch vor dem Anpfiff gelang dem VfL Bochum ein Täuschungsmanöver: Der Spielbogen verkündete eindeutig eine defensiven Grundformation. Das überraschte weniger, schließlich war der Aufsteiger gegen den Europapokal-Aspiranten Hoffenheim der Außenseiter. Doch auf dem Feld spielten die Bochumer dann so offensiv und forsch, wie man es sonst von der TSG kennt. Ein Tor gelang aber ausgerechnet dann, als Hoffenheim just die Rollenverteilung zurechtgerückt hatte. Takuma Asano dribbelte nach einem herausragenden Pass von VfL-Keeper Riemann in die Mitte und traf wuchtig ins Tor. Milan Pantovic hätte vor dem Halbzeitpfiff sogar auf 2:0 erhöhen müssen. Die vergebene Chance rächte sich in Person von David Raum, der mit einem sehenswerten Schlenzer für Hoffenheim ausglich. Doch Asano fand darauf wieder eine Antwort: mit seinem Tor zum 2:1-Endstand.

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