Bundesliga-Prognose:Die neuen BVB-Dribbler greifen an

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Teurste Neuerwerbung für die Dribblersammlung beim BVB: André Schürrle. (Foto: dpa)

Mit der Dortmunder Truppe ist zu rechnen, auf Schalke herrscht endlich Ruhe und für Werder Bremen wird es sehr schwer: Was von den Bundesliga-Teams in der neuen Saison zu erwarten ist - Teil zwei unserer Prognose.

Von Martin Schneider

Ist Borussia Dortmund stark genug, um dem FC Bayern die fünfte Meisterschaft in Serie wegzuschnappen? Was bewirkt Markus Weinzierl auf Schalke? Und reicht Werder Bremen das Sturmduo Claudio Pizarro und Max Kruse zum Klassenerhalt? Was von den Mannschaften der Fußball-Bundesliga in der neuen Saison zu erwarten ist - Teil zwei der SZ.de -Prognose.

Borussia Dortmund

Das spricht für den BVB: Eine Dribblersammlung wie man sie sonst nur bei einem brasilianischen Strand-Turnier findet. Ousmane Dembélé, Emre Mor, André Schürrle, Christian Pulisic, Mario Götze oder Marco Reus könnten pro Spiel mehr Übersteiger machen als ihr Trainer Thomas Tuchel Kalorien zu sich nimmt.

Das spricht gegen den BVB: Tuchel ist ein guter Trainer, aber kommt er da nicht an seine Grenzen? Mit Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan haben die drei wichtigsten Spieler den Verein verlassen. Fraglich, ob man sie einfach durch eine Reihe von Talenten ersetzen und damit durch Liga und jetzt sogar wieder Champions League marschieren kann.

Interessantester Spieler: Emre Mor. Auch tendenziell zurückhaltende Beobachter schwärmen von den Fähigkeiten des Türken, der in Dänemark groß geworden ist. Hat eine enorm enge Ballführung und erstaunliche Drehungen im Angebot. Hat bisher aber nur in der dänischen Liga gespielt.

Prognose in einem Satz: Thomas Tuchel bekommt seine Mannschaft schon gebaut.

FC Schalke 04

Das spricht für Schalke 04: Ruhe, Ruhe, Ruhe. Neu-Manager Christian Heidel hat es geschafft, einen Spieler wie Naldo fast geräuschlos zu verpflichten. Geräuschlos. Auf Schalke. Man mag es kaum glauben. Zur neuen Seriosität kommt eine Talente-Sammlung im Mittelfeld: Leon Goretzka, Max Meyer, Johannes Geis oder Alessandro Schöpf und einen Leuchtturm-Einkauf mit Breel Embolo (22,5 Millionen Euro).

Das spricht gegen Schalke: Ein erfahrener Mann im Mittelfeld hätte nicht geschadet, aktuell versucht sich Dennis Aogo als Aushilfs-Sechser. Zudem haben mit die wohl talentiertesten Zauberfüße der Schalker Geschichte den Klub verlassen - die von Leroy Sané. Markus Weinzierl hat in Augsburg funktioniert, aber Schalke hat auch schon ganz andere Trainer-Kaliber geschafft.

Interessantester Spieler: Max Meyer. In Rio Kapitän der deutschen Olympiamannschaft, ist er trotzdem erst unglaubliche 20 Jahre alt. Kann zusammen mit Leon Goretzka ein spielerisch starkes Mittelfeld bilden und wird unter Weinzierl vermutlich häufiger den Ball bekommen als unter André Breitenreiter.

Prognose in einem Satz: Mit der Ruhe kommt die Champions League.

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VfL Wolfsburg

Das spricht für Wolfsburg: Die Qualität des Kaders. Mario Gomez ist da. Jakub Blaszczykowski ist auch da. Selbst Julian Draxler ist irgendwie noch da. Damit kann man schon arbeiten. Zudem fällt unter der Woche die Europapokal-Belastung weg.

