Bundesliga: Köln - Mönchengladbach:Köln, wie es sinkt und kracht

Bei fußballunfreundlichen Verhältnissen geht der 1. FC Köln gegen Mönchengladbach mit 0:4 unter - und ist nun Tabellenletzter. Lukas Podolski kann im rheinischen Derby nur vor Spielbeginn entscheidend Einfluss nehmen.

Michael König

Lukas Podolskis Laune war vor dem Anpfiff nicht die beste, denn er musste hinterher laufen. Nicht hinter dem Ball, der lag sicher verwahrt auf dem Anstoßpunkt. Auch nicht hinter den Gladbachern, die warteten brav auf den Spielbeginn. Nein, Podolski verfolgte mit grimmiger Miene einige Fans, die auf den Rasen des Rhein-Energie-Stadions gelangt waren und dort ihrem Unmut über die sportliche Lage ihres 1. FC Köln Ausdruck verliehen.

Vier Minuten verstrichen, ehe Podolski die Störer schließlich beruhigen konnte - unterstützt von den Stadionordnern. An der sportlichen Lage aber konnte er auch in 90 Minuten nichts ändern. Der VfL Borussia Mönchengladbach gewann das Spiel mit 4:0 durch Tore von Raul Bobadilla (2), Igor de Camargo und Michael Bradley. "Damit war nicht unbedingt zu rechnen, aber die Mannschaft hat ein fantastisches Spiel gemacht", lobte VfL-Trainer Michael Frontzeck.

Durchweichter Rübenacker

50.000 Fans waren in das Stadion gekommen, angelockt von der Brisanz des rheinischen Derbys, weniger von der Aussicht auf fußballerische Qualität. Denn nicht nur die Tabellenkonstellation - Köln auf dem vorletzten Platz, Mönchengladbach auf dem letzten - versprach Kampffußball, auch das Wetter im Rheinland spielte der Partie übel mit. "Es war kampfbetont, es war nicht einfach Fußball zu spielen", sagte Frontzeck. Das war noch untertrieben.

Nach genau einer Minute und 46 Sekunden Spielzeit sah Gladbachs Stürmer Igor de Camargo aus, als habe er bereits ein komplettes Spiel auf einem durchweichten Rübenacker hinter sich. Eine einzige Grätsche auf dem tiefen Boden des Kölner Stadions reichte aus, um aus dem weißen Trikot ein braunes zu machen.

Köln drängt, Gladbach schießt

Angesichts der Platzverhältnisse war es ein Wunder, dass sich zu Beginn ein munteres Spiel entwickelte. Die Kölner drängten, angetrieben von Podolski, auf ein frühes Führungstor. Doch weil der Ball auf dem nassen Rasen ein äußerst zickiges Verhalten an den Tag legte, dauerte es lange bis zur ersten Chance.

In der 18. Minute stakste Kölns Mato Jajalo um seinen Gegenspieler herum und zog ab - Gladbachs Keeper Heimeroth war auf dem Posten. Zwölf Minuten später versuchte sich Podolski erstmals am Toreschießen, auch er scheiterte jedoch am Torwart.

Die Gladbacher legten derweil eine eigenwillige Interpretation des Standardrezepts für schwierige Platzverhältnisse - "Hoch und weit" - an den Tag: Sie schossen, wenn überhaupt, ausschließlich von außerhalb des Strafraums auf das Kölner Tor. Und meist flog der Ball weit darüber hinweg. In der ersten Halbzeit strahlte einzig de Carmago auf Seiten der Gäste ein wenig Torgefahr aus, seinem Schuss in der 39. Minute war aber die Brust des Kölners Miso Brecko im Weg.

In der zweiten Halbzeit stellte sich das anders dar.

Auf der nächsten Seite: Bobadilla verwandelt einen Freistoß zum 1:0 - später brechen bei Köln alle Dämme.

Hoch und weit und gut

Wieder schoss Gladbach von außerhalb des Strafraums, aber der Schütze Raul Bobadilla konnte gar nicht anders - es war ein umstrittener Freistoß, der Schiedsrichter hatte ein Foul an Bradley gesehen, den die Gäste zugesprochen bekamen. Bobadilla schoss also ebenfalls weit, aber nicht hoch: Der Ball flog knapp über die Grasnarbe hinweg, setzte einmal heimtückisch auf, sprang an den Pfosten und schließlich zum 1:0 ins Tor.

1.FC Koeln - Borussia Moenchengladbach

Kopf an Kopf: Mönchengladbachs Igor de Camargo (vorne) im Zweikampf mit Kölns Lukas Podolski.

(Foto: dapd)

Für den Argentinier Bobadilla war es das zweite Saisontor, für seinen Trainer Michael Frontzeck eine Erleichterung: Es lief die 51. Minute, und zu diesem Zeitpunkt hatte sein Team in früheren Spielen bereits ein oder mehrere Gegentore kassiert. In Köln aber stand hinten die Null, "wir haben den Belag angenommen, obwohl es nicht einfach war", sagte Frontzeck. Und auch die Tatsache, dass sich der zur Halbzeit eingewechselte Stamm-Innenverteidiger Dante nach wenigen Minuten gleich wieder mutmaßlich schwer verletzte, konnte den Trainer nur kurzfristig ängstigen. Denn seine Mannschaft legte nach.

Nicht volley, aber mit Wucht

"Hoch und weit", diese Strategie trug nun reife Früchte. Während Köln weiter zu kombinieren versuchte, prügelten die Gladbacher den Ball munter weiter aufs Tor. Zunächst in Person von Marco Reus, der aus halblinker Position volley abzog und den Ball auch im Netz versenken konnte, dabei laut dem Schiedsrichter-Assistenten aber im Abseits stand. Dann kam Michael Bradley.

Zwar nicht volley, aber ebenfalls mit Wucht schoss der Amerikaner in der 70. Minute nach einem Zuspiel von Mo Idrissou in Richtung Tor. Kölns glückloser Keeper Miro Varvodic streckte sich vergeblich und schaute anschließend recht verdrießlich drein. Gleich drei Mitspieler hatten ihm die Sicht verstellt, mindestens zwei hatten Bradleys Schuss abgefälscht und dem Ball so erst den entscheidenden Drall gegeben. Varvodic war machtlos. Und Köln war es jetzt endgültig auch.

Podolski tanzte noch ein wenig im Strafraum, aber ohne Ertrag. Sein Trainer Frank Schaefer, der gerne mehr wäre als nur eine Interimslösung, gab noch ein paar Anweisungen, aber das brachte auch nichts mehr. Igor de Camargo, der Mann mit dem schmutzigen Trikot, schoss das 3:0 (82. Minute). Bobadilla erhöhte sogar auf 4:0 (90.). Und die Kölner Fans verließen ihre Plätze.

Sie stürmten diesmal nicht den Rasen. Sie gingen nach Hause.

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