Bundesliga:"Gar nichts war das! Was bist Du denn für ein Spinner?"

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Roger Schmidt auf der Tribüne. (Foto: AP)
  • Leverkusen und Wolfsburg kassieren empfindliche Niederlagen gegen Hoffenheim und Darmstadt. Roger Schmidt droht eine Sperre.
  • Hertha BSC feiert einen Sieg im Spitzenspiel gegen den 1. FC Köln.
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Bayer Leverkusen verliert sein Saisonziel immer mehr aus den Augen, 1899 Hoffenheim gewinnt weiter. Die Kraichgauer feierten mit 3:0 (1:0) bei Angstgegner Bayer Leverkusen ihren vierten Sieg in Folge und verbesserten sich zunächst auf einen Champions-League-Platz, während die Werkself im Niemandsland der Tabelle festklebt. Zudem droht Bayer-Trainer Roger Schmidt nach einem erneuten Verweis auf die Tribüne eine weitere Sperre.

Kerem Demirbay (15.), Sandro Wagner (49.) mit seinem vierten Saisontreffer und Steven Zuber (60.) sorgten dafür, dass Leverkusen erstmals seit dem 1:4 gegen Werder Bremen Anfang März wieder ein Heimspiel verlor, während die Gäste in dieser Spielzeit ungeschlagen blieben. Bayer spielte bereits ab der sechsten Minute in Unterzahl, nachdem ausgerechnet der ehemalige Hoffenheimer Kevin Volland nach einer Notbremse gegen Demirbay die rote Karte gesehen hatte. Die Gäste nutzten ihre Überzahl dann wenig später gnadenlos aus. Nach einer gelungen Kombination setzte Sandro Wagner Demirbay glänzend in Szene. Der Deutsch-Türke ließ zunächst Bayer-Kapitän Lars Bender aussteigen und düpierte anschließend mit seinem satten Schuss aus 12 Metern auch Nationaltorwart Bernd Leno.

Kurz nach der Pause zog Wagner, um den sich niemand im Bayer-Strafraum gekümmert hatte, den Leverkusenern endgültig den Zahn. Kurz darauf wurde Schmidt nach einem Disput mit seinem Kollegen Julian Nagelsmann von Schiedsrichter Christian Dankert auf die Tribüne verwiesen. "Gar nichts war das! Was bist Du denn für ein Spinner?", hatte Schmidt nach einer strittigen Szene kurz nach der Halbzeitpause in Richtung Nagelsmann gerufen: "Halt doch einfach mal die Schnauze!"

Roger Schmidt ist Wiederholungstäter: Er wurde nach einem Skandal im Februar dieses Jahres beim 0:1 gegen Borussia Dortmund zu drei Spielen Sperre verurteilt, zwei weitere wurden bis zum 30. Juni 2017 auf Bewährung ausgesetzt. Schmidt hatte sich damals geweigert, nach seinem Verweis den Innenraum zu verlassen, daraufhin wurde das Spiel für einige Minuten unterbrochen.

Wolfsburg geht in Darmstadt unter

Valérien Ismaël hat als Interimstrainer des VfL Wolfsburg nicht für eine dauerhafte Anstellung werben können. Der 41-Jährige unterlag bei seinem fast schon desolat verlaufenen Debüt auf der Bundesliga-Bühne am Samstag mit seinem Team mit 1:3 (0:1) beim Abstiegskandidaten SV Darmstadt 98. Damit blieb der VW-Club auch im siebten Spiel nacheinander ohne Sieg und rutschte auf den 15. Tabellenplatz ab. Im Kellerduell des achten Spieltags gelang Mario Gomez sein erstes Tor für die "Wölfe": Der Nationalstürmer erzielte nach einer Stunde das 1:1 - der 1000. Erstliga-Treffer war für die enttäuschenden Gäste aber zu wenig.Änis Ben-Hatira (25.) hatte die "Lilien" in der 25. Minute mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze in Führung gebracht. Vorausgegangen war eine Notbremse von Jeffrey Bruma an Lazlo Kleinheisler, der Wolfsburger sah dafür die rote Karte. Vor 15 300 Zuschauern am Böllenfalltor ließen Kleinheisler (68.) und Sandro Sirigu (76.) die unermüdlichen Darmstädter nach einer Direktabnahme erneut jubeln.

Dass Ismaël nach der Trennung von Dieter Hecking länger auf der Wolfsburger Trainerbank sitzen darf, ist eher unwahrscheinlich geworden. "Es gibt eine klare Absprache zwischen uns. Ich weiß ganz genau, woran ich bin", sagte er vor dem Anpfiff beim Bezahl-Sender Sky. Dies sei aber intern besprochen worden. "Ich bin gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken." Sportchef Klaus Allofs hatte zuvor erklärt, dass der bisherige Wolfsburger Regionalligacoach mehr als nur eine Zwischenlösung sein könnte: "Wenn die Resultate positiv sind, ist das denkbar." Allerdings werden auch der frühere belgische Nationaltrainer Marc Wilmots, der Italiener Roberto Mancini und der frühere Chelsea-Coach André Villas-Boas gehandelt, zumal VW möglicherweise einen großen Namen bevorzugt.

