Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Kölner Überraschungscoup

Von Javier Cáceres, Leipzig

Das Wort Klassenerhalt wird sich in dieser Saison womöglich doch noch auf 1. FC Köln reimen. Die Kölner sind zwar weiterhin auf dem letzten Tabellenplatz. Doch sie vermochten es am Sonntagabend, durch einen Doppelschlag von Vincenzo Koziello (70.) und dem eingewechselten Leonardo Bittencourt (77.) bei RB Leipzig einen 2:1-Sieg zu erzielen - und den Rückstand auf den Relegationsplatz auf sieben Zähler zu verkürzen.

Die Leipziger verloren durch die Pleite im Kampf um die Champions-League-Plätze an Boden - und rutschten auf den sechsten Platz ab. Bei RB Leipzig hatte nach der Qualifikation für das Achtelfinale der Europa League gegen den SSC Neapel vom Donnerstag eine seltsame Ernüchterung geherrscht. Man habe die Grenzen aufgezeigt bekommen, sagten Wortführer wie Diego Demme und Marcel Sabitzer unmittelbar nach der 0:2-Rückspielpleite gegen die Italiener (Hinspiel 3:1). Trotz des Erfolgs war Trainer Ralph Hasenhüttl vor der Partie gegen Köln als Psychologe gefragt.

Zunächst schien das ebenso aufzugehen wie seine Personalwechsel: Er ersetzte fünf Spieler aus der Startelf des Neapel-Spiels, unter ihnen Nationalstürmer Timo Werner - und hatte dabei insofern ein glückliches Händchen, als dessen Ersatzmann Jean-Kévin Augustin für das frühe Führungstor sorgte, als er nach fünf Minuten einen Pfostentreffer von Ademola Lookman aus kurzer Distanz abstaubte.

Damit war der Ton gesetzt - ganz der Vorgabe Hasenhüttls entsprechend, vom Start weg auf Tempo zu setzen. Kölns Mittelstürmer Simon Terodde prüfte zwar mit einem guten Kopfball RB-Torwart Peter Gulacsi (9.). Doch danach sorgten im Grunde nur die Gastgeber für Torraumszenen. Dass es zur Halbzeit immer noch 1:0 stand, lag in erster Linie daran, dass die Leipziger ihre Chancen leichtfertig vergaben. Nach 20 Minuten setzte sich Augustin gut gegen Kölns Libero Jorge Meré durch, setzte seinen Schuss aber neben das Tor; dann lief der Franzose gar nach einem absurden Ballverlust von Frederik Sörensen im Mittelfeld auf Torwart Timo Horn zu - und scheiterte (28.). Ähnlich viel Zeit hatten Sabitzer und Emil Forsberg, als sie am Sechzehner freigespielt wurden. Ihre Innenriststöße landeten zwar knapp, aber eben neben dem Kölner Tor. Die Kölner tauchten erst vor der Pause wieder gefährlich vorm Leipziger Gehäuse auf: Nach einer Ecke annullierte der Referee zurecht ein Abseits-Kopfballtor von Meré.

Es ist der erste Kölner Sieg seit dem 20. Januar

Nach der Pause ließ Köln weiter aufhorchen. RB nahm im dritten Spiel der Woche den Fuß vom Gaspedal; die Kölner entdeckten, dass sie auf ihrer rechten Angriffsseite auf Öl stoßen würden. Marcel Risse narrte RB-Linksverteidiger Bernardo ein ums andere Mal. Beiden Toren gingen Angriffe über Risse voraus - sowohl als Koziello mit einen Linksschuss aus 20 Metern den Ausgleich erzielte, als auch beim Tor von Bittencourt. Er stellte den ersten Kölner Sieg seit dem 20. Januar her - und sorgte damit für neue Hoffnung. Das Team ist nun punktgleich mit dem Hamburger SV auf Rang 17.

"Die Jungs glauben noch daran. Wir sind noch ganz weit weg, aber die Chance ist da. Und solange die Chance da ist, werden wir versuchen, sie zu nutzen", sagte FC-Geschäftsführer Armin Veh beim Sender Sky. "Jetzt erst mal Hamburg einholen und den Rückenwind nutzen", sprach Bittencourt.

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SZ vom 26.02.2018/schma
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