Bundesliga:Liga will eigenen Fernsehkanal

Nach SZ-Informationen beantragt die DFL die Lizenz für einen Fernsehsender. Vorbild ist der ESPN History Channel.

Christopher Keil

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat in der vergangenen Woche bei der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) die Zulassung für einen TV-Sender beantragt. Derzeit prüft die KEK, die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, den Antrag "für das Fernsehprogramm Sport Kanal". Das Verfahren trägt die Kennung "KEK580". Ganz offensichtlich wollen die 36 deutschen Profiklubs ihren Spielraum beim Verkauf von Medienrechten erweitern. "Dadurch, dass wir schon heute produktionstechnisch tätig sind und mit dem DFB das Projekt Fußball-Archiv betreiben, bietet sich eine konsequente mediale Aufbereitung an", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der SZ. "Und dafür wollen wir den rundfunkrechtlichen Rahmen schaffen."

Bundesliga: 40.000 Stunden Bundesliga-Material bereiten die DFL und der Deutsche Fußball-Bund derzeit digital auf.

40.000 Stunden Bundesliga-Material bereiten die DFL und der Deutsche Fußball-Bund derzeit digital auf.

(Foto: Foto: AP)

Bisher ist die DFL mit ihrer Tochter Sportcast! und mit ihren von der deutschen Öffentlichkeit nicht bemerkten Dienstleistungen für die Auslandsmärkte als Produzent tätig. Die Sportcast! stellt die Bilder in den Bundesliga-Stadien her, auf die Rechtenehmer wie Sky, die Telekom, ARD oder ZDF zurückgreifen können. In Berlin werden in den Studios von Pro Sieben Sat 1 alle 52 Jahresfolgen des internationalen Fußball-Magazins Goal aufgenommen, außerdem entstehen fertige Highlight-Blöcke und eine ausführliche Vor- und Nachberichterstattung der Spieltage.

Weil die DFL derzeit mit dem Deutschen Fußball-Bund 40.000 Stunden Material, das seit Gründung der Bundesliga 1963 aufgelaufen ist, digital aufbereiten lässt und damit verfügbar macht, bot sich, so Seifert, der "nächste Schritt an": Die Gründung eines Senders. DFL-intern ist von "Bundesliga History Channel" die Rede - nach dem Vorbild des ESPN History Channel. So ein Archiv-Kanal soll offenbar das bestehende Angebot ergänzen. Weil Sportcast! nur mit dem Ziel gegründet wurde, die Übertragungen aus den Stadien zu übernehmen, würde die DFL wahrscheinlich mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten.

In der an diesem Wochenende beginnenden 47. Bundesliga-Saison werden Vereine und Publikum erstmals eine Spielzeit mit fünf Anstoßzeiten erleben. Vor allem die Pay-TV-Partner der DFL wünschten sich eine Streckung der Spieltage, um den attraktiven Live-Fußball besser vermarkten zu können. Auch im europäischen Vergleich bilden fünf Anstoßzeiten zwischen Freitagabend und Sonntagabend einen herausragenden Wert. Mehr Diversifikation ist kaum möglich, zumal die europäischen und die nationalen Cup-Wettbewerbe den Rest der Woche füllen. Ein History Channel wäre dann ein weiterer Wert, mit dem die DFL in die nächste TV-Rechte-Ausschreibung 2012 gehen könnte.

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