Bundesliga: Panik in Bremen:HSV-Fan noch immer im Koma - Polizei in der Kritik

24 Menschen wurden beim Nordderby zwischen Bremen und dem HSV verletzt, ein Fußballfan liegt noch immer im Koma. Nach der Panik im Weserstadion sucht die Bremer Polizei nach Antworten - und steht in der Kritik.

Der schwere Unfall im Weserstadion, bei dem am Samstag 24 Menschen verletzt wurden, hat eine Diskussion über das Sicherheitskonzept der Bremer Polizei entfacht. Bei mehreren Stürzen war am Samstagabend ein Anhänger des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV schwer verletzt worden.

Werder Bremen - Hamburger SV

Polizisten bilden vor dem Bremer Weserstadion eine Kette um Fans des Hamburger SV.

(Foto: dapd)

Der 44-Jährige aus Neumünster, der noch im Stadion reanimiert werden musste, befand sich auch am Montag in einem kritischen Zustand. "Er liegt im künstlichen Koma. Es gibt keine Entwarnung", erklärte ein Polizeisprecher.

Auf mehreren Internet-Plattformen sind Bilder von dem Unfall zu sehen, der sich nach dem Bundesliga-Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV auf der neu erbauten Westtribüne im Weserstadion ereignet hatte. Dabei ist ein heftiges Gedränge zu erkennen. Mehrere HSV-Fans schildern in Foren ihre Eindrücke. Der Polizei wird dabei unter anderem vorgeworfen, sie habe die vorgesehene Blocksperre zu spät aufgehoben. Dadurch sei es zu einem Gedränge mit zahlreichen Stürzen gekommen.

Sicherheitskonzept auf dem Prüfstand

"Wir werten das komplette Video-Material aus", kündigte der Polizeisprecher eine genaue Untersuchung an. Er warnte davor, Bildsequenzen isoliert zu betrachten. Rettungsaktionen der Polizei könnten so auch als Behinderungen aufgefasst werden. Polizeipräsident Holger Münch hatte bereits am Sonntag eine sorgfältige Aufarbeitung des Einsatzes angekündigt. Möglicherweise müsse das Sicherheitskonzept geändert werden.

Als verbesserungswürdig wird nicht nur in Fan-Kreisen der Aufenthaltsort für die Anhänger der Gäste-Mannschaft angesehen. Der Gäste-Block befindet sich im Oberrang des Stadions. Um ins Freie zu gelangen, müssen die Zuschauer mehrere Treppen herabsteigen. Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry wies darauf hin, dass die neue Tribüne von allen relevanten Behördenvertretern am 10. August geprüft und abgenommen worden ist. Am Samstag warteten rund 3700 HSV-Fans zunächst friedlich in der Westkurve auf die Aufhebung der sogenannten Blocksperre. Als nach mehr als 20 Minuten die drei Treppenabgänge immer noch abgesperrt waren, entstand vor einer Treppe große Unruhe.

Kritik am Spielplan

Dort waren viele HSV-Anhänger aus Schleswig-Holstein unter Zeitdruck. Sie wollten ihren letzten Zug nach Hause erreichen. Um 20.46 Uhr durchbrachen dann 15 bis 20 Anhänger die Sperre und lösten die Stürze aus.

Der Vorfall ließ auch Kritik am Spielplan der Deutschen Fußball Liga (DFL) aufkommen, brisante Spiele wie das Nordderby nicht als Abendspiel anzusetzen. Der Regel-Spielplan sieht je eine Partie am Freitagabend (20.30 Uhr) und am Samstagabend (18.30 Uhr) vor. Danach ist es für die meisten Gäste-Fans nicht mehr möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Heimfahrt anzutreten.

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