Bundesliga:Jugend an die Macht

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Julian Nagelsmann, noch Trainer in Hoffenheim. (Foto: dpa)
  • Viele Bundesliga-Vereine setzen in diesem Jahr auf Trainer unter 40. Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco und Hannes Wolf ragen dabei heraus.
  • Nagelsmann war der Vorreiter. Weil das Experiment mit ihm in Hoffenheim klappte, zogen andere Vereine nach.
  • Alle drei sagen jedoch, sie fühlen sich nicht als Vertreter einer Generation.

Von Christof Kneer und Josef Kelnberger

Wie geht man damit um, mit 30 Jahren als nächster Trainer des FC Bayern München gehandelt zu werden? Julian Nagelsmann grinst. Und das hat nichts mit mangelndem Respekt gegenüber Carlo Ancelotti zu tun, dem aktuellen Bayern-Trainer. "Ich finde es respektlos dem erfahrenen und netten Kollegen gegenüber, wenn ständig über mich gesprochen wird", sagt Nagelsmann, als ihn die Süddeutsche Zeitung in Hoffenheim besucht. Was ihn amüsiert, ist der öffentliche Rummel um seine Person. Nagelsmann begegnet ihm mit seiner ganzen Coolness: "Wenn Carlo Ancelotti irgendwann mal sagt, er hat keinen Bock mehr, und mich einer anruft, dann denke ich drüber nach."

In der Fußball-Bundesliga sind viele Experten davon überzeugt, dass Nagelsmann diesen Anruf irgendwann erhalten wird. Die Bayern fühlen sich gern als Avantgarde, und dieser Nagelsmann hat einen Trend gesetzt, der nun die ganze Liga erfasst: Jugend an die Macht. Noch nie waren die Trainer so jung und unerfahren im Spitzenfußball. Sechs von ihnen sind unter 40 und stammen aus den Nachwuchszentren der Liga. Drei von ihnen sind in den Achtzigern geboren: neben Nagelsmann noch Domenico Tedesco, 31, der den FC Schalke aufrichten soll, und Hannes Wolf, 36, der den VfB Stuttgart zurück in die Bundesliga geführt hat.

Die SZ hat das Trio vor Beginn der neuen Saison begleitet und gesprochen. Domenico Tedesco berichtete von seiner kurzen Episode als Ingenieur bei Daimler. Hannes Wolf erzählte von dem Abend, als er seine zukünftige Frau kennenlernte und zugleich von Jürgen Klopp entdeckte wurde. Julian Nagelsmann erzählte, warum neben seinem Trainingsplatz demnächst eine Videowand stehen wird. Drei junge Modernisierer mit großem Ehrgeiz und angemessener Demut, besten Manieren und dem festen Willen, in diesem Tollhaus Bundesliga ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Alle drei sagen, sie fühlten sich nicht als Vertreter einer bestimmten Generation. Aber sie wissen, dass sie in der neuen Saison unter Beobachtung stehen: Was haben die jungen Kerle wirklich drauf? Und was sagt jemand wie Friedhelm Funkel (63) zu dieser Entwicklung?

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