Bundesliga:In Köln erklingen die Meisterlieder

1. FC Koeln v FC Ingolstadt 04 - Bundesliga

Anthony Modeste (mi.): Sieben Tore in sieben Spielen

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Andreas Morbach, Köln

Einen Moment lang zierte sich Peter Stöger, dann gab er mit kurzem Kopfnicken und kaum hörbarem "Jo" zu verstehen: Doch, die Meisterschalen aus Pappe auf den Tribünen hatte auch er gesehen. Angesichts des Erfolgslaufs seiner Mannschaft durch die Saison und der Veranlagung des örtlichen Menschenschlags erachtete der Österreicher die jüngsten Bastelarbeiten aber als naturgegeben. "Wir sind im Kölner Stadion - alles gut also. Ich kann den Fans ja nicht verbieten, irgendwelche Pappschalen mitzunehmen", segnete Stöger die aktuelle Euphoriewelle um ihn herum gütig ab.

Mit dem 2:1 gegen die vom vorletzten auf den letzten Platz abgerutschten Ingolstädter kletterten die Kölner vorbei an Hertha und Dortmund auf Rang zwei, am kommenden Samstag geht die Reise zum Spitzenspiel nach Berlin. "15 Punkte nach sieben Spielen hätten wir uns selbst nicht zugetraut. Deshalb dürfen die Fans auch träumen - und wir werden versuchen, unseren Lauf beizubehalten", sagte Schlussmann Timo Horn. Saisonübergreifend ist der Geißbockklub nun seit zwölf Partien unbesiegt, das Team von Markus Kauczinski dagegen dürfte auf mittlere Sicht Dauergast im Tabellenkeller bleiben.

FCI-Sportchef Linke sagt: "Wir sind betrogen worden"

"Mit nur einem Punkt kommt man selbst mit einem Sieg nicht da unten weg", weiß der FCI-Coach, der in dem hitzigen Duell in Köln-Müngersdorf seine dunkelgraue Jacke gefühlte zehn Mal aus- und wieder anzog. Vor allem ein Mann brachte Kauczinski dabei auf die Palme: Referee Tobias Welz. "Das war nicht die beste Schiedsrichterleistung, die ich in letzter Zeit gesehen habe", erklärte selbst Kölns Manager Jörg Schmadtke. Weniger diplomatisch äußerte sich Thomas Linke. "Ich empfinde es so, dass unsere Mannschaft heute betrogen wurde", meinte der Sportdirektor des FCI.

Sein Chefübungsleiter sah in den sonnabendlichen Pfiffen von Köln sogar einen Zusammenhang zur Vorsaison. "Im letzten Jahr hieß es immer, wie eklig Ingolstadt spiele. Einige meiner Spieler sind offensichtlich noch auf der Liste der Schiedsrichter", mutmaßte Kauczinski und seufzte: "Wir sind eben ein kleiner Verein. Aber wir werden nicht aufgeben und im nächsten Spiel gegen Dortmund wieder angreifen."

Seine Mannschaft verteidigte vom Start weg mit wilder Entschlossenheit, oft mit neun Mann rund um den eigenen Strafraum. Beim Angriff auf dieses Bollwerk entfachten die Gastgeber zunächst nur durch Freistöße dezente Gefahr - den ersten größeren Aufreger erlebten die Zuschauer, als ein Schuss von Almog Cohen aus 25 Metern an die Latte des Kölner Tores klatschte.

Torjäger Modeste erzielt seinen siebten Saisontreffer

So viel Offensivgeist hatte der verdutzte Keeper Horn den Gästen gar nicht zugetraut. Ein paar Minuten lang feilten die Kölner anschließend noch an ihrem Feintuning im Angriff, nach einer ersten vergebenen Großchance durch Yuya Osako passte die Abstimmung dann: Mit einem hohen Zuspiel brachte Osako seinen - aus leichter Abseitsposition gestarteten - Sturmpartner Anthony Modeste in Position. Nach einer Trainingsverletzung hatte der kräftige Franzose die Domstadt wegen eines möglichen Ausfalls einige Tage in Unruhe versetzt, nun bollerte den Ball mit dem lädierten linken Fuß ins Netz (28.).

Der nächste Rückschlag für die Kauczinski-Elf folgte zehn Minuten später. Mit einer raschen Körperdrehung entwischte der wendige Osako Rechtsverteidiger Tobias Levels, der den Japaner auf Höhe der Strafraumlinie zu Fall brachte. Einige Ingolstädter beklagten ein vorangegangenes Handspiel von Osako - Monsieur Modeste war's egal: Kölns Goalgetter nutzte den Strafstoß zu seinem siebten Saisontreffer, er steht jetzt an der Spitze der Torjägerliste.

"Deutscher Meister wird nur der FC Köln", ertönte es beim Gang in die Kabinen aus der Südkurve. Nach der Pause gingen die sonst so effektiven Hausherren ungewohnt dilettantisch mit ihren Chancen um, auf Seite von Ingolstadt lagen die Beschwerden nun bei einem nicht gegebenen Strafstoß 20 Minuten vor Schluss (Heintz gegen den eingewechselten Leckie). Den Foulelfmeter gab's dann erst in der 90. Minute: Lukas Hinterseer verkürzte - und die Kölner Anhänger wedelten unbeeindruckt weiter mit ihren Papp-Meisterschalen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: