Bundesliga:Union Berlin kontert Leipzig aus

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Eiserner Jubel: Union schlägt Leipzig 2:1. (Foto: Jan Huebner/Imago)

Die Eisernen gewinnen das Abendspiel, die Sachsen bleiben weiter sieglos. Auch für Leverkusens Trainer Seoane wird es nach der dritten Saisonpleite ungemütlich - und Freiburg gewinnt in Stuttgart. Alles Wichtige zum dritten Spieltag.

Von Martin Schneider und Philipp Schneider

Union Berlin - RB Leipzig 2:1 (2:0), Tore: 1:0 Jordan Siebatcheu (32.), 2:0 Sheraldo Becker (35.), 2:1 Willi Orban (83.)

Der 1. FC Union Berlin hat seine erstaunliche Siegesserie gegen RB Leipzig fortgesetzt und den ungeliebten Kontrahenten aus Sachsen mit eiskalten Kontern in die Krise geschossen. Durch das 2:1 (2:0) am kletterten die saisonübergreifend nun seit zehn Spielen ungeschlagenen Eisernen mindestens für eine Nacht auf Platz zwei. Bei RB stehen Trainer Domenico Tedesco nach der bitteren Niederlage - schon der vierten in Serie in der Bundesliga gegen Union - schwere Tage bevor. Kein Sieg und nur zwei Zähler nach drei Spieltagen. Diese eklatante Ergebnispanne wird der Coach dem zuletzt schon kritischen Boss Oliver Mintzlaff sicher erklären müssen.

Jordan Siebatcheu (32. Minute) und Sheraldo Becker (38.) bestraften mit ihren Toren vor 21 056 Zuschauern die fußballerisch überlegenen, taktisch aber als einfallslos entlarvten Leipziger, die schnell in die Spur kommen müssen, um den Anschluss an die Liga-Spitzengruppe - zu der Union gehört - nicht zu verpassen. Das späte Leipziger Kopfballtor durch Willi Orban reichte nicht mehr (83.).

Leipzig hatte das Spiel zu Beginn im Griff, der Ballbesitz näherte sich gefühlt der dreistelligen Prozentmarke. Und doch tappte RB mit voller Wucht in die Union-Falle. Dabei hatte Tedesco vorher noch gewarnt und das kompakte Spiel der Köpenicker mit dem des FC Chelsea und von Inter Mailand unter deren Ex-Coach Antonio Conte verglichen. Ein Vergleich der auch Union-Trainer Urs Fischer sichtlich schmeichelte.

Den ersten schnellen Union-Konter schloss Siebatcheu nach Zuspiel von Becker ab. Sechs Minuten später vollendete Becker nach Vorlage von Andras Schäfer. Zack, zack, führte Union mit zwei Toren und war Tabellenführer. Zweite Halbzeit, gleiches Spiel: Union stand gerne weiter ganz tief und ließ Leipzig seine Halbkreise in der Mitte der eigenen Hälfte drehen. Gefährlich wurde es erstmal vor dem RB-Tor, als Siebatcheu (59.) bei einem der wenigen Angriffe nur knapp verfehlte. Auf der Gegenseite rettete diesmal Ryerson bei einem Versuch von Marcel Halstenberg (68.) auf der Linie.

Bayer Leverkusen - TSG Hoffenheim 0:3 (0:2), Tore: 0:1 Christoph Baumgartner (9.), 0:2 Andrej Kramaric (35.), 0:3 Georginio Rutter (78.)

Leverkusens Kerem Demirbay kann es nicht fassen. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Das Schlimmste aus Leverkusener Sicht war ein Gegentor, das gar nicht zählte. In der 39. Minute gewann Hoffenheim am eigenen Strafraum den Ball, fegte durch das Bayer-Mittelfeld, Georginio Rutter tanzte erst Edmond Tapsoba aus, schob den Ball dann Torhüter Lukas Hradecky durch die Beine - Robert Skov musste nur noch einschieben. Bloß weil Ozan Kabak in der Entstehung foulte, nahm Schiedsrichter Tobias Reichel den für Leverkusen eigentlich ehrabschneidenden Treffer zurück. Die TSG konnte damit leben. Es stand eh schon 0:2. Leverkusen hatte zwar den Ball, entwickelte aber keine Durchschlagskraft und vor allem die Abwehr genügte keinen Erstligaansprüchen. Zwölf Minuten vor dem Ende schoss Rutter dann noch ein reguläres Traumtor und jagte die Kugel in den Winkel.

Die Situation unterm Bayer-Kreuz ist nun die: Niederlage im Pokal gegen Elversberg, Niederlagen in der Bundesliga gegen Dortmund, Augsburg und jetzt die Klatsche gegen Hoffenheim. Und da zumindest die Lostöpfe des europäischen Fußballverbandes Uefa aussagen, dass es sich bei diesem Team um eine Champions-League-Mannschaft handeln soll, wird die Lage nun ungemütlich für Trainer Gerardo Seoane.

VfB Stuttgart - SC Freiburg 0:1 (0:1), Tore: 0:1 Vincenzo Grifo (11.)

Einziges Tor des Nachmittags in Stuttgart: Vincenzo Grifo trifft zum Freiburger Sieg. (Foto: Wolfgang Frank/Imago)

Vierte, achte und elfte Minute - wäre die richtige Antwort auf die Frage, wann der VfB Stuttgart in dieser Saison sein jeweils erstes Gegentor gefangen hat. Die Schwaben neigen zur Startphasenschläfrigkeit, diesmal ließen sie den Freiburger Kiliann Sildillia vergleichsweise unbedrängt flanken, Vincenzo Grifo hielt seinen linken Fuß hinein, was insofern bemerkenswert war, als dass Grifo eigentlich der bekannteste Rechtsfuß der Liga ist. Bisher kam der VfB allerdings immer wieder zurück und schnappte sich noch einen Punkt, doch das Freiburger Zentrum hielt dicht. Der Sportclub deutet immer mehr an, dass er in dieser Saison mindestens mal so gut ist, wie in der vergangenen Spielzeit. Wird langsam schwer für Trainer Christian Streich, etwas anderes zu behaupten. Versuchen wird er es wahrscheinlich dennoch.

VfL Wolfsburg - Schalke 04 0:0, Tore: - Besondere Vorkommnisse: Simon Terodde verschießt Elfmeter (45.+2./45.+3.)

Zweimal nach rechts geschossen, zweimal nach links gesprungen: Simon Terodde (Nr. 9) vergab die doppelte Elfmeterchance für Schalke, Koen Casteels hielt zweimal. (Foto: Marco Steinbrenner/Imago)

Die Szene der Partie trug sich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zu: Der Schalker Stürmer Simon Terrode erreichte den Ball vor dem Wolfsburger Verteidiger Micky van de Ven, der aber schon zum Schuss ausgeholt hatte. Statt des Balls traf van de Ven Teroddes Unterschenkel, eigentlich eine klare Sache. Schiedsrichter Felix Zwayer brauchte trotzdem den Videobeweis, um auf Elfmeter zu entscheiden. Der Gefoulte trat selbst an, verzögerte, schob den Ball nach rechts - und Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels hielt. Doch halt! Casteels hatte sich zu früh von der Linie bewegt, das darf man nicht, Zwayer entschied korrekterweise auf Strafstoß-Wiederholung. Terodde trat wieder an, schob wieder den Ball nach rechts - und Casteels hielt wieder.

Einen Elfmeter zweimal auf die gleiche Art und Weise zu verschießen, das hat man in der Bundesliga auch noch nicht so oft gesehen, und für Schalke wäre es möglicherweise der Türöffner zum ersten Sieg seit dem Aufstieg gewesen. So blieb es beim 0:0 (ein Tor von Josuha Guilavogui wurde wegen Abseits zurecht aberkannt), mit dem Wolfsburg und deren Trainer Niko Kovac dennoch schlechter leben können. Kovac hatte Max Kruse erneut auf der Bank gelassen und erst nach einer Stunde eingewechselt.

FC Augsburg - Mainz 05 1:2 (1:1), Tore: 0:1 Karim Onisiwo (31.), 1:1 Ermedin Demirovic (35.), 1:2 Jae-Sung Lee (90+3.) - Besondere Vorkommnisse: Aaron verschießt Elfmeter (62.)

Matchwinner für die 05er: Jae-Sung Lee bescherte Mainz in der Nachspielzeit drei Punkte gegen Augsburg. (Foto: Eduard Martin/Imago)

Mainz gegen Augsburg, ein Spiel für all jene Liebhaber des Fußballs, die es verstehen, die Schönheit auch in der düstersten Nische zu entdecken. So lautet ja ein beliebtes Vorurteil. Zwei Mannschaften, organisiert im defensiven Korsett, lauerten tatsächlich zunächst auf Fehler des jeweiligen Gegenübers. Und sie gaben sich dabei erfolgreich Mühe, die Zuschauer bloß nicht mit Spektakel visuell-kognitiv zu überfordern. 30 Minuten geschah nichts. Wirklich gar nichts. Doch dann fuhr überraschend ein Tor in diese leblose Partie, zusätzlich versehen mit dem Verdacht auf Handspiel, den erst die Assistenten im Kölner Keller ausräumen konnten: Der Mainzer Karim Onisiwo leitete einen Abschlag von Robin Zentner wohl unabsichtlich mit der Schulter und nicht mit der Hand weiter, und schoss nach Doppelpass mit Angelo Fulgini höchstpersönlich ein. Nanu, dachten die Augsburger, kein Nichtangriffspakt mehr? Dann spielen wir halt auch Fußball! Und so hämmerte Ermedin Demirovic eine Vorlage von Felix Uduokhai mit der Hacke ins Eck, das man sich fragte, wann genau er diese Zauberei gelernt hatte.

Wo viel Schönheit, da auch ein bisschen Tolpatschigkeit, dachte sich wohl der Mainzer Aaron. Nach Wiederanpfiff hob er einen berechtigten Foulelfmeter sanft in die Arme von Gikiewicz. Ihrem Torwart hatten die Augsburger es zu verdanken, dass er den Punkt zunächst festhielt und zweimal stark klärte gegen Onisiwo. Bei einem Eckball, nach dem sich der Mainzer Lee für den Siegtreffer ungedeckt am kurzen Pfosten hochschrauben durfte, war er dann verständlicherweise machtlos.

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