Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Wir werden Helden!

Jünger, athletischer und besser ausgebildet: Nach der Meisterschaft der Borussia-Bubis geht der Trend in der Liga auch in dieser Saison zum talentierten Jungspund. Wer entdeckt den nächsten Mario Götze? Und welcher Spieler hält tatsächlich, was sich andere von ihm versprechen?

SZ-Sportredaktion

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FSV Mainz 05 v Borussia Dortmund - LIGA total! Cup 2011

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jünger, athletischer und besser ausgebildet: Nach der Meisterschaft der Borussia-Bubis geht der Trend in der Liga auch in dieser Saison zum talentierten Jungspund. Wer entdeckt den nächsten Mario Götze? Und wer hält tatsächlich, was sich andere von ihm versprechen?

Die vergangene Bundesliga-Saison stand im Zeichen von Borussia Dortmund - einer Elf voller junger, athletischer, bestens ausgebildeter Heißsporne, die am Ende auch noch Meister wurden. Dieser Titel passte perfekt zu dem Bild, das Joachim Löws A-Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika hinterlassen hatte: Auch Löws Elf war jung wie nie. Beide Teams haben einen Trend geprägt, an dem sich andere nun orientieren: Die Kader werden noch jünger, noch athletischer, noch besser ausgebildet.

So darf man auch in der 49. Bundesliga-Saison einige Entdeckungen erwarten, es werden sich Spieler entwickeln und zu Helden werden, die im Moment kaum einer kennt - so wie in der abgelaufenen Saison der Dortmunder Mario Götze, der im Sommer 2010 von Insidern hoch gelobt wurde, der breiten Öffentlichkeit aber noch kein Begriff war. Die SZ hat sich auf die Suche nach neuen Götzes gemacht und bei jedem der 18 Erstligisten einen Namen entdeckt, den man sich merken sollte. Kriterium für eine Aufnahme auf diese Zukunfts-Seite war eine gewisse Jugend, die manchmal (etwa bei Trainern) auch relativ sein kann. Und speziell beim VfL Wolfsburg gilt: Man ist nur so alt, wie man sich fühlt.

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Gökhan Töre (Hamburger SV)

DFB-Pokal - VfB Oldenburg - Hamburger SV

Quelle: dpa

Es gibt Fachleute, die den Neu-Hamburger Gökhan Töre (auf dem Foto links)), 19, für schwer erziehbar halten. Nicht nur, weil er zuweilen die rote Karte sieht und häufig die Defensiv-Arbeit vernachlässigt. Sie stecken ihn in eine Liga mit dem nicht gut beleumundeten Bremer Marko Arnautovic. Aber sie sagen auch: Der in Köln geborene Deutsch-Türke, der mit 17 Jahren Bayer Leverkusen verließ, um beim FC Chelsea seine Lehre fortzusetzen, habe fußballerisch (mindestens) ähnliche Begabungen wie Arnautovic. Zu ihnen zählt der neue HSV-Sportdirektor Frank Arnesen, der Töre schon nach London holte. Seit einige Mitspieler den beidfüßigen Flügelstürmer im Trainingslager zurechtstutzten, ist der trickreiche und torgefährliche Dribbler so emsig, dass er dabei ist, ein anderes HSV-Talent auf der Außenbahn auszustechen: Änis Ben-Hatira. Der ist, mit Verlaub, mit 23 Jahren ja auch schon ein alter Sack. Jörg Marwedel

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen)

Dynamo Dresden v Bayer Leverkusen - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wolfgang Holzhäuser hat am Mittwoch eine interessante These geäußert. "Wenn Holger Badstuber in Leverkusen spielen würde und Stefan Reinartz bei Bayern München, dann würde nicht Badstuber in der Nationalelf spielen, sondern Reinartz." Diesen Glauben vertritt der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, den wird ihm vorerst keiner nehmen. Reinartz (auf dem Foto rechts), 22, hat im Übrigen bereits ein Länderspiel bestritten, vor einem Jahr gegen Malta. Unabhängig von den Einwänden, die in Leverkusen gegen "Füße aus Malta" (Rudi Völler) bestehen, ist diese Partie jedoch ein schlechter Maßstab: Reinartz kam damals im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, inzwischen ist er Innenverteidiger, und neuerdings steht nicht mehr der große Sami Hyypiä an seiner Seite, jetzt ist er der Seniorpartner von Ömer Toprak. Bei Bayer ist aber nicht nur Holzhäuser überzeugt, dass Reinartz dem Anspruch von Champions League und Titelkampf standhält. Philipp Selldorf

