Bundesliga:Robben und Lewandowski drücken die Vorspultaste

FC Augsburg v Bayern Muenchen - Bundesliga

Robert Lewandowski trifft wieder - gegen Augsburg sogar zwei Mal.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Matthias Schmid, Augsburg

Tobias Werner trat kurz vor dem Anpfiff auf den Rasen des Augsburger Stadions. Die Fans des FC Augsburg empfingen ihn mit lautem Applaus und Sprechchören. Der langjährige Publikumsliebling und Aufstiegsheld hatte ihrer Meinung nach die falschen Klamotten gewählt, er hatte kein Trikot, kurze Hose und Stutzen angezogen, er trug lediglich eine Jeans und eine bequeme Winterjacke. Werner spielt seit diesem Sommer beim Zweitligisten VfB Stuttgart, er ist derzeit verletzt und nutzte die freie Zeit, um am Samstagnachmittag gegen den FC Bayern mal wieder seine alte Liebe zu besuchen. Er wünschte sich natürlich einen Heimsieg gegen die Münchner, raunte er noch ins Stadionmikrofon, als er den Platz wieder verließ.

Sein fein gehegter Wunsch blieb aber unerfüllt - Werner erlebte ein Spiel, das die Augsburger wohl kaum glücklich hinterlässt. Am Ende gewann die Mannschaft von Carlo Ancelotti auch die zweite Partie gegen den FCA innerhalb von nur drei Tagen - nach dem 3:1 im Pokal siegte sie in der Bundesliga mit dem identischen Resultat und festigte ihre Tabellenführung vor RB Leipzig. Die Torschützen diesmal: zweimal Robert Lewandowski, einmal Arjen Robben - und ein Gegentreffer durch den Koreaner Koo.

Dabei hatte die Partie mit einer Seltenheit begonnen, ja mit einem Naturereignis. Der erste Schuss des Spiels flog nicht auf das Augsburger Tor, sondern auf das von Manuel Neuer (5.). Und der Nationaltorhüter musste sich mächtig strecken, um den tückischen Aufsetzer von FCA-Kapitän Paul Verhaegh aus dreißig Metern noch zu parieren. Sicherheitshalber schlug Philipp Lahm den Abpraller humorlos ins Aus. Das sah wenig brasilianisch aus, im Pokal hatte der Bayern-Kapitän vor seinem Führungstor ja noch seinen Gegenspieler Philipp Max brasilianisch-geschmeidig getunnelt und seine Mitspieler ob seiner Spielkunst samt Torerfolg zum Staunen gebracht.

Der rustikale Abwehrversuch passte aber irgendwie ins Bild der Anfangsphase. Die aufregendste Szene der Bayern ereignete sich nach einer Viertelstunde, als Thiago Augsburgs Won Dong Ji voll im Gesicht traf - auf Höhe der Mittellinie wohlgemerkt. Aber der FC Bayern wäre nicht der deutsche Rekordmeister, wenn er nicht innerhalb kürzester Zeit sein Spiel beschleunigen könnte, auf ein Niveau, das kaum ein Bundesligist noch erreichen kann. Schon gar nicht der FC Augsburg, der auch im eigenen Stadion mitunter mit sieben Spielern auf einer Linie verteidigte.

Robben zog in der 19. Minute in seiner unwiderstehlichen Art in den Strafraum, so schnell, als ob jemand die Vorspultaste gedrückt hätte. Niemand konnte ihm mehr folgen, er legte den Ball zu Robert Lewandowski, der wenig Mühe hatte, den Ball an FCA-Torhüter Marwin Hitz vorbei zu chippen - ziemlich lässig wirkte das. Dabei war der Pole gar nicht so lässig drauf in den vergangenen Spielen, bis zu diesem Tor vergingen sogar 482 Minuten, in denen Lewandowski in der Bundesliga ohne Treffer geblieben war - eine solche Schwächephase hatte der 28-Jährige im Trikot des FC Bayern nie zuvor erlebt.

Was anschließend folgte, ist schnell erzählt. Lewandowski bedankte sich bei Robben, indem er ihm generös den Ball auflegte, dass dieser nur noch zum 2:0 über die Linie drücken brauchte (21.). Auch der dritte Bayern-Treffer kurz nach der Pause resultierte aus der kreativen polnisch-niederländischen Co-Produktion. Robben spielte in den Lauf von Lewandowski, dieser umkurvte noch Hitz und schob den Ball schließlich zum 3:0 über die Linie (48.).

Trotz ihrer klaren Überlegenheit und weiteren Großchancen durch Mats Hummels (69. und 72.) scheint es aber in diesen Herbsttagen so zu sein, als ob die Münchner kleinere Leistungsschwankungen und Nachlässigkeiten nicht aus ihrem Spiel bekämen - auch am Samstag mussten sie noch einen Gegentor durch Ja-Cheol Koo (67.) hinnehmen, weil sie kurzzeitige Turbulenzen im Strafraum nicht verhindern konnten. Gestört hat das die Bayern-Fans aber nicht, sie feierten am Ende sich und die Einwechslung von Holger Badstuber (62.).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: