Über Spieler anderer Mannschaften rede er nicht so gern in der Öffentlichkeit, hat Simon Rolfes am Mittwoch bei einem Pressetermin in Leverkusen gesagt, und die Zuhörer mussten dem Klang seiner Worte schon aufmerksam folgen, um zu verstehen, dass er in diesem Satz weniger über sich als über andere Fußballmanager gesprochen hatte. Der Sportchef von Bayer 04 Leverkusen hat festgestellt, dass sich andere Vereinsvertreter, namentlich jene des FC Bayern, weniger vornehm zurückhalten, wenn es um fremdes Eigentum oder andernorts unter Vertrag stehende Fußballer geht.
Besonders der Münchner Ehrenpräsident Uli Hoeneß ist in der jüngsten Zeit dadurch aufgefallen, dass er immer wieder in offensivem Ton seinen Gefallen am Leverkusener Spielmacher Florian Wirtz zum Ausdruck gebracht hat. Das ist nicht als private Liebhaberei zu verstehen, denn bei Komplimenten für die Kunst des 21-jährigen Nationalspielers belässt es Hoeneß nicht, wie er am Dienstagabend bei einem Empfang im Parkhotel Egerner Höfe erneut deutlich machte, als er einem Bild-Report erklärte: „Wir wollen Wirtz haben.“
Zwar fügte er hinzu, dass in der Sache noch zwei weitere Parteien ein wenig mitzureden hätten – Wirtz selbst und Bayer 04 –, doch hält das Hoeneß nicht davon ab, die Erfolgschancen des FC Bayern schon mal auf zehn Prozent zu taxieren. Der amtierende Klubpräsident Herbert Hainer fährt ähnlich zweigleisig: Von Wirtz’ Engagement beim FC Bayern zu träumen sei erlaubt –„allerdings steht er bei Bayer Leverkusen unter Vertrag“.
Auch Pep Guardiola hat bereits Erkundigungen über Wirtz eingeholt
Dass sich die Aussagen aus München über Wirtz gerade jetzt häufen, da Bayer 04 dem Treffen mit dem FC Bayern am Samstagabend entgegensieht, überrascht Rolfes nicht. „Als ich mit zehn Jahren den Kicker gelesen habe, haben die Bayern das auch schon vor solchen Spielen gemacht“, sagte er. Der Manager, 43, sieht das offenbar nicht gern, aber mit Gelassenheit. „Es freut mich, dass die Bayern unsere Spiele so intensiv verfolgen“, fügte er ironisch an.
Die Professionalität lässt es darüber hinaus nicht zu, dass sich Rolfes ernsthaft über die Kampagne der Bayern beklagen möchte. Auch andere Klubs schauen auf Florian Wirtz, „um einen außergewöhnlichen Spieler mit Weltklasseniveau gibt es immer Spekulationen“, sagte Rolfes. Manchester Citys Trainer Pep Guardiola hatte im Winter bei Vertrauten aus gemeinsamen Zeiten in der Bundesliga Erkundigungen über Wirtz eingezogen, hat aber bisher keinen Vorstoß unternommen, um einen Transfer anzubahnen. Einen Austausch mit City habe es nicht gegeben, sagte Rolfes. Ohnehin sind sie in Leverkusen nach wie vor zuversichtlich, dass sie Florian Wirtz und dessen Eltern für ein weiteres Jahr bei Bayer 04 gewinnen können. Rolfes sagte: „Leverkusen ist ein guter Standort für Flo, er sieht auch, dass er sich hier gut weiterentwickeln kann.“