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Moritz Leitner (Borussia Dortmund)

FSV Mainz 05 v Borussia Dortmund - LIGA total! Cup 2011

Quelle: Bongarts/Getty Images

Auf so ein Bild wäre jeder 18-Jährige stolz: in der Mitte er, der 18-Jährige, und dann: links zwei Blondinen, rechts zwei Blondinen. So ein Bild gibt es von Moritz Leitner, aber der Bildtext versäumt nicht, darauf hinzuweisen, dass es sich nur bei einer der Grazien um seine Freundin handelt. Bei den anderen handelt es sich um die Freundinnen der Freundin. Trotzdem hat das Bild dem 18-Jährigen den Spottnamen "Hugh Hefner" eingebracht, dabei darf man Leitner (auf dem Foto vorne) ruhig mal dankbar sein: Er stammt zwar wie alle Spitzentalente aus dem Jugendinternat von 1860 München, aber er ist zum Glück keiner von denen, die reden wie der Bundesgeschäftsführer der Jungen Liberalen. Leitner verkörpert das Beste aus beiden Welten: Er vereint die moderne Elite-Ausbildung mit dem Hang zum Luftikus. Und kicken kann der Kerl, dass selbst Jürgen Klopp manchmal die Sprache wegbleibt. Beim BVB ist der sagenhafte Kicker schon jetzt ein ernster Herausforderer auf allen Mittelfeldpositionen. Und er hat den bestmöglichen Erzieher: Wenn er nicht spurt, sagt Jürgen Klopp bestimmt "Hugh Hefner" zu ihm. Christof Kneer

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Kyriakos Papadopoulos (Schalke 04)

DFL-Supercup 2011 - FC Schalke 04 - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten hat Kyriakos Papadopoulos, 19, feierlich versprochen, er werde sich "auch nächste Saison für Schalke zerreißen", aber ebenso hätte er versprechen können, dass er weiterhin nicht aufhören werde zu atmen. Papadopoulos, genannt Papa, erweckt den Anschein, dass er gar nicht anders kann, als sich in jedem Spiel zu zerreißen. Manchmal wirkt es zwar, als wolle er auch seine Gegner zerreißen, aber seine Foul- und Kartenstatistik ist tadellos, bisher ist kein Platzverweis im Profileben vermerkt, das er bereits als 15-Jähriger bei Olympiakos Piräus begonnen hat. Außer Felix Magath hatte im vorigen Sommer auch Bayer Leverkusen um ihn geworben, inzwischen hat Schalke den Vertrag aufgebessert und verlängert, er ist Nationalspieler geworden und im Begriff, einen Stammplatz in der Innenverteidigung zu übernehmen. Christoph Metzelder, sein Gegenkandidat, ist eher kein Reißer. Philipp Selldorf

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Manuel Schmiedebach (Hannover 96)

Hannover 96 v AFC Sunderland - Pre-Season Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es gibt immer weniger Menschen, die auf Manuel Schmiedebach (auf dem Foto rechts) aufmerksam gemacht werden müssen. Das hat auch Hannovers Manager Jörg Schmadtke erfahren müssen. Borussia Dortmund und der AC Mailand haben sich zuletzt für den Sechser interessiert, der neben Sergio Pinto dafür verantwortlich war, dass Hannover so blitzschnell von Defensive auf Offensive umschalten konnte. Schmiedebach, 22, ist der härteste Brocken in Schmadtkes Geschäft. Er weigert sich, den 2012 auslaufenden Vertrag zu verlängern, was Hannover viel Geld kosten kann. Wohin es den in Berlin geborenen technisch begabten Zweikämpfer dann zieht? Vermutlich könnte er überall spielen, nicht nur, weil er zweisprachig (deutsch/spanisch) aufgewachsen ist. Er ist ja einer dieser globalen Profis mit multinationalem Hintergrund: Seine Mutter ist Kolumbianerin, sein Vater hat irische und sein Großvater marokkanische Wurzeln. Jörg Marwedel

