Bundesliga:Die Klubs sehen Licht hinter dem schwarzen Loch

Fußball-Bundesliga pausiert bis zum 30. April

Das Geisterspiel zwischen Gladbach und Köln am 11. März war die bislang letzte Bundesliga-Partie.

(Foto: dpa)
  • Bei den Vereinen der Fußball-Bundesliga herrscht seit der Krisenversammlung am Dienstag der Eindruck, dass die Orientierung zurückkehrt.
  • "Stand heute gehen wir davon aus, die Saison zu beenden - und das bis zum 30. Juni", sagt Alexander Wehrle, Finanzgeschäftsführer des 1. FC Köln und Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball Liga (DFL).
  • DFL-Chef Seifert deutet an, dass externe Geldgeber in der Krise Unterstützung anbieten. Die TV-Sender aber bleiben die Schlüsselpartner für 1. und 2. Liga.

Von Philipp Selldorf

Während die meisten Beteiligten die erste Krisenversammlung der Bundesligaklubs vor nunmehr 16 Tagen in einer ungesunden Stimmungslage aus Ungewissheit, Bedrückung und Angst verlassen hatten, deutet sich nach dem zweiten Gipfeltreffen des deutschen Spitzenfußballs wieder verhaltene Zuversicht in der Branche an. Bei den Vereinen - bei manchen mehr, bei anderen weniger - herrscht seit Dienstag der Eindruck, dass die Orientierung zurückkehrt.

Er habe "die optimistische Haltung, dass sich vieles zum Positiven dreht, und wir nach Ostern wieder ein wenig klarer sehen", ließ Jörg Schmadtke die Wolfsburger Nachrichten wissen. Dass sich der VfL-Manager nicht auf gesicherte Erkenntnisse, sondern auf persönliche Hoffnung berief, muss seine Trendmeinung nicht entwerten, zumal Schmadtke üblicherweise seine emotionalen Regungen für sich behält.

Aktuelles zum Coronavirus - zweimal täglich per Mail oder Push-Nachricht

Alle Meldungen zur aktuellen Lage in Deutschland und weltweit sowie die wichtigsten Nachrichten des Tages - zweimal täglich im SZ am Morgen und SZ am Abend. Unser Newsletter bringt Sie auf den neuesten Stand. Kostenlose Anmeldung: sz.de/morgenabend. In unserer Nachrichten-App (hier herunterladen) können Sie den Nachrichten-Newsletter oder Eilmeldungen auch als Push-Nachricht abonnieren.

Auch Alexander Wehrle, Finanzgeschäftsführer des 1. FC Köln und Präsidiumsmitglied der DFL, berichtete von einer "positiven Grundstimmung" während der rund drei Stunden dauernden Video-Konferenz am Dienstag. Er spricht von einem "realistischen Szenario", wenn er sagt: "Stand heute gehen wir davon aus, die Saison zu beenden - und das bis zum 30. Juni." Den 2. oder 9. Mai benannte Wehrle als potenzielle Zieltermine für die Wiederaufnahme des Liga-Programms.

In manchen Klubs lindert ein Gehaltsverzicht die ärgsten Liquiditäts-Sorgen

Solche Prognosen hatte Mitte März noch keiner gewagt. Der Profifußball sah in ein schwarzes Loch, wenn er versuchte, in seine nahe Zukunft zu blicken, DFL-Geschäftsführer Christian Seifert stellte die Existenzbedrohung für etliche Klubs in Aussicht. Inzwischen sind die Vereine, jeder für sich, ein Stück vorangekommen in ihrer Daseinsgestaltung, unter anderem dadurch, dass reihum die Profis Verzichtserklärungen für Teile ihres Gehalts geleistet haben. In manchen Klubs ging es dabei weniger um die Frage der Existenzsicherung als um Lastenteilung und eine Geste des Entgegenkommens.

In anderen Klubs aber konnten durch die Zusagen des teuren Personals tatsächlich ärgste Sorgen um die Liquidität erst mal ausgeräumt werden. Bei Schalke 04 etwa herrschte schon große Erleichterung, nachdem sich die Spieler für eine Gehaltsreduzierung von 30 Prozent bis zum Ende der Saison am 30. Juni hatten gewinnen lassen. Die Ersparnis dürfte sich auf etwa zehn Millionen Euro belaufen.

