Bundesliga:Warme Worte für den doppelten Olmo

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Leipzigs Dani Olmo macht beide Tore gegen Hoffenheim (Foto: Uwe Anspach/Pool via Reuters)

Im Januar wechselte Dani Olmo zu RB Leipzig, nun erweist er sich als Matchwinner gegen Hoffenheim. Während für die Leipziger die Champions League lockt, grübelt die TSG noch über die Zukunft.

Von Christoph Ruf, Sinsheim

Julian Nagelsmann hat sich in der Sinsheimer Arena in über drei Jahren als Hoffenheimer Trainer über manchen Erfolg freuen dürfen. Und am Freitag jubelte er erneut über einen "hochverdienten Sieg" - nur eben bei einer Hoffenheimer 0:2-Niederlage. Seit vergangenem Juli ist der 32-Jährige bekanntlich Coach bei RB Leipzig. Da die Gastgeber trotz allem ganz ordentlich gespielt hatten, war Nagelsmann doppelt zufrieden, jedenfalls widmete er seinem Ex-Team ein kräftiges (Eigen)-Lob: "Ich habe die Mannschaft ausgebildet, insofern wäre es schlimm, wenn sie gar nichts können."

Tatsächlich zeigte Hoffenheim zumindest 70 Minuten lang seine gute Schule. Schon nach sechs Minuten ereignete sich dann die Szene, die nicht wenige Beobachter später als spielentscheidend ausmachen sollten. RB-Keeper Peter Gulacsi holte Munas Dabbur im Strafraum von den Beinen. Doch der von Schiedsrichter Tobias Welz gepfiffene Elfmeter wurde vom Kölner Keller wegen eines angeblichen Handspiels von Baumgartner in der Szene zuvor revidiert (8.). Drei Minuten später stand es 2:0 für den Gast, Dani Olmo hatte zweimal getroffen (9./11.).

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"Er kommt immer besser rein. Er ist ein großes Talent und ein super Typ", sagte Nagelsmann bei DAZN über den Doppeltorschützen: "Er wird noch viele gute Spiele für uns machen." Gleichzeitig deutete der Trainer an, dass Timo Werners Wege demnächst nicht mehr über Leipzig führen werden. "Ich gehe nicht davon aus, dass Timo in der nächsten Saison da sein wird", sagte er. Der FC Chelsea soll dem Vernehmen nach bis zum 15. Juli die Ausstiegsklausel in Höhe von 53 Millionen Euro ziehen.

Die Partie am Freitagabend war im Grunde nach einem Achtel der Spielzeit entschieden, es lieferte trotzdem noch einige wertvolle Erkenntnisse. Erstens: RB Leipzig dürfte die Champions-League-Qualifikation kaum mehr zu nehmen sein. Dazu tritt das in allen Mannschaftsteilen hochwertig besetzte Team zu selbstbewusst auf. Und zweitens: Auch Hoffenheim hat im Saisonfinish eine gute Mannschaft beieinander, die spielerisch zu den besseren der Liga gehört und am Freitag genug Chancen hatte, um zwei Spiele zu gewinnen.

Und dennoch könnte die in Sinsheim immer wieder zu hörende Analyse, es habe einzig und allein an der Chancenverwertung gelegen, zu kurz greifen. Ab der 75. Minute dürfte endgültig niemand mehr damit gerechnet haben, dass das Spiel noch gedreht werden würde, die Laufduelle gingen fast sämtlich verloren. Für ein Team, das bereits nach zehn Minuten anrennt, sind 116 Kilometer Laufleistung zumindest kein herausragender Wert. Gut möglich also, dass bei der Vorbereitung auf die kommende Saison andere Akzente gesetzt werden - von welchem Trainer auch immer.

In Hoffenheim amtiert ja seit Mitte der vergangenen Woche ein Fünfer-Kollegium, das nach der Trennung von Alfred Schreuder bis zum Saisonende das Training leiten wird. Ihm gehören der bisherige Schreuder-Assistent Matthias Kaltenbach, der auf dem Spielberichtsbogen als "Trainer" fungierte, Torwarttrainer Michael Rechner, Videoanalyst Timo Gross sowie Marcel Rapp und Kai Herdling an. Sportdirektor Alexander Rosen sah derweil von der Tribüne aus - und wie angekündigt ohne Trainingskleidung - zu, und gab nach dem Spiel die Interviews. Dass Geschäftsführer Peter Goerlich vom Oberrang aus bei jedem Ballkontakt eines Hoffenheimer Spielers Regieanweisungen aufs Feld brüllte, dürfte hingegen weniger dem neuen Organigramm als Goerlichs Temperament geschuldet gewesen sein.

Europa ist für Hoffenheim noch drin

Rosen ist fraglos der Mann, der die Deutungshoheit für Gegenwart und Zukunft bei der TSG hat. Dass das eine gute Fügung ist, bestreitet kaum jemand, der ihn in den letzten Jahren beobachtet hat, verfügt er doch nicht nur über viel Fußball-Sachverstand, sondern auch über die richtigen Instinkte, wie sich bei der Benennung des damals 28-jährigen Nagelsmann zum Cheftrainer zeigte. Mit seiner guten Rhetorik ist er zudem wie geschaffen als Außenminister des Vereins. Am Freitag schaffte er es, sich noch einmal würdig und höflich bei Schreuder zu bedanken und dennoch zu skizzieren, warum man für die letzten Saisonwochen anders Fußball spielen wollte als unter dem Niederländer.

Man habe sich zusammengesetzt und sich gefragt, wie man "die letzten vier Spiele angehen" wolle. Die Antwort: "Schnell, intensiv, technisch gut. Aggressiv nach vorne verteidigen, niemals aufhören, niemals aufgeben, das wollen wir sehen." Gegen Leipzig, das derzeit nachweislich drittbeste Team der Liga, reichte das noch nicht zu einem Sieg. Doch die nächsten beiden Partien werden gegen Augsburg und Union Berlin bestritten.

Die vergangene Saison unter Nagelsmann hat die TSG übrigens auf Platz neun abgeschlossen. Am Ende dieser Spielzeit könnte man trotz der Niederlage gegen Leipzig besser dastehen. Da Leverkusen und der FC Bayern das Berliner Pokalfinale bestreiten, genügt Platz sieben zum Erreichen der Europa League. Der Platz, den Hoffenheim derzeit belegt.

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