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Julian Baumgartlinger (Mainz 05)

FSV Mainz 05 v Borussia Dortmund - LIGA total! Cup 2011

Quelle: Bongarts/Getty Images

Österreicher in der Bundesliga? Standen oft für Schmäh, Gemütlichkeit, Folklore. Wie Buffy Ettmayer, bei dem unklar war, ob unterm Trikot ein Bauch oder ein Ball steckte. Wie der musizierende Kultstürmer Toni Polster, der Griesgram Peter Pacult oder Andi Herzog, Spielmacher mit Herzibobberl-Naturell. Julian Baumgartlinger (auf dem Foto rechts), 22, ist aus anderem Holz, er gilt als: Baum, Kampfmaschine, Kraftpaket. Sein zeitgemäßes Mittelfeldspiel mit enormer körperlicher Präsenz und strategischen Qualitäten soll Mainz beim Umbruch helfen. Mit Österreich will Baumgartlinger "Deutschland ein Haxerl stellen", in den Qualifikationen für 2012 und 2014. Sozialisiert wurde er im Internat von 1860 München, wegen seines Verkaufs an Austria Wien bekam Löwen-Trainer Lienen am ersten Amtstag einen Tobsuchtsanfall. Er wusste: An "Baumi" kommen in Zukunft nur Gegner vorbei, die sehr, sehr flink spielen. Nicht buffyettmayerhaft. Moritz Kielbassa

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Robert Mak (1. FC Nürnberg)

1. FC Kaiserslautern v 1. FC Nuernberg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Als Slowake in die Bundesliga zu wechseln, ist ganz schön riskant. Der Slowake Pekarik wurde einst von Felix Magath nach Wolfsburg geholt und direkt auf der Bank deponiert, wo er sich bis heute befindet. Der Slowake Durica hat bei Hannover mal ein Gegentor verschuldet, weil er sich gerade am Rücken kratzte. Wäre man Slowake, würde man ausschließlich zum 1. FC Nürnberg wechseln wollen, wo man wie Robert Vittek und Marek Mintal zum Wahrzeichen der Stadt aufsteigen kann, noch vor der Burg, dem Christkindlesmarkt und Hans Meyer. Nun hat der Slowake Robert Mak, 20, im Vorjahr noch Reservist, eine Saison-Vorbereitung hingelegt, die zu so außerordentlichen Hoffnungen berechtigt, dass Burg und Christkindlesmarkt schon ganz nervös werden. Sie haben ein bisschen Angst, dass der rasende Rechtsaußen sie im Wahrzeichen-Ranking verdrängen könnte. Christof Kneer

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Itay Shechter (1. FC Kaiserslautern)

Itay Shechter

Quelle: imago sportfotodienst

Es war keine 0815-Vertragsverhandlung. Für Itay Shechter und Gil Vermouth, die Umworbenen von Hapoel Tel Aviv, ließ Kaiserslautern koscher kochen, nach den jüdischen Regeln der Essenszubereitung. Shechter, 24, reiste nach dem Dessert am Betzenberg weiter zu Gesprächen mit Hannover 96, auch Chievo Verona und West Bromwich wollten ihn. Nach langem Transfer-Gezänk mit Hapoel wohnt mittlerweile Shechters halbe Verwandtschaft in der Pfalz, was nicht nur, aber auch am familiären kulinarischen Empfang lag. Trotz Sprachbarrieren gilt der Neue aus Nahost als kontaktfreudig. In der Angriffsmitte soll er das große Leck schließen, das Srdjan Lakic (zu Wolfsburg) hinterließ, seine umtriebige Spielweise unterscheidet sich vom alten Torjäger aber deutlich. Gewöhnen muss sich Shechter ans Trainingspensum. Wenn's in Israel zum Duschen ging, sei beim FCK "gerade mal das Aufwärmen zu Ende". Moritz Kielbassa

