Abstiegskampf der Bundesliga:Willkommen zum Triell

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Argument pro Stuttgart: Sasa Kalajdzic (links), hier gegen Bielefelds Joakim Nilsson. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Stuttgart, Bielefeld, Hertha: Aus dem Abstiegskampf ist an diesem Wochenende eine eigene kleine Meisterschaft geworden. Die Argumente liegen auf dem Tisch - ihre Überzeugungskraft ist allerdings noch nicht abzuschätzen.

Kommentar von Christof Kneer

Noch weiß niemand, ob sich die Relegationsspiele am 19. und 23. Mai in alle Welt verkaufen lassen oder zu einer eher privaten Veranstaltung werden. Es könnte zum Beispiel sein, dass dann ein Fußballklub aus dem weltberühmten Berlin auf das noch weltberühmtere Schalke 04 trifft, einen Verein, der Zuschauern in China, Feuerland und Vanuatu ebenso aus Champions-League-Übertragungen bekannt ist wie Werder Bremen oder der VfB Stuttgart.

In jenen beiden Partien, die über die Teilnahme an der ersten Bundesliga entscheiden, könnten sich allerdings auch Arminia Bielefeld und Darmstadt 98 begegnen, Traditionsklubs mit hohem emotionalen Wert für den deutschen Ligabetrieb - aber von eher begrenzter überkontinentaler Sendetauglichkeit.

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In den angeschlossenen Funkhäusern der 206 bis 209 interessierten Länder werden sie dieses Bundesliga-Wochenende mit professioneller Neugier zur Kenntnis genommen haben. Die schlechte Nachricht: Das weltberühmte Borussia Mönchengladbach wird nach dem 2:0-Sieg in Fürth garantiert nicht mehr im Abstiegsfernsehen kommen.

Die gute Nachricht: Auch die nicht sehr unterhaltsame Widerstandskraft des FC Augsburg bleibt der Welt vermutlich erspart. Augsburg ist zwar noch nicht durch, wie man in Deutschland sagt, aber dem Klassenverbleib doch sehr nah. Vanuatu muss am 19. und 23. Mai höchstwahrscheinlich nicht Markus Weinzierl schauen.

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Fünf Spieltage vor Schluss hat sich in der Bundesliga ein neuer Wettbewerb herausgebildet, möglicherweise als Antwort auf einen reizarmen Titelkampf, dessen Ergebnis man in München und Dortmund längst kennt. So wurde nun ohne größere Formalitäten und Zeremonien eine Unterliga gegründet, die aus nur drei Vereinen besteht. Der VfB Stuttgart, Arminia Bielefeld und Hertha BSC tragen eine eigene Meisterschaft aus, nach fernsehtauglich prägnanten Regeln: Der Erste darf in der Bundesliga bleiben; der Zweite muss am 19. und 23. Mai Relegationsspiele gegen den Dritten der zweiten Liga bestreiten; der Dritte begleitet Fürth in die zweite Liga und steigt ab.

Was wiegt schwerer? Der Spieler Kalajdzic oder das leichtere Restprogramm?

Auf den ersten Blick bietet dieses Triell ein Personaltableau, wie man es aus vergangenen Spielzeiten kennt. Zu den gefährdeten Mannschaften zählt ja immer ein gefallener Großer, der jahrelang Geld, Spieler, Trainer und Funktionäre verschlissen hat (diesmal: Hertha); auch ist regelmäßig ein Team beteiligt, für das der Abstiegskampf keine Strafe, sondern einfach nur Geschäftsroutine ist (diesmal: Bielefeld).

Besonders schwer kalkulierbar wird der Wettbewerb aber, weil auch eine Elf teilnimmt, für die es kaum ein Muster gibt: Der VfB Stuttgart war mal ein gefallener Großer, ist aber geläutert aus Jahren der Prasssucht und Verschwendung zurückgekehrt und meint es mit seinem nachhaltigen Talentmodell nun fast ein bisschen zu gut.

Die Argumente liegen in diesem aparten Dreikampf auf dem Tisch, aber ihre Überzeugungskraft ist noch nicht abzuschätzen. Für Stuttgart sprechen das Potenzial des Teams und die angekündigte Rückkehr des Stürmers Kalajdzic, des besten Spielers im Abstiegskampf; für Bielefeld spricht, dass Stadt und Verein sich im Keller auskennen und heimisch fühlen; für Hertha spricht das Restprogramm. Die Berliner spielen noch gegen Augsburg, Stuttgart und Bielefeld - Endspiele, die vielleicht sogar in China, Feuerland und Vanuatu auf Interesse stoßen.

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