Bundesliga:Pfiffe gegen Gladbachs Trainer - Wolfsburg siegt mit Draxler

FC Augsburg v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

André Schubert hat offenbar den Rückhalt einiger Fans verloren.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Für Augsburgs Neu-Trainer Manuel Baum gab es reihenweise Glückwünsche, für das Team von Gladbachs Coach André Schubert nach der nächsten Auswärtsniederlage Pfiffe. "Natürlich habe ich Verständnis für die Fans. Wir sind genauso angepisst wie die Fans", sagte Sportdirektor Max Eberl nach dem 0:1 von Borussia Mönchengladbach beim FC Augsburg. In der Tabelle der Fußball-Bundesliga zogen die Schwaben mit nun 17 Punkten an der Fohlen-Elf vorbei.

Maskenmann Martin Hinteregger verhalf Baum zu einem perfekten Einstand. Mit einem Kopfball war der seit seinem Nasenbeinbruch vor einem Monat mit einem Gesichtsschutz spielende Österreicher (75.) am Samstag beim 1:0 (0:0) gegen seinen letztjährigen Verein der umjubelte Matchwinner. "Traumhaft für mich", sagte der Innenverteidiger. Der Sieg sei "Balsam für die Seele".

Drei Tage nach der Trennung von Dirk Schuster zeigten sich die Schwaben vor 28 653 Zuschauern beim ersten Spiel unter Baum damit enorm effizient. Für Schubert wird es nun noch ungemütlicher. "Der Fußball ist manchmal hart und so steht am Ende nicht ein Punkt, sondern eine 0:1-Niederlage", sagte Schubert. Das sei "extrem bitter". Gladbach gewann 2016 nur eins von 18 Auswärtsspielen.

Bis-auf-Weiteres-Trainer Baum coachte engagiert an der Seitenlinie, war immer in Bewegung und erteilte viele Anweisungen. "Ich bin gespannt, was seine Stimme morgen macht", sagte Manager Stefan Reuter. "Wir freuen uns extrem, dass wir heute gewonnen haben. Kompliment an die Mannschaft", sagte Baum - noch ohne stimmliche Probleme - bei der Pressekonferenz.Auf dem Rasen lieferten sich die Kontrahenten lange ein abwartendes Spiel ohne Höhepunkte. Erst in der Schlussphase wurde es spannend. Freunde von diszipliniert eingehaltenen taktischen Formationen kamen zwar auf ihre Kosten. Das Offensivspiel blieb dabei allerdings auf der Strecke. Große Torchancen gab es eigentlich nur zwei.

Die heimschwachen Augsburger, die nur eines der vorangegangenen neun Spiele zu Hause gewannen, waren in ihrer 4-4-2-Grundformation ebenso wie die auswärts zuletzt viermal besiegten Gladbacher auf Risikominimierung bedacht. Dankbar wurde auf den Rängen jede der seltenen Strafraumszenen beklatscht. Bis zum ersten Eckball mussten die Fans 55 Minuten warten.Gladbach verlor nicht nur die Punkte, sondern muss auch einen längeren Ausfall von Weltmeister Christoph Kramer befürchten. Nach einem Foul von Takashi Usami in der Nähe der Mittellinie musste Kramer mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz. Der Mittelfeldakteur konnte nach der Grätsche nicht mehr auftreten (56.). Kramer habe mit Sicherheit eine schwere Sprunggelenksverletzung, sagte Schubert.

Kurz nach dem Kramer-Aus hatte Mahmoud Dahoud die Borussen-Führung auf dem Fuß, doch nach Vorarbeit von Raffael ging sein Schuss knapp vorbei (65.). Gladbach wurde jetzt immer aktiver, aber das Tor erzielte Augsburg.Nach einem Eckball von Jonathan Schmid war Hinteregger gegen schlecht verteidigende Gladbacher mit dem Kopf zum ersten Bundesligator zur Stelle. In der Rückrunde der vergangenen Saison war er als Leihspieler noch Borusse. "Ein glücklicher Sieg, den wir liebend gerne mitnehmen", sagte Reuter.

Wolfsburg schlägt Frankfurt

Angeführt vom reaktivierten Julian Draxler hat der VfL Wolfsburg wieder gewonnen. Fünf Tage nach der Demission von Sportchef Klaus Allofs besiegte der VfL am Samstagabend die zuvor seit acht Spielen ungeschlagene Frankfurter Eintracht mit 1:0 (1:0).Auf Vorlage des wechselwilligen Nationalspielers Draxler köpfte Jeffrey Bruma (33. Minute) den entscheidenden Treffer. Für die schwachen Gäste vergab Torjäger Alex Meier vor 28 967 Zuschauern die beste Chance, als er in der 67. Minute einen Strafstoß übers Tor schoss.

