Bayer Leverkusen:Mit dickem Bizeps ins Spitzenspiel

Bayer Leverkusen: Leverkusens Mucki-Stürmer: Patrik Schick hat sich mit einer vorzüglichen Saison auch für Spitzenvereine interessant gemacht.

Leverkusens Mucki-Stürmer: Patrik Schick hat sich mit einer vorzüglichen Saison auch für Spitzenvereine interessant gemacht.

(Foto: Ulrich Hufnagel/Imago)

Bayer Leverkusen freut sich nach dem 4:0 in Bielefeld auf die nächste Chance, den FC Bayern zu besiegen. Die Jubelgeste des Doppeltorschützen Patrik Schick verärgert allerdings die Arminia-Fans.

Von Ulrich Hartmann

Patrik Schick war kaum zu verstehen, denn Bielefelder Fans zerpfiffen schrill sein Radiointerview nach dem Spiel - dass sie auch Bierbecher nach ihm warfen, war im Rundfunk nicht zu hören. Der Stürmer aus Tschechien, der mit zwei Toren und einer Vorlage maßgeblich zum 4:0-Sieg von Bayer Leverkusen bei Arminia Bielefeld beigetragen hatte, wirkte dennoch nicht pikiert: "Das gehört zum Fußball dazu", rief Schick gut gelaunt ins Mikrofon, um sich über das Pfeifkonzert hinwegzusetzen, "für mich ist das okay, ich bin froh über die Rückkehr der Zuschauer - selbst wenn sie gegen uns sind."

Die Vorgeschichte war, dass der 25 Jahre alte Schick nach seinem Kopfballtreffer zum 3:0 in der 57. Minute die Muskeln hatte spielen lassen. Der beidseitig angespannte Bizeps ist eine Geste, die er öfter mal vorführt nach Toren, aber direkt vor dem Bielefelder Fanblock war das am Sonntagabend keine so gute Idee. "Ich finde das unglücklich", rügte ihn dafür sein Trainer Gerardo Seoane, allerdings in gemäßigtem Schweizer Tonfall.

Dass Schick auf der Alm ausgebuht wurde, war kein großes Ding. Ein ganz großes Ding ist aber, dass die Leverkusener nun am übernächsten Sonntag als Ligazweiter den punktgleichen Tabellenführer FC Bayern zum Spitzenspiel empfangen. "Da freu ich mich schon drauf", rief Schick noch ins Mikrofon, ehe er Schutz in der Kabine suchte. Gegen die Bayern würde er nur zu gerne wieder seine Bizepse herzeigen.

Nach dem letzten Spitzenspiel ging es für Leverkusen tabellarisch abwärts - und diesmal?

In Bielefeld war Leverkusen "gnadenlos effektiv", so empfand es zumindest Bayer-Torwart Lukas Hradecky. Derart unnachgiebig bei der Torerzielung war die Werkself in dieser Saison schon häufiger gewesen, gegen Mönchengladbach, in Augsburg und zuletzt bei Celtic Glasgow in der Europa League hatte Leverkusen auch schon je vier Treffer geschafft. An 16 der 20 Bundesligatore dieser Saison waren der Mittelstürmer Schick, der Flügelangreifer Moussa Diaby und der zentral-offensive Florian Wirtz beteiligt. Sie bilden das Herz der gierigen Bayer-Offensive. Schick, der in Bielefeld erstmals im 58. Bundesligaspiel einen "Doppelpack" schnürte, hat mit sechs Saisontreffern nur ein Tor weniger als der Dortmunder Erling Haaland und der Münchner Robert Lewandowski.

Ein Spitzenspiel zwischen Leverkusen und dem FC Bayern ist noch gar nicht so lange her, gerade mal zehn Monate. Im vergangenen Dezember war Leverkusen noch unter Trainer Peter Bosz am zwölften Spieltag sogar Tabellenführer und empfing kurz vor Weihnachten mit einem Punkt Vorsprung den Serienmeister. Schick brachte Bayer damals früh in Führung, Lewandowski glich kurz vor der Pause aus - und in der dritten Minute der Nachspielzeit schoss er Leverkusen mit dem 2:1 k.o.

Nach dieser Niederlage ging es für Leverkusen tabellarisch abwärts, Ende März trennte man sich von Bosz, die Saison brachte übergangsweise der vom DFB ausgeliehene Nachwuchstrainer Hannes Wolf zu Ende. Die Mannschaft beschloss die Saison auf Platz sechs und bekam im Sommer in Seoane einen Trainer, der erstaunlich schnell Zugriff gefunden hat. Verloren ging bislang nur das Spektakel (3:4) gegen Dortmund. In der Europa League gab es direkt zwei Siege.

Die Länderspielpause kommt Trainer Seoane durchaus gelegen

Darüber freute sich Seoane am Sonntagabend dann auch am meisten: dass seine Mannschaft nur drei Tage nach dem 4:0 bei Celtic direkt weitergestürmt hatte. "Ich muss meinen Spielern ein großes Kompliment machen dafür, dass sie drei Tage nach Glasgow sofort wieder präsent waren, so zielstrebig und konzentriert", lobte Seoane. Nach nur 18 Minuten brachte Diaby den Sieg auf Vorlage von Schick mit dem 1:0 auf den Weg. Sechs Minuten später erhöhte Schick nach Vorarbeit von Wirtz auf 2:0. Nachdem Schick mit dem 3:0 und seiner Bizeps-Show die Bielefelder Fans auf die Barrikaden gebracht hatte, verwandelte Kerem Demirbay in der zweiten Minute der Nachspielzeit einen Foulelfmeter zum 4:0-Endstand.

Dass jetzt erst mal Länderspielpause ist, findet Seoane eigentlich ganz gut: "Die einen bekommen eine Luftveränderung, die anderen eine Verschnaufpause", sagt er. 15 Spieler gibt Leverkusen an Nationalverbände ab. Was Seoane weniger gefällt: Er weiß nicht, wie in den Nationalteams mit seinen Spielern umgegangen wird. "Da haben wir leider keinen Zugriff mehr und können nicht steuern, wie viel sie spielen."

Beispiel: Exequiel Palacios. Der 22 Jahre alte Argentinier hat wegen eines Außenbandrisses im Sprunggelenk seit eineinhalb Monaten nicht mehr gespielt, muss aber trotzdem nach Argentinien zur Nationalmannschaft fliegen und soll dort nächste Woche vielleicht sogar schon zum Einsatz kommen. Seoane hofft, dass sie dort pfleglich mit seinem Mittelfeldspieler umgehen - er braucht den talentierten Argentinier gesund und munter zurück. Bei Bayer Leverkusen haben sie nämlich noch ganz schön was vor.

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