Süddeutsche Zeitung

Bundesliga im Fernsehen:Es wird kompliziert - und richtig teuer

  • Wer in der kommenden Saison alle Bundesliga-Spiele im Fernsehen angucken will, muss viel Zeit und Geld investieren.
  • Sky, Eurosport und die öffentlich-rechtlichen Sender teilen sich die Sendezeit auf.
  • Kosten von bis zu 700 Euro für ein ganzes Fußballjahr sind möglich.

Von Felix Haselsteiner

Füße hoch, Fernseher an, fertig. Der Beginn der Bundesliga am Freitagabend dürfte für Millionen Menschen in Deutschland recht entspannt laufen. Um 20.30 Uhr startet die 56. Spielzeit, die TSG Hoffenheim ist beim FC Bayern München zu Gast, ein Duell, das Spannung verspricht. Und das vor allem live und kostenfrei zu sehen sein wird. Diesen Komfort haben Fernsehzuschauer in dieser Saison selten. Man könnte fast sagen: Für den Fan am Fernseher wird es eine verdammt harte Bundesliga-Saison.

Das ZDF überträgt nur die Eröffnungspartie und das Freitagsspiel des 17. und 18. Spieltags. Auch die Relegationsspiele am Ende der Saison, in denen es um Auf- und Abstieg geht, werden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein. Aber das war's dann auch schon. Weil die TV-Rechte für die Bundesliga vor der Saison 2017/18 neu verteilt wurden, wird das Zuschauen nun richtig kompliziert. Und vor allem: richtig teuer. Inklusive Rundfunkbeitrag sind zusammengerechnet für dieses Fußballjahr Kosten von 700 Euro möglich.

Freitags ist ein Eurosport-Abo die einzige Möglichkeit

Wer die Bundesliga live sehen will, muss dafür bereits seit 2009 an Sky Deutschland zahlen, den Nachfolger des Pay-TV-Anbieters Premiere. Die simple Logik für die vergangenen Jahre: Monatlich an Sky überweisen, dafür jede Minute Bundesliga live sehen. Im Mittel kostete das Bundesliga-Paket zwischen 2013 und 2018 je 30 Euro pro Monat. Im Sommer 2018 jedoch sieht man mit dem Paket nur die Spiele am Samstag und Sonntag. Das liegt daran, dass der US-Medienkonzern Discovery Communications für den Sender Eurosport im Juni 2016 ein Rechtepaket von der Deutschen-Fußball-Liga DFL erworben hat. Seit der Saison 2017/18 braucht ein Zuschauer also neben einem Sky-Paket auch einen Zugang zu Eurosport.

Bei dem Spartensender sind über die gesamte Saison 40 Spiele zu sehen. An 30 von 34 Spieltagen wird am Freitagabend um 20.30 Uhr gespielt, das heißt an 27 Spieltagen - dreimal überträgt ja zusätzlich das ZDF - ist ein Eurosport-Abo die einzige Möglichkeit, das Freitagsspiel zu sehen. Hinzu kommen die Spiele zu besonderen Anstoßzeiten: Fünfmal spielt die Bundesliga am Sonntag bereits um 13.30 Uhr, weitere fünfmal am Montagabend um 20.30 Uhr. Auch diese Partien sind ausschließlich auf Eurosport zu sehen. Die Relegation zeigt Eurosport ebenfalls, parallel zum ZDF.

Eigentlich ist Eurosport ja frei per Kabel und Satellit empfangbar. Aber um die Livespiele der Bundesliga zu sehen, braucht man einen Zugang zum Eurosport Player. Diese App mit dem entsprechenden Zugang kostet entweder 49,99 Euro für den Jahrespass oder monatlich 5,99 Euro.

Die Sportschau ab 18 Uhr gehört wieder zum Inventar

Der Haken bei Eurosport ist der kleine Bildschirm. Es gibt zwar Möglichkeiten, die 40 Eurosport-Spiele auch am Fernseher zu sehen, simpel ist das jedoch nicht: Man braucht wahlweise einen Smart-TV von Samsung (andere Hersteller bieten derzeit keine App an), einen Google-Chromecast-Stick oder AppleTV, um vom Laptop auf den Fernseher zu streamen oder eine Playstation 4 mit entsprechender App. Alternativ können Zuschauer auch in einen teuren HD+ Zugang investieren, dann ist Eurosport inklusive Live-Bundesliga über Satellit empfangbar. Kurz zusammengefasst: man muss einiges an Aufwand betreiben, um die Bundesliga bei Eurosport auf dem großen Bildschirm zu sehen.

Bei Sky setzt man währenddessen auf die bewährte Kombination aus Receiver-Empfang für den Fernseher und SkyGo für den mobilen Empfang.

Wem das Abschließen von zwei verschiedenen Abos, das Streamen auf mobilen Endgeräten und die Installation von Receivern zu viel ist, kann sich den Highlights widmen. Die ARD-Sportschau am Samstag um 18 Uhr gehört auch in dieser Saison wieder zum Inventar der Bundesliga-Übertragungen, genauso wie das ZDF-Sportstudio um 23 Uhr. Bei der ARD kokettiert man mit der Rolle als Highlight-Sender. In einem neuen Werbespot zeigt die Sportschau Fehlpässe, schwache Torschüsse, verunglückte Abwehraktionen - mit dem Hinweis, diese Szenen würden einem im Zusammenschnitt erspart bleiben. Wer also nur Tore und ausgewählte Spieleindrücke sehen will, braucht sich nicht zu sorgen. Alle anderen sollten am Freitag den letzten entspannten TV-Fußballabend für längere Zeit genießen.

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Quelle:
SZ vom 23.08.2018/ebc
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