Hertha BSC hat auch das Duell der Überraschungsmannschaften gewonnen und dem 1. FC Köln die erste Saisonniederlage beigebracht. Die heimstarken Berliner besiegten im Verfolgerduell das Team von Peter Stöger mit 2:1 (1:0) und stellten mit nun 17 Zählern einen Vereinsrekord auf: Noch nie hatten die Berliner in der Bundesliga-Geschichte zu diesem Zeitpunkt mehr Punkte auf ihrem Konto. Zumindest bis Sonntag sind die Berliner dank der Treffer von Vedad Ibisevic (13.) und Niklas Stark (74.) nun "Spitzenzweiter".

Die bisher ebenfalls so überzeugenden Kölner mussten vor 60.576 Zuschauern dagegen erstmals seit mehr als einem halben Jahr (0:2 gegen Leverkusen am 10. April) wieder als Verlierer vom Platz gehen, weil Simon Zoller (Pfosten/87.) Pech hatte. Mit 15 Punkten liegen die Rheinländer aber weiter in der Spitzengruppe. Anthony Modeste (65.) hatte mit seinem achten Saisontreffer den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.

Hertha-Coach Dardai setzte nach der Verletzung von Vladimir Darida und der Rotsperre von Valentin Stocker auf Salomon Kalou im Mittelfeld. Es war der erste Liga-Einsatz des Ivorers. Stöger vertraute dagegen seiner Startelf aus den letzten Spielen.Wer auf langes Abtasten zwischen beiden Teams gesetzt hatte, sah sich getäuscht. Im Olympiastadion standen die Offensivreihen um Ibisevic und Modeste gleich im Mittelpunkt.Zunächst verzog Yuya Osako (6.), anschließend musste Timo Horn sich bei einem Schuss von Ibisevic arg strecken (9.). Nur wenige Minuten später hatte der FC-Keeper allerdings keine Chance. Mitchell Weiser eroberte gegen Nationalspieler Jonas Hector den Ball, passte auf Ibisevic, und der traf zur Hertha-Führung.Im weiteren Spielverlauf setzten die Berliner die besseren Akzente nach vorne, meist über die guten Genki Haraguchi und Weiser. Das änderte sich bis zur Pause nicht. Die Hertha gewann mehr Zweikämpfe, kontrollierte das Spiel und hatte auch Modeste gut im Griff.

In der zweiten Halbzeit machten die Berliner da weiter, wo sie aufgehört hatten. Und erneut mussten sich die Kölner bei Horn bedanken, dass sie nicht höher in Rückstand gerieten. Einen Schuss von Marvin Plattenhardt klärte Horn gerade noch zur Ecke (49.).Die Kölner versuchten es dagegen immer wieder mit Anspielen auf Modeste, doch der Franzose kam entweder gar nicht erst an den Ball - oder er wurde erfolgreich von der Berliner Abwehr gestört. Mitte der zweiten Halbzeit stand der Torjäger dann allerdings goldrichtig - und völlig frei: Eine Hereingabe des eingewechselten Leonardo Bittencourt verwandelte Modeste aus kurzer Distanz. Er verpasste wenig später sogar die Führung. Nach einer Ecke köpfte er nur knapp vorbei (70.), auf der Gegenseite scheiterte John-Anthony Brooks an Horn (71.). Besser machte es wenig später Stark.

Freiburg mit dem vierten Heimsieg der Saison

Das eigene Stadion wird für den SC Freiburg immer mehr zum Faustpfand für eine sorgenfreie Saison in der Fußball-Bundesliga. Der Aufsteiger setzte sich am 8. Spieltag 2:1 (0:0) gegen den FC Augsburg durch und baute damit seinen Heimspiel-Rekord auf zehn Siege in Folge aus. Maximilian Philipp (66.) und Joker Nils Petersen (78.) trafen für den SC, der auswärts dagegen alle vier bisherigen Saisonspiele verloren hat. Halil Altintop (84.) verkürzte kurz vor Schluss für den FCA.Die 24.000 Zuschauer im ausverkauften Schwarzwaldstadion sahen zu Beginn einen echten Langweiler. Die erste Viertelstunde hatte nicht einen nennenswerten Höhepunkt zu bieten. Beide Mannschaften scheuten das Risiko und neutralisierten sich im Mittelfeld. Nicht einmal SC-Trainer Christian Streich sorgte für die sonst gewohnte Unterhaltung an der Seitenlinie, der Coach verfolgte die Partie zunächst im Sitzen.

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