Das spricht gegen Wolfsburg: Alles andere. Der Klub befindet sich in einem veritablen Chaos und man hat das Gefühl, dass außer Julian Draxler noch mehr Spieler gerne den Rollkoffer zum Bahnhof schieben würden. Naldo ging recht unfreundlich, André Schürrle ist weg, Dante nun auch. Ganz praktisch muss man sich fragen: Mit welcher Abwehr spielt der VfL eigentlich? Jeffrey Bruma und Robin Knoche sind noch da. Sonst niemand mehr.

Interessantester Spieler: Julian Draxler, der jede Woche einem neuen Motivationscheck unterzogen wird, außerdem natürlich: Mario Gomez. In Deutschland verschmäht, hat er sich über die Türkei und vor allem dank einer grandiosen Europameisterschaft wieder nach vorne gespielt. Mittlerweile würde man ihm auch einen Schuss übers Tor aus kurzer Distanz verzeihen.

Prognose in einem Satz: Für einen größeren Absturz ist der Kader zu gut.

1. FC Köln

Das spricht für Köln: Drei Leistungsträger sind geblieben. Timo Horn im Tor, Nationalspieler Jonas Hector und Stürmer Anthony Modeste hat der Verein gehalten. Peter Stöger geht in seine vierte Saison als Trainer und auch sonst ist im Moment eigentlich alles ruhig rund ums Geißbockheim. Fast schon eine Sensation, wenn man an früher denkt.

Das spricht gegen Köln: Mit Yannick Gerhardt und Kevin Vogt hat der Klub je einen wichtigen Offensiv- und Defensiv-Spieler verloren. Ob die Zugänge Konstantin Rausch und Sehrou Guirassy das auffangen können, ist die große Frage. Überhaupt wird es schwer, wenn sich ein paar Spieler verletzen. Mit 24 Mann hat Köln den kleinsten Kader der Bundesliga.

Interessantester Spieler: Jonas Hector ist ja nun Stammkraft im Nationalteam und wird in Köln mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr Außenverteidiger spielen, sondern auf die Sechser-Position ins Zentrum des Spiels rücken. Die Frage ist, ob dieser Wechsel das Kölner Spiel entscheidend verändern wird.

Prognose in einem Satz: Neue Kölner Seriosität.

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Hamburger SV

Das spricht für den HSV: Die Verpflichtung von Filip Kostić ist sicher kein Nachteil für die Offensivpower des Hamburger SV. Und nach dem Relegations-Double in den Jahren 2014 und 2015 ist der HSV ja jetzt zum ersten Mal in der Lage, sich ruhig und ohne Krisen- und Untergangsszenarien auf eine Saison vorzubereiten.

Das spricht gegen den HSV: In der Abwehr sieht es nicht ganz so toll aus. Emir Spahić ist verletzt, aber selbst wenn er Anfang September zurückkehrt, sind nur noch Johan Djourou und Cléber als echte Innenverteidiger da. Bruno Labbadia hielt den HSV in der vergangenen Saison von den Abstiegsrängen fern, auf Dauer wird das Investor Klaus-Michael Kühne aber zu wenig sein.

Interessantester Spieler: Wenn jemand vom FC Barcelona kommt, hat er natürlich direkt den Stempel "Kommt vom FC Barcelona", womit man sofort an XaviMessiIniesta denkt - mit Alen Halilovic scheint sich der HSV aber tatsächlich einen ganz guten Offensiv-Mann geholt zu haben.

Prognose in einem Satz: Andere Klubs haben einfach größere Probleme.

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FSV Mainz 05

Das spricht für Mainz: Sie haben mit Yunus Malli den besten Offensiv-Spieler halten können und Stürmer Jhon Córdoba vom FC Grenada fest verpflichtet. Zusammen mit Yoshinori Mutō und Pablo de Blasis ergibt das eine überdurchschnittlich gute Offensive, mit der Trainer Martin Schmidt variantenreich arbeiten kann.

