Süddeutsche Zeitung

Bundesliga "immer realistischer":Ballack tendiert zu Leverkusen

Innerhalb der nächsten zwei Wochen will Michael Ballack einen neuen Verein finden. Leverkusen gilt derzeit als Favorit, doch ein europäischer Topklub könnte eine Rückkehr zu Bayer verhindern.

Andreas Burkert

Am Wochenende kehrt Michael Ballack aus Sardinien zurück, der Kapitän der Fußball-Nationalelf wird sich dann in München am lädierten Syndesmoseband untersuchen lassen und will anschließend zur WM nach Südafrika reisen. Wie es aussieht, dürfte Ballack dort als TV-Experte nicht nur über den Genesungsverlauf berichten können, sondern auch über seine sportliche Zukunft.

Sie liegt offensichtlich in Deutschland, wie sein Berater Michael Becker am Mittwoch erstmals avisiert hat: "Man kann nichts ausschließen, aber Michaels Rückkehr in die Bundesliga wird immer realistischer", sagte er der SZ. Ballacks früherer Verein Leverkusen, Wolfsburg sowie der HSV hatten Offerten abgegeben.

Emotionale Bindung

Dass die Tendenz inzwischen zu Leverkusen geht, wo Ballack schon von 1999 bis 2002 spielte, dementierte Becker nicht, er sagte: "Diese große emotionale Bindung an Leverkusen gibt es bei Michael wirklich." Zudem gab Becker einen wichtigen Aspekt zu Bedenken: "Von den drei Vereinen spielt nächste Saison nur einer international." Das ist Bayer 04 als Teilnehmer in der Europa League.

Zwar sind neben den Bundesligisten weiterhin auch der FC Sevilla, Tottenham und Liverpool interessiert. Doch die Spanier und Liverpool befinden sich noch auf Trainersuche, auch Tottenham kann keine baldige Zusage in Aussicht stellen. Doch gerade auf rasche Planungssicherheit ist Ballack aus, der seine Karriere mindestens bis zur EM 2012 fortsetzen möchte; er werde sich "innerhalb der nächsten zwei Wochen" erklären, sagte Ballack der Bild-Zeitung.

Auch Leverkusen hat um eine rasche Entscheidung gebeten, "wir beginnen ja am Montag mit dem Training", betont Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Er bestätigt zudem, dass der Sponsor grünes Licht für einen finanziellen Kraftakt gegeben habe: Für Ballack würde eine "Sonderfinanzierung notwendig, die natürlich mit der Konzernzentrale abgesprochen ist".

Funkt Real Madrid dazwischen?

Ballack, 33, schwebt dem Vernehmen nach eine ähnliche imagebringende Abschiedstour in Leverkusen vor wie ehedem Rudi Völler, dem heutigen Bayer-Sportchef; beide sind befreundet. Ballack würde mit Bayers Angebot zwar nicht das lukrativste annehmen, "20 bis 30 Prozent" liege man unter den Offerten aus Norddeutschland, behauptet Holzhäuser. Becker jedoch betont, der Geld-Aspekt sei "diesmal untergeordnet". Mehr als hundert Millionen Euro hat Ballack in seiner Karriere verdient, bei Bayer, wo zu seiner Zeit noch Topgehälter gezahlt wurden, beim FC Bayern und zuletzt in Chelsea, wo man ihm keinen Zwei-Jahres-Vertrag anbot.

Ballacks Rückkehr könnte wohl nur noch Real Madrid mit einem zügigen Angebot verhindern, wo Trainer José Mourinho durchaus an ihn denkt - aber nur für den Fall, dass jüngere Mittelfeld-Kandidaten wider Erwarten nicht verpflichtet werden können. Doch Real kauft bekanntlich sehr spät ein - und laut Becker wolle Ballack "so lange nicht warten". Vielmehr zieht er nun womöglich bald in sein altes Haus in Leichlingen im Bergischen Land, das sein Kumpel Bernd Schneider ausräumt - er zieht heim nach Jena. Wie praktisch.

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Quelle:
SZ vom 24.06.2010
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