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Hasan Salihamidzic (VfL Wolfsburg)

VfL Wolfsburg v Villareal - Pre-Season Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sicherlich kann man jetzt einwenden, dass dieser Salihamidzic mit seinen 34 Jahren nur noch bedingt als Nachwuchsspieler durchgeht. Andererseits schaut, lächelt, rennt und jubelt er wohl bis ans Ende aller Tage wie ein Nachwuchsspieler. Niemand - vielleicht abgesehen von Mick Jagger und dem kommunistischen Manifest - verweigert sich so konsequent den Gesetzen der Zeit wie dieser bosnische Fußballwühler. Er hat sich ferner vier Jahre lang auf der Ersatzbank von Juventus Turin von allen Strapazen seiner ersten Karriere erholt und man kann deshalb ohne Bauchschmerzen behaupten, dass es sich bei Salihamidzic um den jüngsten 34-Jährigen der Welt handelt. Einer Berufung in Bosniens U19 steht nach SZ-Informationen nichts mehr im Wege. Und wenn er so weitermacht, wird Felix Magath auch in seiner dritten Amtszeit in Wolfsburg (voraussichtlich 2017 - 2021) an diesem Jungen noch viel Freude haben. Boris Herrmann

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Mitchell Weiser (1. FC Köln)

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Quelle: AFP

Das Problem ist, dass im Fußball viele Leute ähnlich schematisch verfahren wie in Hollywood: Ein Erfolgsmodell soll die Kopiervorlage des nächsten sein. Auf Terminator 1 folgt Terminator 2, bald soll es Terminator 5 geben. Als Mitchell Weiser (links, im Trikot der U-17-Nationalmannschaft), 17, im Juni mit der B-Jugend des 1. FC Köln Meister wurde, bekam er sofort das Etikett "Der nächste Poldi". Bloß weil er wie Lukas Podolski am Geißbockheim erzogen wurde. Der bessere Titel wäre aber "Der nächste Weiser": Mitchells Vater Patrick hat einst 111 Bundesligaspiele für den FC bestritten, jetzt ist er Co-Trainer der Profis. Dort wird er seinen Sohn, der mit der U17 des DFB kürzlich aus Mexiko zurückkehrte, womöglich bald beaufsichtigen: Chefcoach Solbakken kündigte an, den Außenbahnspieler der A-Junioren beobachten zu wollen. Laut FC-Präsident Wolfgang Overath ist Weiser jr. "schnell, frech, unheimlich talentiert und technisch stark - er bringt alles mit". Huch! Klingt ja wie Podolski. Philipp Selldorf

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Marc ter Stegen (Borussia Mönchengladbach)

Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach 0:1

Quelle: dpa

Würde diese Saison ein paar Jahre früher ausgetragen, dürfte man behaupten, dass Augsburgs Keeper Jentzsch so langsam ins beste Torwartalter reinwächst. Jentzsch ist 35, und das beste Torwartalter ist ja immer das, das Jens Lehmann gerade hat (aktuell: einundvierzigeinhalb). Da diese Saison aber 2011 ausgetragen wird, muss man festhalten, dass Spitzenkeeper nie so jung waren wie jetzt. Bayerns Neuer (25) ist ein Mini-Methusalem verglichen mit Freiburgs Baumann (21), Lauterns Trapp (21), Hannovers Zieler (22), Schalkes Fährmann (22), Herthas Kraft (23) - und mit Gladbachs Marc ter Stegen, 19, der bereits mit Kahn und Lehmann verglichen wird. Nach René Adlers Verletzung könnte einer der Jungen demnächst in Löws A-Kader auftauchen, aber ter Stegen hat ja Zeit. Bei der WM 2022 in Katar wäre er 30 und immer noch blutjung. Denn das beste Torwartalter (siehe Lehmann) läge dann ja bei zweiundfünzigeinhalb. Christof Kneer