Das spricht gegen Mainz: Die Weggänge von Torwart Loris Karius und Julian Baumgartlinger treffen die Mannschaft hart, beide waren absolute Leistungsträger. Durch die Europa-League-Spiele kommen Belastungen hinzu, die in den vergangenen Jahren Frankfurt, Freiburg und Augsburg an den Rande des Abstiegs brachten.

Interessantester Spieler: Suat Serdar, 19-jähriger defensiver Mittelfeldspieler, dem Trainer Martin Schmidt offenbar einiges zutraut. Könnte der nächste Yunus Malli werden.

Prognose in einem Satz: Auswärtsfahrten nach Aserbaidschan kosten Kraft.

FC Augsburg

Das spricht für den FCA: Nur der Weggang von Ragnar Klavan nach Liverpool tut weh, Spieler der Kategorie Paul Verhaegh, Daniel Baier oder Ja-cheol Koo spielen weiterhin in Schwaben. Die Doppelbelastung durch die Europa League fällt weg, der Klub kann sich auf das in Augsburg eigentlich realistische Ziel konzentrieren: den Abstiegskampf.

Das spricht gegen den FCA: Mit Markus Weinzierl ist die prägende Person der vergangenen Jahre gegangen. Ob Trainer Dirk Schuster, der im speziellen Biotop Darmstadt funktioniert hat, auch in Augsburg funktioniert, ist die große Frage, an der Wohl und Wehe des Klubs hängen.

Interessantester Spieler: Alfred Finnbogason ist Isländer und darum seit diesem Sommer per se Kult. Neben seiner Isländigkeit ist er auch ein herausragender Stürmer. Könnte für Dirk Schuster der neue Sandro Wagner werden.

Prognose: Wird diesmal eng mit der Europa League.

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FC Ingolstadt

Das spricht für den FCI: Die wichtige Achse Marvin Matip - Pascal Groß - Moritz Hartmann spielt weiter in Ingolstadt, obwohl vor allem Groß sicher bessere Angebote gehabt haben dürfte. Mit Markus Kauczinski hat Ingolstadt nach dem Weggang von Ralph Hasenhüttl einen guten Trainer gefunden.

Das spricht gegen den FCI: Die Weggänge von Benjamin Hübner (Hoffenheim) und Danny da Costa (Leverkusen) tun dem Klub weh, die Spieler sind nicht 1:1 zu ersetzen. Die größte Stärke der Mannschaft - das radikale Pressing und das zuweilen fast schon fiese Spiel - waren ein Markenzeichen unter Hasenhüttl. Die Frage ist: Lässt Kauczinski auch so spielen?

Interessantester Spieler: Alle Stürmer, denn so oft treten sie nicht in Erscheinung. Ingolstadt hat nur 33 Tore erzielt, die meisten davon nach Standards und Elfmetern. Normalerweise steht man mit so einer Ausbeute auf einem Abstiegsplatz.

Prognose in einem Satz: Allein mit Fair-Play-Preisen bleibt man nicht in der Liga.

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SV Werder Bremen

Was spricht für den SV Werder: Eine Mannschaft mit dem Sturmduo Claudio Pizarro und Max Kruse sollte eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Was gegen Werder spricht: Max Kruse ist nun länger verletzt, Claudio Pizarro ist auch in einem Alter, in dem man nicht mehr 34 Spiele macht. Und hinter den beiden sieht es düster aus. Clemens Fritz wollte eigentlich schon aufhören und hängt nun noch eine Saison dran. Die Abwehr wurde komplett umgebaut. Das DFB-Pokalspiel gegen Drittligist Lotte hat Werder verdient 1:2 verloren.

Interessantester Spieler: Zlatko Junuzovic ist der Einzige, der so etwas wie gehobene spielerische Klasse in die Mannschaft bringen kann. Wenn er wieder den einen oder anderen Freistoß trifft, würde das Bremen nicht schaden.

Prognose in einem Satz: Fans allein reichen nicht immer.

Hier geht es zu Teil eins unserer Prognose - mit dem FC Bayern:

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