Bundesliga, 14. Spieltag:Schalke 05

Was für eine Blamage: Der FC Schalke geht beim 1. FC Kaiserslautern mit 0:5 unter und muss den eigenen Aufschwung erst mal für beendet erklären. Das finden auch die Fans - sie fordern lautstark die Entlassung von Trainer Felix Magath.

Carsten Eberts

Eigentlich war der Schalker Aufschwung beschlossene Sache. Sieben Punkte aus den vergangenen drei Liga-Spielen, dazu das 3:0 in der Champions League gegen Olympique Lyon, das den Klub vorzeitig ins Achtelfinale der Champions League hievte. "Ich weiß nicht, ob wir schon so weit sind, Real Madrid oder den FC Barcelona zu schlagen", hatte Trainer Felix Magath recht optimistisch verkündet, nur halb im Scherz natürlich, denn Magath glaubt insgeheim natürlich schon, an einem guten Tag einem der genannten Klubs ernsthafte Probleme bereiten zu können.

1. FC Kaiserslautern - FC Schalke 04

Fassungslos und verschmäht: Schalkes Trainer Felix Magath.

(Foto: dapd)

Am Samstagnachmittag hieß der Gegner nicht Madrid oder Barcelona, sondern Kaiserslautern. Und ausgerechnet der klamme Aufsteiger aus der Pfalz hat den Schalker Aufschwung erst mal beendet. Das Pleiteduell der Liga - Schalke schloss das Jahr 2009 mit einem Minus von 16,8 Millionen Euro ab, Lautern gab gerade ein Defizit von 5,2 Millionen bekannt - gewann der FCK überraschend deutlich 5:0. Schalke 04 bleibt damit auf einem Abstiegsplatz. Und ist erst mal wieder ratlos.

Vor dem Spiel hatte es natürlich Anlass für optimistische Schalker Gedanken gegeben. Der einfache Grund: Nach den Katastrophenwochen zu Saisonbeginn begannen einige Spieler, ihre Form zu finden. Zum Beispiel der Spanier Raúl, der Klaas-Jan Huntelaar jüngst kräftig im Tore schießen unterstützte. Auch der Japaner Atsuto Uchida, genannt "Uschi", der schon als Magaths fatalster Fehlgriff galt, in den vergangenen Spielen jedoch einen Rechtsverteidiger auf höchstem Bundesliga-Niveau abgab.

Am Samstagnachmittag agierte Schalke, als hätte es die jüngsten Erfolgserlebnisse nicht gegeben. Kaiserslautern durfte über 90 Minuten unbedrängt wirbeln, Schalke wurde zeitweise vorgeführt - besonders vom emsigen Christian Tiffert und dem gewohnt quirligen Ivo Ilicevic. Das ging genau sieben Minuten gut: Dann schlug Tiffert eine Ecke, Lauterns Topstürmer Srdjan Lakic stürmte als einziger energisch zum Ball und köpfte umrahmt von Christoph Metzelder und Huntelaar unbedrängt zum 1:0 ein.

Nach 15 Minuten hätte es gar 2:0 oder 3:0 stehen können. Schalkes Torwart Manuel Neuer hatte zweimal großes Glück: Erst verlor Ilicevic frei vor dem Schalker Tor den Überblick, dann gelang Abel das Kunststück, den Ball aus fünf Metern am Tor vorbei zu setzen. Schalke wirkte planlos - und ließ sich vom Aufsteiger ein ums andere Mal übertölpeln.

Neuers deutliche Worte

Das 2:0 war dann fast eine Kopie des Führungstreffers. Wieder eine Ecke, wieder ein Kopfball, diesmal von Kapitän Amedick, der sich in der Luft erfolgreich gegen Metzelder und Jones durchsetzen konnte (39.). Nur eine richtige Torchance erarbeitete sich Schalke in der ersten Halbzeit: Doch Lauterns Keeper Tobias Sippel rettete bemerkenswert gegen Huntelaar und Raúl (43.).

Nach der Pause brachte Magath Jurado und Matip für Jones und Edu - am Spielverlauf änderte das nichts. Kaiserslautern dominierte, Schalke reagierte. Nach Pass von Tiffert, Lauterns Bestem, verwertete Lakic frei vor Neuer zum 3:0 (56.). Der 5000 Mann starke Schalker Block brüllte "Magath raus!", dann drehten die Anhänger ihren Spielern auf dem Platz demonstrativ den Rücken zu.

Es wurde noch schlimmer. Nach einem dummen Foul von Metzelder an Lakic verwandelte Ilicevic den fälligen Elfmeter zum 4:0 (75.). Die Schmach perfekt machte ausgerechnet die Schalker Leihgabe Jan Moravek mit seinem Kopfballtreffer zum 5:0. Schalke 05, Carmen Thomas hatte damals also doch recht. Die Lautern-Fans sangen "So ein Tag, so wunderschön wie heute". Was war hier eigentlich gerade passiert?

Nach dem Spiel schickte Magath seine Spieler geschlossen vor den Schalker Fanblock. Die antworteten wieder eindeutig: "Magath raus!". Torwart Neuer sagte: "Wir sind dafür verantwortlich, was heute passiert ist. Und das war eine Katastrophe." Für den Groll der Anhänger hatte der Nationaltorhüter Verständnis: "Bei dem, was wir heute abgeliefert haben, haben die Fans völlig recht."

Nach der höchsten Schalker Niederlage seit 19 Jahren fand auch Magath deutliche Worte: "Wir haben keine Einstellung gefunden. Einige Spieler haben anscheinend noch vom internationalen Fußball geträumt. Nur Manuel Neuer, Christoph Metzelder und Jefferson Farfan wollten gewinnen. Dieses Gefühl habe ich bei den anderen Spielern nicht gehabt. Dieses Ergebnis schreit nach Konsequenzen."

Es gibt eine Zahl, die die Schalker Gesamtsituation recht gut zusammenfasst. Durch das 4:1 von Borussia Dortmund am Samstagabend gegen Mönchengladbach hat die Borussia nach 14 Spieltagen satte 24 Punkte Vorsprung auf den Rivalen aus Schalke. Eine deutlichere Sprache gibt es kaum.

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