Corona-Bekämpfung in der Bundesliga:Masken beim Fußball? Geht leider nicht!

GER, 1.FBL. 1. FC Koeln vs. Borussia Moenchengladbach / 27.11.2021, Rheinenergie Stadion, Koeln, GER, 1.FBL. 1. FC Koeln

Viele Menschen, wenige Schutzmasken: Gladbacher Fans in Köln.

(Foto: Nordphoto / Meuter/Imago)

Das Gesundheitsamt genehmigt die "Vollauslastung" des Kölner Stadions - und schickt damit einen sprachlichen Gruß an die vollen Intensivstationen. Wer hat hier eigentlich den Schuss nicht gehört: die Fußballfans oder die Behörden?

Kommentar von Claudio Catuogno

"Wichtiger Hinweis für alle Zuschauer, die das Derby gleich live im RheinEnergieSTADION verfolgen", twitterte der 1. FC Köln am Samstagnachmittag, nur eine gute Stunde vor dem Anpfiff: "Aufgrund einer kurzfristigen Anweisung des Kölner Gesundheitsamtes gilt heute nicht nur im Umlauf, sondern auch auf allen Steh- und Sitzplätzen die Maskenpflicht." Damit war dann wohl das Schwarzer-Peter-Spiel eröffnet.

Denn wer wird jetzt eigentlich schuld sein, wenn sich demnächst herausstellt, dass es am Samstag rund um das Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (4:1) eben doch zu Ansteckungen mit dem Coronavirus gekommen ist? Das Kölner Gesundheitsamt, das am Tag zuvor - trotz vierter Welle - tatsächlich ein ausverkauftes Stadion genehmigt hatte? Nein, das Amt will dann sicher nicht die Verantwortung übernehmen, es hatte doch extra eine Maskenpflicht angeordnet! Und der Verein? Der hatte seine 50 000 zahlenden Zuschauer doch immer wieder darauf hingewiesen, die Masken bitte auch aufzusetzen! Es hat sich halt bloß fast keiner dran gehalten. Da ist man ja wirklich machtlos!

"Vollauslastung" - was für ein zynischer Begriff im gegenwärtigen Kontext

Es stimmt: Am Ende liegt es an jedem Einzelnen, ob er sich in ein volles Stadion zwängen mag, während gleichzeitig die Bundeswehr Intensivpatienten durchs Land fliegen muss, weil viele Kliniken keine freien Beatmungsplätze mehr haben. Tatsächlich haben auch viele Fans ihr Unverständnis ausgedrückt über diese sogenannte "Vollauslastung" - und sind zu Hause geblieben. Was für ein zynischer Begriff übrigens in diesem Kontext: Vollauslastung! Da kommen sich Fanblock und Intensivstation sprachlich für einen Moment ganz nah.

Allerdings hat eine Behörde, die glaubt, dass Fußballfans im Stadion ihre Maske aufziehen, die Pandemie leider bis heute nur sehr theoretisch begriffen. Wie offenbar auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU): Wüst fand die Zulassung der 50 000 Fans "bei der Lage in Nordrhein-Westfalen eine angemessene Entscheidung". Schließlich setzt der 1. FC Köln ja auf 2G: Nur Geimpfte und Genesene dürfen rein! Was eine wirklich gute Regel wäre, gäbe es die blöden Impfdurchbrüche nicht.

Und ja, es spricht auch manches für eine regionale Spezifizierung: Nur weil in Sachsen wieder Geisterspiele angeordnet sind, muss das nicht auch am anderen Ende der Republik das Gebot der Stunde sein. In NRW betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag 274,2 - in Sachsen 1192,8. Die Quote der vollständig Geimpften wird in NRW mit 71,6 Prozent angegeben, in Sachsen sind es nur 58 Prozent. Pech für RB Leipzig, kann man da sagen.

Der Einzelne wägt Risiken oft völlig falsch ab. Genau deshalb müssten die Behörden das für ihn tun

Auch ist definitiv richtig, dass Fußballspiele im Freien stattfinden, wo Ansteckungen deutlich seltener sind. Man muss also nicht gleich davon ausgehen, dass die Kölner Partie ein so betrübliches Superspreading-Event war wie jenes Champions-League-Spiel von Atalanta Bergamo im Februar 2020 in Mailand, nach dem die Zuschauer das Virus in ganz Norditalien verbreiteten. Ein paar Erkenntnisse aus jener Zeit hätten sich aber rumsprechen können: etwa, dass Ansteckungen selten auf den Tribünen stattfinden, aber oft vorher und nachher, in der Kneipe, in den vollen Verkehrsmitteln. Zwar gilt auch im Kölner Fanbus oder in der Straßenbahn die Maskenpflicht. Aber da muss der Fußballfan ja sein Bier verzehren. Und das geht mit Maske nicht.

Auch das gehört in der Pandemie halt zur Wahrheit dazu: dass der Einzelne die Risiken für sich und für andere oft völlig falsch abwägt. Genau deshalb wäre es die Aufgabe der zuständigen Behörden, dies für den Einzelnen zu tun. Doch die Behörden scheinen vor allem in der Karnevalshochburg Köln die Pandemiebekämpfung weiter nach dem örtlichen Motto "Et hätt noch immer jot jejange" zu betreiben. Was soll's, die Stimmung war super! Vier Treffer durch den FC! Und wenn das Virus noch ein paar Treffer nachlegt, dann wird es schon keiner gewesen sein.

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