Schon nach rund einer Minute hatte Mario Gomez die erste Gelegenheit, sein Kopfball nach einer Ecke von Draxler ging aber knapp neben das Tor. Während Draxler beim jüngsten 0:5 bei Bayern München nicht mal im Kader gestanden hatte, zeigte er sich gegen Frankfurt von Beginn an engagiert - und wurde bei der Verlesung der Aufstellung auch nur vereinzelt ausgepfiffen.

Seine nach wie vor vorhandenen technischen Fähigkeiten wurden dann zum ersten Mal beim Wolfsburger Führungstreffer deutlich. Einen schönen Eckball von Draxler versenkte Innenverteidiger Bruma per Kopf im langen Eck. Dass Draxler trotz seiner Formschwäche noch zu schönen Pässen, Eckbällen und einer kämpferischen Leistung in der Lage ist, dürften auch Spitzenclubs wie der FC Arsenal und Paris St. Germain registriert haben, die an einer Winter-Verpflichtung interessiert sein sollen.Das Niveau der Partie blieb in der ersten Halbzeit aber überschaubar. Zum einen, weil die Gastgeber teilweise sehr verunsichert wirkten. Zum anderen, weil die Frankfurter viel zu wenig in die Partie investierten. Das erstaunlich stark in die Saison gestartete Team von Trainer Niko Kovac hatte im ersten Durchgang nicht eine klare Torchance. Kovac handelte daher schon zur Pause und schickte Torjäger Meier zum Aufwärmen, der anschließend für den wirkungslosen Szabolcs Huszti eingewechselt wurde.

Die wohl von Kovac erhoffte Signalwirkung hatte die Hereinnahme seines Kapitäns aber zunächst nicht. Frankfurt spielte weiter überraschend schwach und leistete sich viele Fehler. Anders der VfL, der in Form von Gomez für klare Verhältnisse hätte sorgen können. Doch erst zögerte der Nationalstürmer (55.) bei einer flachen Hereingabe von Seguin zu lange, eine Minute später scheiterte er alleinstehend an Frankfurts Keeper Lukas Hradecky.Kurz darauf stand Meier dann doch im Fokus. Nachdem der Ex-Wolfsburger Hasebe sich im Strafraum ohne Kontakt von Gegenspieler Josuha Guilavogui (66.) fallen gelassen hatte, entschied Brych auf Elfmeter - den Meier aber klar über das Tor setzte.

Der HSV verliert nach drei Toren von Danny Latza

Danny Latza hat den Hamburger SV mit dem ersten Dreierpack seiner Karriere zurück in die Krise geschossen. Nach zwei Siegen in Folge und insgesamt vier Partien ohne Niederlage unterlag der Hamburger SV 1:3 (1:1) beim FSV Mainz 05. Während das Stühlerücken in der Chefetage nicht spurlos an den HSV-Profis vorübergegangen ist, hat sich der FSV nach drei Pleiten in Folge aus der Krise befreit. Latza entschied das Spiel mit seinen ersten Bundesligatoren (35., 56. und 67.) fast im Alleingang zugunsten der Mainzer. Daran änderte auch der Treffer von Bobby Wood (21.) nichts.

Unter der Woche war Heribert Bruchhagen als Nachfolger von HSV-Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer installiert worden. Karl Gernandt trat kurz darauf als Aufsichtsratsvorsitzender zurück. Um das Chaos perfekt zu machen, bleibt Beiersdorfer bis zum Jahresende Sportchef. Bruchhagen reiste nicht mit nach Mainz. Stattdessen war der neue Klubchef für den Pay-TV-Sender Sky in Wolfsburg im Einsatz.

Die 30.179 Zuschauer in der Mainzer Arena sahen in der Anfangsphase eine umkämpfte Partie ohne echte Höhepunkte vor den Toren. Nur der Mainzer Angreifer Jhon Córdoba (14.) und FSV-Kapitän Stefan Bell (17.) sorgten mit zwei Kopfbällen für ein wenig Gefahr.Die Mainzer, die ohne Niko Bungert und den gesperrten Jean-Philippe Gbamin auskommen mussten, machten zu wenig aus ihrer Feldüberlegenheit. Die defensiv eingestellten Hamburger, bei denen die gesperrten Johan Djourou und Lewis Holtby fehlten, brachten in der Offensive so gut wie nichts zustande.

Um so erstaunlicher war die Führung durch Wood. Der sehenswerte Distanzschuss des US-Amerikaners war die erste nennenswerte Angriffsaktion der Gäste, Wood traf zum dritten Mal in der laufenden Saison. Nur Sekunden später vergab Córdoba auf der Gegenseite die große Chance zum Ausgleich (22.).Kurios wurde es vier Minuten später, als der HSV innerhalb einer Szene gleich mehrere Möglichkeiten zum zweiten Treffer vergab. Dabei tat sich vor allem der Ex-Mainzer Nicolai Müller hervor, der aus kurzer Distanz nur die Latte traf.In dieser Phase hatten die Hamburger das Spiel im Griff, das Tor machten dennoch die Mainzer nach einem Fehler von HSV-Verteidiger Douglas Santos.

