Max Eberl und RB Leipzig:Warten auf den Realitätscheck

Max Eberl und RB Leipzig: Über eine Ablöse für Max Eberl wurde zwischen Leipzig und Gladbach dem Vernehmen nach noch nicht verhandelt.

Über eine Ablöse für Max Eberl wurde zwischen Leipzig und Gladbach dem Vernehmen nach noch nicht verhandelt.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Wird Max Eberl Sportdirektor in Leipzig? Die Gespräche sollen fortgeschritten sein, doch Eberls Ex-Klub Gladbach hat noch einiges mitzureden. Auf dem Transfermarkt könnte RB eine Rekordsumme für Verteidiger Josko Gvardiol erhalten.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Randerscheinungen rund ums Pokalduell zwischen dem Regionalligisten Teutonia Ottensen und RB Leipzig waren reichlich skurril geraten. Die Suche nach einem geeigneten Sportplatz endete wegen der Sabotage des Ausweichstandorts Dessau damit, dass die Partie in der Arena des Titelverteidigers aus Leipzig stieg. Der Dienstagabend verlief dann vergleichsweise normal, zu begutachten war ein völlig erwartbarer 8:0-Sieg des Bundesligisten. Das wiederum bedeutete, dass sich RB Leipzig der Erörterung diverser Personalien widmen konnte: dem zuletzt über wenig Einsatzzeit verärgerten Spielmacher Emil Forsberg, der bleiben will. Dem designierten neuen RB-Sportdirektor Max Eberl - und dem ebenfalls designierten Weggang Josko Gvardiol.

In Sachen Eberl gab es insofern Neuigkeiten, als Leipzigs Klubchef Oliver Mintzlaff erstmals öffentlich bestätigte, "dass wir Max Eberl gern als Sportdirektor bei uns verpflichten würden, dass das Interesse da ist, auch beidseitig". Das freilich bedeutete nicht, dass eine Verkündung unmittelbar bevorsteht. Auch deshalb, weil die Verständigung in diesem Fall dreiseitig sein muss. Denn Eberls bisheriger Arbeitgeber Borussia Mönchengladbach hat einiges mitzureden.

Eberl, 48, hatte wenige Monate vor seiner aufsehenerregenden Pressekonferenz Ende Januar ("Ich bin erschöpft") seinen Vertrag in Mönchengladbach bis 2026 verlängert; sein Arbeitsverhältnis ruht seither. Der TV-Sender Sky hatte vermeldet, dass es eine Einigung über den Einstiegstermin in Leipzig am 1. Dezember 2022 gebe; Mintzlaff wies dies bei Sky pikiert zurück: "Viele Details" seien "noch gar nicht geklärt", betonte er, "dementsprechend kann es auch noch gar keinen Antrittstermin geben".

Dass Gladbach eine Entschädigung für Eberl erwartet, steht außer Frage

Was es freilich gibt: Bewegung. Dem Vernehmen nach meldete sich Mintzlaff zu Wochenbeginn telefonisch bei den Gladbachern - um ihnen mitzuteilen, dass man sich mit Eberl in vielversprechenden Gesprächen befinde. Das hatten die Gladbacher, die sich am Mittwoch nicht zur Personalie äußern wollten, zuvor nur Medienberichten entnommen - was sie mäßig amüsiert haben dürfte.

Max Eberl und RB Leipzig: Extrem begehrt: Chelsea will Leipzigs Verteidiger Josko Gvardiol (links, beim Pokalspiel gegen Ottensen) 2023 für gut 90 Millionen Euro verpflichten.

Extrem begehrt: Chelsea will Leipzigs Verteidiger Josko Gvardiol (links, beim Pokalspiel gegen Ottensen) 2023 für gut 90 Millionen Euro verpflichten.

(Foto: Hartmut Bösener/Imago)

Dem Vernehmen nach wurde in dem ersten Gespräch mit Mintzlaff nicht über eine Ablöse verhandelt. Dass Gladbach eine Entschädigung erwartet, steht außer Frage. Einerseits, um der Verwunderung Rechnung zu tragen, die nicht nur um Umfeld der Borussia darüber herrscht, dass Eberl vergleichsweise rasch einen Anschlussjob verabredet zu haben scheint. Andererseits, weil nicht vergessen ist, dass Vereinschef Rolf Königs reichlich Prügel für angebliche Gefühlskälte bezogen hatte. "Wir haben das respektiert, nicht akzeptiert", hatte Königs nach Eberls tränenreichem Abschied gesagt. Bis zum Mittwoch soll über Zahlen noch nicht mal im Ansatz gesprochen worden sein. Die in Medien genannte Ablösesumme von zehn Millionen Euro muss also noch einen Realitätscheck bestehen. Gladbach war schon mal in schlechteren Verhandlungspositionen.

Denn der Zeitdruck steigt auf Leipziger Seite von Tag zu Tag. Die Ankunft eines neuen Sportdirektors war nach dem Weggang von Markus Krösche zu Eintracht Frankfurt im Sommer 2021 immer wieder quasi in trockenen Tüchern; am Ende musste Mintzlaff die Leipziger Gefolgschaft (und vor allem seine Trainer) stets auf neue Termine vertrösten. Nun also Eberl, der RB vor ein paar Jahren in sehr grundsätzlicher Weise kritisierte: "Was mich an RB stört, ist dieses Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig und von Leipzig nach Salzburg. Das hat für mich einen faden Beigeschmack, weil sie im Grunde zwei Kader haben", sagte er noch 2016 der Zeitschrift Focus.

Falls Josko Gvardiol zu Chelsea wechselt, seien 90 Millionen Euro Ablöse "grob gesprochen realistisch", heißt es

Die Kadertiefe bei RB dürfte ihm zupasskommen, wenn er sich Leipzig anschließen sollte. Spieler wie Christopher Nkunku oder Dani Olmo werden auf dem Transfermarkt gewiss nicht weniger Begehrlichkeiten wecken als in den vergangenen Monaten, sie stellten mögliche Wechsel zurück, um sich erst mal auf die WM zu konzentrieren, was RB Leipzig insofern passte, als man auf eine Marktwertsteigerung spekuliert. Ein Weggang zeichnet sich schon jetzt ab: Der FC Chelsea arbeitet seit Wochen daran, sich die Dienste des kroatischen Innenverteidigers Josko Gvardiol zu sichern, dessen Vertrag Leipzig bis 2026 läuft.

Chelsea will sich - wie von Personen bestätigt wird, die mit dem Vorgang vertraut sind - ein Zugriffsrecht für 2023 sichern. Der in Medien genannte Preis von 90 Millionen Euro für den 20-jährigen Innenverteidiger sei "grob gesprochen realistisch", hieß es Donnerstagmittag. Am Abend galt eine vorzeitige Vertragsverlängerung um ein Jahr bei höheren Bezügen als sicher. Über eine Ausstiegsklausel wurde noch verhandelt. Ein Verkauf wäre wirtschaftlich ein Erfolg für Leipzig - dieser kostete vor gut zwei Jahren 20 Millionen Euro. Er würde aber die Frage aufwerfen, ob RB dauerhaft mit dem Branchenführer FC Bayern konkurrieren kann oder will. In jedem Fall scheint sich Leipzig defensiv verstärken zu wollen: RB ist an Abdou Diallo, 26, von Paris Saint-Germain (zuvor Dortmund) interessiert - ein linker Innenverteidiger wie Gvardiol.

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