Die Liga-Gemeinschaft hat zudem nun vorgesorgt für den Fall, dass einigen Vereinen in den nächsten Monaten dennoch das Geld ausgehen sollte. Insolvenz ist laut Beschluss der Vollversammlung kein strafbares Kriterium mehr - die Bestimmung, bei Zahlungsunfähigkeit einen Neun-Punkte-Abzug zu verhängen, ist aufgehoben. Wehrle bezeichnete dies als "Zeichen der Solidarität". Er erwartet, "dass wir alle Vereine beisammenhalten können, wenn wir die Saison zu Ende spielen". Beim Zweitligisten Karlsruher SC wurde ein Bericht über einen drohenden Konkurs dementiert. Dennoch gilt bisher der Standpunkt, dass nur die TV-Gelder, die bei einer Beendigung des Saison fließen, existenzielle Not in vielen Klubs verhindern können.

Die Liga hofft auf Corona-Schnelltests, will dabei aber keine Sonderrechte einfordern

Im Anschluss an die Versammlung erklärte Seifert allerdings dem Sender Sport1, dass die Zukunft der Bundesligen keineswegs nur von den Zahlungen der Fernsehunternehmen abhänge. Sollten diese Millionen ausbleiben, "würden wir andere Wege der Finanzierung finden". Viele Unternehmen, "die an die Bundesliga als langfristiges Geschäftsmodell, als Institution und als Marke glauben", hätten bereits mit der DFL Kontakt aufgenommen.

Offenkundig gibt es also Interesse aus der Finanzbranche, unklar ist allerdings, wie willkommen so eine Beteiligung wäre. Der Kölner Manager Wehrle erklärte, Seifert habe lediglich ausdrücken wollen, dass es "ein starkes und positives Signal ist, wenn sich externe Geldgeber für den Fall von Unwägbarkeiten melden". Grundsätzlich, das betonte auch Seifert, sei "jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden", auch nicht über Lockerungen der 50+1-Regel. Gleichwohl dürfte das Wissen um solche Möglichkeiten für ein wenig Beruhigung in der Gemeinde sorgen.

Vorerst bleiben aber die TV-Sender die Schlüsselpartner für beide Ligen. Der Idee, Übertragungen der Spiele aus dem Bezahlfernsehen ins öffentliche Fernsehen zu verlegen, erteilte Seifert eine höfliche Absage. Man müsse "fair gegenüber den Partnern bleiben" und dürfe nicht den Wert der Ware TV-Fußball in Frage stellen. Doch es werde andererseits über "spezielle Angebote" ans große Publikum gesprochen. Fußball für alle - das wäre auch ein Argument an die Politik, zumindest für das spielende Personal wieder die Stadiontore zu öffnen.

Durch die Einrichtung einer zentralen medizinischen Kommission, die sich um die Sportler kümmert, glaubt die Bundesliga, die Voraussetzungen für die Rückkehr aufs Spielfeld schaffen zu können. Wehrle verwies auf Expertenmeinungen, die besagten, "dass sich die Methoden zum Testen des Virus' in den nächsten Wochen" ändern und beschleunigen werden, dass es also mehr und schnellere Tests geben werde. Der Profifußball werde aber keine Privilegien einfordern oder erhalten wollen, man werde die Spieler in einer Weise testen, "ohne Bürgerinnen und Bürgern oder Institutionen etwas wegzunehmen".

Zur SZ-Startseite
03.03.2020, xjhx, Fussball DFB Pokal 1/4 Finale, FC Schalke 04 - FC Bayern Muenchen emspor, v.l. Manuel Neuer (FC Bayer

Manuel Neuer beim FC Bayern
:Ende der Diplomatie

Die komplizierteste Personalie im Vertragspoker des FC Bayern ist Kapitän Manuel Neuer. Der Nationaltorwart kämpft ungewohnt vehement für die eigenen Interessen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: