Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Leipzig begrenzt den Schaden

  • Ein von viel Klasse, aber auch kuriosen Fehlern geprägtes Spiel zwischen Leipzig und Mönchengladbach endet 2:2.
  • Die Tabellenspitze haben die Leipziger verloren, Nagelsmann fand aber ob seiner hohen Ambitionen, dass es mehr schmerzte, "dass wir nicht gewonnen haben".
  • Gladbach war indes sehr mit den Pfiffen von Schiedsrichter Tobias Stieler beschäftigt.

Von Saskia Aleythe, Leipzig

Julian Nagelsmann zog sich stumm auf die Trainerbank zurück und das war dann schon ein Grund zur Besorgnis. Es liefen die letzten Minuten der ersten Halbzeit gegen Borussia Mönchengladbach, zwei Tore hatte sein Team da schon kassiert. Nagelsmann verschwand aus der Coachingzone und tauchte auch nicht wieder auf, als beinahe noch das 0:3 fiel. Er hatte genug gesehen, die erste Halbzeit war schließlich eine zum Vergessen.

Doch es gibt ja diese Abende, an denen sich Spiele tatsächlich noch drehen können und so stand der Trainer von RB Leipzig in der 89. Minute doch wieder am Seitenrand und brüllte adrenalinerfüllt Richtung Rasen. Christopher Nkunku hatte mit einem Fernschuss die Partie immerhin noch auf ein 2:2 gelenkt, nach 0:2-Rückstand. Es war eine Schadensbegrenzung, die die Gladbacher durch eigene Unzulänglichkeiten erst begünstigt hatten. Die Tabellenspitze haben die Leipziger verloren, Nagelsmann fand aber ob seiner hohen Ambitionen, dass es mehr schmerzte, "dass wir nicht gewonnen haben". Und Gladbach? War sehr mit den Pfiffen von Schiedsrichter Tobias Stieler beschäftigt.

Mit großen Worten waren die Leipziger in die Partie gegangen, hinter dem Tor von Peter Gulacsi hatte sich eine Choreographie mit eindeutiger Zielsetzung aufgebaut: "Die Pokale im Visier, dem Ruhm auf der Spur" stand da geschrieben. Nach 24 Minuten verwischte diese Spur jedoch, als wäre Platzregen über die Arena am Sportforum niedergegangen.

Ein zackiger Angriff ausgehend von Marcus Thuram entfaltete sich da, er überlistete den sonst so spritzigen Dayot Upamecano, der Ball wechselte noch ein paar Mal frech die Gladbacher Beine, und kam schließlich bei Alassane Plea an, der routiniert zum 1:0 unten rechts einnetze. Christoph Kramer musste nach einem Zusammenprall mit einer Kopfverletzung ausgewechselt werden. "Ich hoffe, er glaubt nicht, dass es das WM-Endspiel war", sagte Marco Rose später, "er lag in der Pause da und es ging ihm besser als in dem Moment, in dem er vom Platz runter ist."

"Drumherum war viel los", sagte Trainer Rose später knapp

Leipzig war fehleranfällig, auch weil die Spieler von hartnäckigen Gladbachern dazu gezwungen wurden. Zwar konnte Upamecano in der 34. Minute noch in letzter Not gegen Thuram retten, doch schon eine Minute später stand es 0:2: Diesmal hatte Lukas Klostermann den Ball direkt zu Florian Neuhaus gespielt, der gleich weitergab in die Mitte, wo Jonas Hofmann mit einem einfachen Wackler Upamecano überwinden konnte (35.). Neben dem Leipziger Tor formierte sich ein hellblauer Freudenkreis, während Julian Nagelsmann auf die Bank verschwand.

Emil Forsberg und Nordi Mukiele kehrten in der zweiten Halbzeit nicht auf den Rasen zurück, stattdessen sollten Stürmer Patrik Schick und Yussuf Poulsen die Fährte Richtung Gladbach-Tor aufnehmen. Was sich Schick nicht zweimal sagen ließ. Zakaria blockte in einer kuriosen Aktion Yann Sommer bei einer hohen Hereingabe von Upamecano, der Torhüter rutschte kopfüber über seinen Kollegen und verlor den bereits abgefangenen Ball, Schick schob ein zum 1:2 (50.).

Es lief dann noch mehr in Richtung der Leipziger, als Plea nach einer Auseinandersetzung mit Schiedsrichter Tobias Stieler wegen zweimal Meckern Gelb und Gelb-Rot auf einmal sah (61.). "Die hätte ich nicht zwingend gegeben", sagte sogar Nagelsmann später, aber das Geschenk der Überzahl war dann doch ein recht willkommenes für die Leipziger. Zugang Dani Olmo kam durch seine Einwechselung (69.) noch zu seinem Debüt, fast jeder Leipziger schoss jetzt mal aufs Tor, doch erst Nkunku gelang der Ausgleich.

Es war auch in den sieben Minuten Nachspielzeit noch eine umkämpfte Partie mit manchem Fuß- und Armeinsatz, Gladbach-Trainer Rose holte sich für Unmutsbekundungen über nicht erteilte Strafen selber noch Gelb ab. "Drumherum war viel los", sagte er später knapp, "ich denke, die Leistung meiner Jungs hat gepasst. Ich denke, wir hätten auch als Sieger vom Platz gehen können." Gladbach hatte Leipzig bis zum 1:2 voll im Griff, die Borussia hätte mit einem Sieg an den Sachsen in der Tabelle vorbeiziehen können. Und so war klar, dass dieses Spiel im Hinblick auf die Meisterschaft noch einigen Gesprächsstoff bot.

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SZ vom 02.02.2020/chge
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