Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Nur Bayern entscheidet, was mit Bayern passiert

Alaba nach Manchester? Alaba verlängert bis 2021! Der FC Bayern markiert deutlich sein Revier - das ist Teil der aktuellen Strategie, sich von Gerüchten nicht treiben zu lassen.

Kommentar von Christof Kneer

Er freue sich auf "zwei Wochen Ruhe", hat Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, am Wochenende gesagt. Das ist ein rührender Gedanke, den man diesem strategisch versierten Funktionär gar nicht zugetraut hätte: einfach mal darauf hoffen, dass eine Länderspielpause ausreicht, um das 4:2 gegen Juventus und das 1:0 in Köln entspannt nachhallen zu lassen. Frohe Ostern, ohne Schlagzeilen über Setzlisten, Superligen und Sammer.

Sicherheitshalber sollte man aber davon ausgehen, dass Rummenigge doch nicht naiv ist. Er wird auch in der Länderspielpause mit allem rechnen, unter anderem damit, dass Manchester City den Bayern neben dem kompletten Spielerkader auch den Platzwart, den Zeugwart sowie Teile der Arena abzuwerben versucht. Rummenigge selbst ist übrigens noch nicht umworben, zumindest hat das bisher kein englisches, deutsches oder arabisches Medium berichtet. Das kann aber nur eine Frage der Zeit sein.

Was stört, kommentieren die Bayern heute anders als früher

Spätestens, seit Manchester City die Verpflichtung Pep Guardiolas gemeldet und allerspätestens, seit Bilder von einem Geheimtreffen in Amsterdam aufgetaucht sind, ist die Debatte nicht mehr einzufangen: die Debatte über einen Trainer, der gerade Diener zweier Herren ist. Guardiola habe David Alaba überreden wollen, mit nach Manchester zu gehen, war zu lesen, und zuletzt wurde gar von einem Übernahmeversuch des von Guardiola geschätzten Kaderplaners Michael Reschke geraunt.

Alaba hat in München übrigens bis 2021 verlängert, und bei Reschke ist keine Anfrage eingegangen - abgesehen davon, dass er ohnehin weiter am FC Bayern und nicht an Manchester City bauen möchte. Das ist die Hintergrundmusik, die man sich bei jeder bayerischen Aussage dazudenken muss. Das Dauergedudel auf allen Frequenzen hat die Bayern bewogen, sich nun ihrerseits Gehör zu verschaffen.

Mit offizieller Verwunderung hat Rummenigge also die "Aussage des Kollegen aus Manchester" zur Kenntnis genommen, der angedeutet hatte, er könne ein Interesse an Bayern-Profis "nicht ausschließen". Die Bayern wollen sich nicht von einem Rivalen eine Debatte aufdrängen lassen, die den eigenen Trainer beschädigen könnte - und die nebenbei so klingt, als hätten alle Bayern-Spieler Lust, zu ManCity überzulaufen.

Das kleine Wortgefecht zeigt aber auch jene Strategie, mit der die Bayern neuerdings der Gerüchte-Industrie begegnen: Anders als auf dem Rasen, auf dem sie gepflegte Dominanz bevorzugen, spielen sie im öffentlichen Diskurs zunehmend Konterfußball. Ein Sportrichter sagt was, was uns nicht gefällt? Ein Funktionär aus England lässt sich mit seltsamen Sätzen zitieren?

Unübersehbar ist Bayerns Bestreben, im direkten Gegenzug die eigene Stärke zu betonen, das Revier zu markieren. Das ist das neue Signal, das die Bayern auch nach Europa senden wollen: Nur Bayern entscheidet, was mit Bayern passiert. Und wenn die Bayern dann doch mal vom berühmten Trainer Guardiola verlassen werden, dann wollen sie wenigstens noch am selben Tag verkünden, dass der berühmte Trainer Ancelotti kommt.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2016/jbe
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