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Marcus Sorg (SC Freiburg)

DFB-Pokal - SpVgg Unterhaching - SC Freiburg

Quelle: dpa

Bayern München hat die Zeit der Trainer-Experimente beendet, der Liga-Riese setzt auf Bewährtes (Heynckes). In Freiburg, beim Liga-Kleinsten mit der etwas anderen Weltanschauung, sind Experimente das Bewährte. Auch der dritte Trainer in 20 Jahren, welch Verschleiß, steigt als Nobody ein. Geprägt wurde der SC durch den Strandkorb-Bewohner Volker Finke. Nachfolger Robin Dutt widerlegte im schwarzen Sakko alle Absturz-Vorhersagen, jetzt hat Marcus Sorg, hochgeholt aus der Reserve und noch ohne Statussymbol, dieselbe schwere Aufgabe. Werdegang und Arbeitsstil erinnern an die Vorgänger. Sorg, 45, Ingenieur für Bauphysik, kam aus unteren Ligen (Ulm, Stuttgarter Kickers), scheint attraktives Spiel zu mögen (Torverhältnis von Freiburg II: 65:54) und sagt hübsche Sätze, wie nach dem 2:3-Pokal-Flop in Unterhaching: "Wir fangen jetzt nicht wieder bei Adam und Eva an!" Moritz Kielbassa

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Roberto Firmino (1899 Hoffenheim)

Waldhof Mannheim v 1899 Hoffenheim - Pre-Season Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

"Familie unaufhorliche Liebe", ließ sich Roberto Firmino, 19, auf den Arm tätowieren. Er ist der neueste Brasilianer in Hoffenheim, wo sie Talente sammeln und mit Heidelberg als Hot Spot für die Freizeitgestaltung werben. Firmino wurde früh flügge, aus seiner Heimat Maceio zog er Tausende Kilometer südwärts, kam zu Figueirense, war Rookie der Saison in Brasiliens zweiter Liga. Das dortige Strandfußballtempo gewöhnte er sich in Nordbaden zügig ab, neben seiner brasilianischen Technik hat er eine gute Auffassungsgabe, kann Kopfbälle, Tore schießen und sogar Bälle erobern. Vieles hebt ihn ab von Vorgänger Carlos Eduardo, daher eignet sich der im Sternzeichen Zehner geborene Firmino auch für etwas defensivere Zuteilungen. Hoffenheims Neustart unter Trainer Stanislawski könnte er - nach ersten Andeutungen im Frühjahr - in auffälliger Rolle mitgestalten. Sein Deutsch ist ausbaufähig, auch im Sinne neuer Tattoos. Moritz Kielbassa

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Nils Petersen (Bayern München)

Carl-Zeiss Jena v FC Bayern Muenchen - Pre-Season Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ach, sind sie nicht alle rührend, die Geschichten über die Geschichte des jungen Stürmers Nils Petersen? Angefangen von seinem Kinderzimmer in Wernigerode, das in den Farben von Borussia Dortmund tapeziert war, über den guten Opa Willi, der davon träumte, wie sein Enkel eines Tages für Schalke spielen würde. Dann weiter zu Petersens erstem Trainer in Cottbus, Bojan Prasnikar, der den schüchternen Jungen mit dem Bürstenschnitt auch nach 12 Monaten noch mit "Jens" ansprach, bis hin zum Kaninchen Alfons, das gerade ungefragt von der Lausitz nach München umziehen musste. Etwas überraschend für Mensch und Haustier hat sich der nette Nils in der vorigen Saison zum Torautomaten in der zweiten Liga entwickelt. Beim ganz und gar nicht beschaulichen FC Bayern wird er vermutlich die meiste Zeit die Bank wärmen müssen. Sollte er aber trotzdem wieder 25 Mal treffen, wird ihn bald niemand mehr Jens nennen. Boris Herrmann

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Florian Trinks (SV Werder Bremen)

