2. Bundesliga:In Dresden herrscht das Chaos

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Bei Dynamo Dresden herrscht das Chaos. (Foto: dpa)
  • Bei Dynamo Dresden tritt das gesamte Präsidium sowie weitere Personen in der Führung des Vereins zurück.
  • Anlass soll der Streit zwischen dem Sport-Geschäftsführer Ralf Minge und dem kaufmännischen Geschäftsführer Michael Born sein.

Machtkämpfe, Intrigen, Rücktritte: Bei Dynamo Dresden gerät das Sportliche derzeit komplett in den Hintergrund. Am Montagmittag bestätigte der Fußball-Zweitligist den Rücktritt des kompletten Präsidiums, das "Grabenkämpfe" im Verein sowie "Lügen, Diffamierungen und persönlichen Anfeindungen" als Gründe angab. Auch der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und die zwei führenden Mitglieder des Ehrenrates legten ihre Ämter nieder. Der große Knall eines lange schwelenden Konflikts, bei dem die Geschäftsführer Ralf Minge und Michael Born im Mittelpunkt stehen.

Über die Ursachen verlor der Klub in seiner Stellungnahme jedoch keine Worte. Aufsichtsratschef Jens Heinig gab zwar "große atmosphärische Herausforderungen" zu, er betonte aber auch: "Der Verein ist im Tagesgeschäft weiter voll handlungsfähig." Das Präsidium um Ex-Chef Andreas Ritter besitzt im Klub hauptsächlich repräsentative Aufgaben. In einer außerordentlichen Sitzung sollen Schritte zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit des Gremiums eingeleitet werden.

Ralf Minge, der Geschäftsführer Sport, ist einer der Hauptprotagonisten in den Streitigkeiten von Dynamo Dresden. (Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Fans und die Mannschaft stehen wohl hinter Minge

Mit ausgelöst wurde die Rücktrittswelle auch von Dynamos aktiver Fanszene. "Der K-Block ist Anti-Ritter!!!", stand auf einem Spruchband beim 0:1 am Sonntag gegen die SpVgg Greuther Fürth. Schon vorher machten die Ultras mit einem Banner klar, auf wessen Seite sie im undurchsichtigen Machtkampf stehen: "Ralf Minge - unantastbar!" Angeblich soll es in den Führungsgremien Bestrebungen gegeben haben, den bei Spielern und Fans beliebten Sport-Geschäftsführer Minge zu entmachten. Dem früheren Dynamo-Stürmer wird ein angespanntes Verhältnis zum Kaufmännischen Geschäftsführer Born nachgesagt. Gegen Borns Führungsstil hatten sich zuletzt einige Mitarbeiter der Geschäftsstelle intern beschwert. Minge, der im Sommer nach monatelanger Pause wegen einer Krankheit seine Arbeit wieder aufgenommen hatte, solidarisierte sich mit den Mitarbeitern. Doch auch Minges Arbeit und Führungsstil ist im Klub nicht unumstritten.

Die zurückgetretenen Funktionäre hielten in ihrem Schreiben fest, es gebe "Grabenkämpfe, die den Frieden unserer Sportgemeinschaft bedrohen". Diese Zustände, die auch in "persönlichen Anfeindungen" mündeten, "wollen wir nicht weiter mittragen".Die aktive Fanszene hatte deutlich Druck ausgeübt. Auf der Titelseite der Fan-Zeitschrift "Zentralorgan" zum Spiel gegen Fürth stand geschrieben: "Eure Lügen sind wie ein Kredit. Ihr genießt sie jetzt, bezahlen werdet ihr später." Im Text sind dann auch Zeilen zu lesen, die wie Drohungen klingen: "Sollten in den nächsten Tagen und Wochen hier weitere Intrigen aufgedeckt werden, könnte es ungemütlich für die betreffenden Personen werden."

Kapitän Marco Hartmann hatte zuletzt öffentlich Minge den Rücken gestärkt und dabei im Namen der Mannschaft gesprochen: "Es gibt für uns keinen anderen, der in diesem Verein wichtiger ist. Das weiß jeder." Auch wegen der besonderen Emotionalität hatte sich Trainer Maik Walpurgis vor wenigen Wochen für Dynamo als neuen Verein entschieden - jetzt bekommt er diese mit voller Wucht zu spüren. Abgeschreckt ist er deswegen nicht: "Ich bin davon überzeugt, dass wenn es mal Probleme gibt, was auch völlig menschlich ist, sich alle größte Mühe geben und gewillt sind, die Reihen in Zukunft zu schließen."

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