Bundesliga:Müllers Fallrückzieher erledigt Darmstadt

Bundesliga: Doppeltorschütze gegen Darmstadt: Bayerns Thomas Müller.

Doppeltorschütze gegen Darmstadt: Bayerns Thomas Müller.

(Foto: AFP)

Von Christopher Gerards

Als die Statistiker mehr als 30 Torschüsse für den FC Bayern gezählt hatten, als Bälle neben das Tor geflogen waren, als Darmstädter Beine zahlreiche Flanken gestoppt hatten - da hob Thomas Müller den rechten Arm. Er rannte los. Rannte in den Strafraum, die 71. Minute, er schaute nach hinten, wartete auf Arturo Vidal. Eine Flanke, Müller stoppte den Ball mit der Brust, er stand mit dem Rücken zum Tor, fiel und schoss im Fallen aufs Tor, irgendwie. Ein Fallrückzieher, zumindest ein angedeuteter.

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Der Ball flog über Torwart Christian Mathenia hinweg, er flog ins Tor. Es war das 2:1 des FC Bayern, und es war in seiner Ästhetik eine passende Pointe für dieses seltsame Spiel am Samstagnachmittag.

Vor dem Anpfiff hatte die Partie noch so ausgesehen, als wäre sie nur eine Überführungsetappe zum Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin am Dienstag. Thiago und Xabi Alonso blieben bei den Bayern auf der Bank, Philipp Lahm stand erst gar nicht im Kader. Und der Gegner, der SV Darmstadt 98, musste ohne fünf Stammspieler auskommen - sie hatten vor einer Woche jeweils ihre fünfte Gelbe Karte gesehen. Doch dann musste der FC Bayern 70 Minuten anrennen, um in Führung zu gehen. Und er musste 36 Mal in Richtung des Darmstädter Tores schießen, um das Spiel 3:1 zu gewinnen.

Ausgerechnet Sandro Wagner trifft

Darmstadt werde sich "nicht nur hinten einbetonieren", hatte Trainer Dirk Schuster versprochen, aber ein paar Mauern haben sie dann doch errichtet. Es war jedenfalls so, dass Darmstadt mit fünf Verteidigern begann. Der Beton war jedoch nicht optimal gemischt, der FC Bayern erspielte sich schon in den ersten 15 Minuten Chancen, mit denen er auch zwei Spiele erfolgreich hätte bestreiten könnte. Die zweite Minute, Eckball Arturo Vidal, Arjen Robben kommt frei zum Schuss, zielt aber zu hoch. Die zehnte Minute, Vidal schießt aus der Distanz, György Garics will klären, verlängert den Ball aber an die Latte. Die 13. Minute, Rafinha schießt aus der Distanz, knapp vorbei am Winkel. Die 14. Minute, Douglas Costa flankt mit dem Außenrist, Robert Lewandowski grätscht hinein, doch Mathenia kann noch parieren.

Darmstadt war als beste drittbeste Auswärtsmannschaft der Liga in dieses Spiel gegangen, aber wie es so weit kommen konnte, zeigte sich erst in der 26. Minute. Vom linken Flügel flankte Marcelo Diaz, dort stand Sandro Wagner, verpasste jedoch zunächst. Der Ball landete auf dem rechten Flügel, wo Sandro Sirigu flankte, wieder stand Wagner in der Mitte, er sprang, köpfelte, jubelte. Es war das 1:0, und es war ein klarer Fall von ausgerechnet. Ausgerechnet der Ex-Münchner Sandro Wagner traf, und ein paar Zentimeter zu weit weg von seinem Gegenspieler stand ausgerechnet Zugang Serdar Tasci.

Müller dreht das Spiel weltmeisterlich

Der FC Bayern reagierte wütend. Costa schoss aus der Distanz, abgefälscht flog der Ball an die Latte (28.). Doch ernsthaft gefährlich wurden die Münchner erst in der zweiten Halbzeit wieder: Rafinha flankte, Müller nahm mit der Brust an und schoss im Fallen ins Eck (49.). Guardiola reagierte, er brachte Franck Ribéry, der nach seiner Verletzungspause sein Comeback gab. Auch der viereinhalb Monate verletzte Mario Götze stand wieder im Kader.

Lewandowskis 22. Saisontor

Bayern rannte an, kam jedoch selten gefährlich durch: Tasci köpfelte am Tor vorbei (53.), Robben traf im Strafraum nur das Bein von Luca Caldirola (58.). Und als schon die Tormusik lief, nach einem Treffer von Lewandowski, hatte Vorlagengeber Ribéry im Abseits gestanden (67.).

Dann kam Müller, dann kam der Fallrückzieher, der das Spiel entschied. "Du brauchst Traumtore, um gegen Darmstadt zu gewinnen", sollte Trainer Guardiola später sagen. Er sei "zufrieden mit der Mannschaft, wir waren geduldig. Wir haben einen guten Spirit". Auch sein Gegenüber Dirk Schuster war angetan. "Wir haben uns teuer verkauft", so der Darmstädter Coach.

Auch Lewandowski durfte noch jubeln, in der 84. Minute: Ribéry hatte aufgelegt, und aus sechs Metern erzielte Lewandowski seinen 22. Saisontreffer - das 3:1. Das war's.

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