Rot-Weiss Erfurt v Werder Bremen - Pre-Season Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thomas Schaaf war elf Jahre alt, als er zu Werder Bremen kam. Das war 1972, der Bundestag beschloss damals die Absenkung des Wahlalters auf 18 Jahre. Seitdem hat er die Stadt nie mehr verlassen. Schaafs abenteuerlichste Expedition bestand in den paar Metern, die er von der rechten Abwehrseite auf die Trainerbank zurücklegte. 39 Jahre nach Eintritt in den Verein sucht Schaaf dringender denn je sich selbst: Er sucht Spieler, die aus der eigenen Jugend, von den eigenen Amateuren oder wenigstens aus Ostfriesland und dem Harz stammen wie früher Dieter Eilts und Marco Bode. Werder war jahrelang gut in der Nische, aber schwach vor der eigenen Haustür - was sich jetzt, da die Nischenpolitik versagt, schmerzhaft bemerkbar macht. Jetzt tauchen endlich Mittelfeldspieler Florian Trinks (Foto) und Stürmer Lennart Thy, beide 19 und vor zwei Jahren mit der deutschen U17 Europameister geworden, in Schaafs Aufgebot auf - sie haben beste Perspektiven in einer Elf, in der grau gewordene Ex-Jünglinge wie Borowski oder Hunt so spielen, als stünden sie schon seit 1972 im Kader. Christof Kneer

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Pierre-Michel Lasogga (Hertha BSC Berlin)

Rot-Weiss Oberhausen v Hertha BSC Berlin - 2. Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Das Internet ist auch im zweiten Jahrhundert seines Bestehens noch beneidenswert kreativ. Wer die gängigen Suchmaschinen beispielsweise mit den Begriffen "Lasagne" und "Berlin" füttert, stößt umgehend auf ein Portrait über Herthas neuen Liebling Pierre-Michel Lasogga, 19. Sie nannten ihn tatsächlich "Lasagne", als er vor einem Jahr nach Berlin kam - aber nur so lange, bis er sich mit seinen 90 Kilo in gegnerische Strafräume warf und die Hertha zurück in die Bundesliga schoss. Wenn man im Internet "Lasagne" und "Reck" eingibt, landet man trotzdem noch umgehend bei Lasogga, was jedoch nichts damit zu tun hat, dass der ehemalige Torhüter Oliver Reck ebenfalls wie ein Fan italienischer Schnellgerichte aussieht, sondern damit, dass dieser Reck Lasoggas Stiefvater ist. Der Stiefsohn hat sich im Übrigen gerade öffentlich zur Vollwertkost bekannt. Ein schwerer Schlag für Berlins internationale Restaurant-Szene. Boris Herrmann

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Bundesliga: Petersen, Papadopoulos & Co.:Lorenzo Davids (FC Augsburg)

Rot-Weiss Oberhausen v FC Augsburg - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mit seinen 24 Jahren ist der defensive Mittelfeldspieler gewiss nicht mehr der Jüngste. Er hat sich den Platz auf dieser Seite trotzdem redlich verdient. Schließlich spielt er jetzt beim FC Augsburg, dessen Kader auch nicht mehr der jüngste ist. Trainer Jos Luhukay aus den Niederlande setzt entgegen des Branchentrends nicht auf Vernachwuchsung, sondern auf Beneluxisierung. Und unter all den de Jongs, de Roecks und Verhaeghs gehört Davids  (auf dem Foto links) dann doch wieder zu den Talenten. Er kommt mit der Empfehlung von 132 Erstliga-Einsätzen bei Nijmegen nach Augsburg. Und er kommt zudem als kein Geringerer als der junge Davids. Lorenzo ist ein Neffe von Edgar Davids, dem bislang einzigen Brillen-Model, das es in die niederländische Nationalelf geschafft hat. Der kleine Davids ist davon noch ein paar Schritte entfernt - unter anderem deshalb, weil er entweder gut sieht oder auf seine Chance als Kontaktlinsen-Model wartet. Boris Herrmann

© SZ vom 4.8.2011 /thob
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