Nach dem Seitenwechsel gehörte die Bühne endgültig Latza, der nach über einem halben Jahr Leidenszeit wegen einer Adduktorenverletzung erst zum zweiten Mal wieder in der Startformation stand. Der 27-Jährige schoss aus 17 Metern wuchtig an den Innenpfosten und von dort aus ins Netz - 2:1. Nur zehn Minuten später nahm Latza erneut Maß und sorgte mit einem sehenswerten Schlenzer in den Torwinkel für die endgültige Entscheidung. Fans und Mitspieler feierten Latza, der nach 33 Bundesliga-Spielen ohne Tor gleich einen Dreierpack schnürte.

Bremen und Köln mit einem 1:1

Der Winterschwung von Werder Bremen ist im letzten Heimspiel des Jahres abgeflaut. Das zuvor zweimal siegreiche Team von Trainer Alexander Nouri trennte sich am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:1 (1:1) vom 1. FC Köln und verpasste damit ein erneutes Ausrufezeichen. Immerhin sind die Grün-Weißen aber seit vier Partien ungeschlagen.Artjoms Rudnevs traf in der 28. Spielminute zur verdienten Führung für die Kölner nach einem abgeprallten Schuss von Anthony Modeste. Nationalspieler Jonas Hector hatte die Führung mit einem exakten Steilpass initiiert. Beim Ausgleich von Serge Gnabry (40.) patzte FC-Keeper Thomas Kessler. Der Fernschuss des Neu-Nationalspielers rutschte dem Schlussmann über die Finger. Für die Rheinländer war es das vierte Spiel in Folge ohne Sieg. Das von vielen Verletzungen gebeutelte Team von Coach Peter Stöger hat im Jahresendspurt immer größere Probleme, den Teams auf den Europacup-Rängen zu folgen.

Freiburg erkämpft sich einen Punkt auf Schalke

Schalke 04 hat in der Adventszeit sein Feuer verloren. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl kam nach zuletzt zwei Niederlagen am Samstag gegen den SC Freiburg nach einem phasenweise kläglichen Auftritt nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Die Schalker werden nach dem letzten Spiel des Jahres beim Hamburger SV (Dienstag, 20 Uhr) trotz zwischenzeitlicher zwölf Partien ohne Niederlage fernab der Europacup-Plätze überwintern - und womöglich hinter dem SCF, der im Mittelfeld der Tabelle zwei Punkte vorne liegt.

Florian Niederlechner (64.) nutzte für Freiburg die bis dahin beste Chance in einer von Fehlern im Überfluss geprägten Partie. Schalke war vor 60.445 Zuschauern durchaus überlegen, brachte aber keine öffnenden Pässe in oder an den Strafraum - bis Jewgeni Konopljanka völlig frei zum Kopfball kam: Der Ausgleich in der 74. Minute.

Weinzierl war zur Improvisation gezwungen. Fabian Reese durfte im Sturm angesichts der vielen Verletzten als Notlösung dienen, Thilo Kehrer ersetzte in der Innenverteidigung Naldo (Rotsperre) neben dem zurückgezogenen Johannes Geis. Für Freiburg saß Maximilian Philipp (5 Tore/nach Bänderriss) zumindest wieder auf der Bank, in der Spitze spielte Niederlechner.

Schalke überstand die ersten Minuten diesmal schadlos, was nach den traumatischen Anfangsphasen der Niederlagen bei RB Leipzig (1:2) und gegen Bayer Leverkusen (0:1) bemerkenswert war. Es war allerdings etwas Glück dabei, denn Niederlechner schloss allein vor Torhüter Ralf Fährmann zu überhastet ab (18.).

Die Gastgeber hatten nicht nur Probleme beim Umschalten in die Defensive, auch im Angriff lief wenig zusammen, weil der Ball zumeist im Dickicht des Freiburger Mittelfelds hängen blieb. Konopljanka schlängelte sich auf links einmal hindurch, schlenzte den Ball aber dann knapp am Tor vorbei (22.). Später beschäftigte er in einem zerfahrenen, unansehnlichen Spiel zumindest auch einmal den Freiburger Torhüter Alexander Schwolow (37.).

Weil die Gäste lange gar nichts von ihren sonst so gefälligen Kombinationen zeigten, zudem Konterchancen kaum mal über zwei Stationen ausspielten, blieb das Niveau bescheiden. Schalke drückte, doch gefährlich wurde es selten, so sehr Weinzierl an der Seitenlinie auch die Arme in die Luft warf.

Freiburgs Trainer Christian Streich hoffte durch die Einwechslung Philipps für Linksverteidiger Christian Günter auf mehr Entlastung. Die kam umgehend, wenn auch ohne Philipps Beteiligung: Janik Haberer spielte den perfekten Steilpass auf Niederlechner vor dem 0:1. Der Rückstand weckte Schalke immerhin auf, der Ausgleich war somit verdient.

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