Fanprotest in der Bundesliga:Zwölf Minuten Schweigen

Lesezeit: 2 Min.

Fans von Borussia Dortmund zeigen, was sie vom geplanten Investoren-Einstieg im deutschen Fußball halten. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

"Wir sind nicht bereit, dem Ausverkauf des deutschen Fußballs tatenlos zuzusehen": Aus Protest gegen die DFL-Entscheidung für einen Investorendeal kündigen viele Fans einen Stimmungsboykott an.

Aus Protest gegen den umstrittenen Investorendeal in der Bundesliga bleibt es in den Stadien am Wochenende still. Zumindest die ersten zwölf Minuten. Zahlreiche organisierte Fans haben am Freitag einen Stimmungsboykott wegen der Milliarden-Pläne angekündigt.

"Und um gehört zu werden, wird man von uns nichts hören. Zumindest die ersten zwölf Minuten der Spiele am kommenden Wochenende nicht", teilten die Fanszenen Deutschlands in einem Schreiben mit: "Wir sind nicht bereit, dem Ausverkauf des deutschen Fußballs tatenlos zuzusehen." Um zu verdeutlichen, "dass der viel beschworene 12. Mann bundesweit nicht bereit ist, als Teil der Verhandlungsmasse des DFL-Deals mit dubiosen Investoren herzuhalten, werden wir zwölf Minuten schweigen", hieß es weiter.

"Unsere Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln"

Bereits am vergangenen Spieltag hatte es zahlreiche Protestaktionen gegeben. Die 36 Profiklubs der Bundesliga und der 2. Liga hatten sich am Montag mit knapper Mehrheit für den Einstieg eines Investors entschieden. Der Plan sieht vor, sechs bis acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben. Das heißt aber auch, dass die Klubs in den nächsten 20 Jahren in jeder Saison auf sechs bis acht Prozent aus dem Verkauf der Medienrechte zugunsten des Geldgebers verzichten müssen.

Um den Deal gibt es seit Monaten Streit, nicht nur unter den Fans. Ein erster Entwurf für den Einstieg eines Investors war im Mai abgelehnt worden. Im zweiten Versuch ging der angepasste Vorschlag nun durch - aber bei nur einer Ja-Stimme weniger wäre der Antrag erneut abgelehnt worden. Die Kritiker in den Reihen der Klubs verurteilen die riskante Wette auf die Zukunft. Sie hätten es lieber gesehen, wenn die Vereine die nötigen Investitionen aus eigenen Mitteln gestemmt hätten.

Viele Fans lehnen die immer weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs ab. "Den Investoren-Einstieg sehen wir als einen elementaren Angriff auf den basisorientierten Volkssport Fußball hierzulande. Die Funktionäre mögen Medienrechte verscherbeln können, doch gleichwohl können wir unsere eingebrachten Anteile am Produkt Bundesliga selbst beeinflussen", schreiben die Fanszenen: "Unsere Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln. Noch könnten die Geschäftsführer der Liga das verhängnisvolle Investmentprojekt stoppen. Wir werden diesen Weg genauestens im Visier behalten". Mit dem Investoren-Deal nehme das Unheil im Profi-Fußball weiter seinen Lauf.

© SZ/sid/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKontroverse um die DFL-Abstimmung
:Ach wie gut, dass niemand weiß ...

... wie Martin Kind bei der Wahl zum Investorendeal der Fußballbundesliga votiert hat. Hannover 96 wies ihn an, mit "Nein" zu stimmen, doch Kind kann das egal sein. Wie wohl erst die Aushöhlung der 50+1-Regel der DFL ihren Investor beschert hat - eine Rekonstruktion.

Von Philipp Schneider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: