Bundesliga:HSV ist "tierisch genervt"

Lesezeit: 2 min

Die Enttäuschung über den verpassten Sieg gegen Hannover 96 war bei allen HSV-Spielern groß. (Foto: dpa)
  • Der Hamburger SV verliert 1:2 gegen Hannover 96, dabei waren die Hamburger die bessere Mannschaft.
  • Das sieht sogar Hannover-Trainer Michael Frontzeck so. Der HSV verpasst es, den guten Lauf fortzusetzen.
  • Hier geht es zu allen Ergebnissen der Bundesliga.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Der Fußball ist zuweilen merkwürdig, nicht nur wegen falscher Schiedsrichter-Entscheidungen. Es war im Februar 2015, als Lars Stindl, der damalige Kapitän von Hannover 96, klagte, sein Team habe zum dritten Mal hintereinander verloren, obwohl es besser gewesen sei als der Gegner. Stindl sagte dies nach einem extrem unglücklichen 1:2 beim Hamburger SV. Ein Dreivierteljahr später stöhnte der HSV-Profi Nicolai Müller an selber Stelle: "So ein einseitiges Spiel mit einem so verkehrten Ergebnis habe ich noch nie erlebt." Diesmal war es der HSV, der 1:2 verlor.

Hannover hat damit drei der letzten vier Ligaspiele gewonnen, obwohl man nie besser war als der Gegner. In Köln brauchte man sogar ein irreguläres Tor von Leon Andreasen; eigentlich nur die Unparteiischen hatten dort nicht erkannt, dass der Däne den Ball mit dem Arm über die Linie geschubst hatte. Während am Sonntag nun HSV-Trainer Bruno Labbadia "tierisch genervt" fluchte ob all der verpassten Chancen - ein frühes 2:0 oder 3:0 hätte wohl den Sprung in eine komfortablere Tabellenregion bedeutet -, gab Kollege Michael Frontzeck gerne zu, dass "der HSV klar die bessere Mannschaft war".

Hamburg spielt überlegen

Die Hamburger, die laut Sportdirektor Peter Knäbel eine "Kern-Sanierung" hinter sich haben und inzwischen wieder bundesligatauglich erscheinen, waren eine Stunde lang überlegen gegen eine Elf, die nicht zum ersten Mal eher Zweit- als Erstliga-Fußball produzierte. Das 1:0 durch Michael Gregoritsch (6.) wirkte zunächst wie die Ouvertüre für ein Schützenfest. Dass 96 nicht "frühzeitig tot" war, wie es HSV-Angreifer Sven Schipplock erwartete, war dem Torwart Ron-Robert Zieler und dem Pfosten bei einem Freistoß von Diaz (27.) zuzuschreiben. 96-Kapitän Christian Schulz fasste das frühe Geschehen so zusammen: "Der HSV hat uns leben lassen."

FC-Bayern-Ikone wird 70
:Gerd Müller - der Sinn des Spiels

Der Torjäger des FC Bayern wird an diesem Dienstag 70 Jahre alt. Niemand ist dem Ursprung des Fußballs je so nahe gekommen.

Von Christof Kneer

Schipplock, der erstmals zusammen mit Pierre-Michel Lasogga ein (nicht besonders treffsicheres) Sturm-Duo stellte, vergab in der 58. Minute die mögliche Entscheidung für die Hamburger. 60 Sekunden später verwandelte Hiroshi Kiyotake kühl einen Elfmeter zum 1:1. Es war die erste Torchance für die Gäste. Von der eigentlich vorgezeichneten Dramaturgie hatte sich Frontzeck unter anderem durch die Einwechslung der bisher kaum eingesetzten Zugänge Allan Saint-Maximin, 18, und Uffe Bech, 22, emanzipiert. Während der Franzose Saint-Maximin etwas mehr Spielkultur einbrachte, erwies sich der dänische Außen Bech als ziemlich clever. Als HSV-Verteidiger Emir Spahic ziemlich ungeschickt für einen Routinier im Strafraum grätschte, stolperte Bech über dessen Körper. Dem einstigen Stürmer Labaddia hat das durchaus imponiert: "Er hat die Elfmeter-Chance dankbar angenommen", resümierte er, ohne zu klagen.

Dass Hannover auch seine zweite Tor-Möglichkeit nutzte, hatte mit "der Moral" zu tun, die Frontzeck seiner Elf trotz aller Schwächen zuspricht. Der Siegtreffer entsprang einer Aktion der - neben Zieler - besten Hannoveraner. Kiyotake flankte, der 1,96 Meter lange Salif Sané war zu groß für die HSV-Verteidiger Johan Djourou und Dennis Diekmeier und köpfelte ein. Der Sieg brachte, so Zieler, "die wichtigsten Punkte, die wir bisher geholt haben".

Der HSV ist also unsanft gebremst worden, und das hatte nicht nur mit dem Schiedsrichter zu tun, der in der fünften Minute einen Strafstoß hätte geben können, als Artur Sobiech der Ball an die Hand sprang. Die Mannschaft hatte sich zu sicher gefühlt gegen eine Elf, die lange wie ein Absteiger spielte. "Wir brauchen mehr Bock auf Tore", sagte Djourou. "Wir brauchen mehr Geduld und Ruhe vor dem Tor. Das ist auch eine Kopfsache", empfiehlt der HSV-Verteidiger seinen Stürmern. Zehn Treffer in elf Partien bedeuten den zweitschlechtesten Wert der Liga - nur der FC Ingolstadt (sieben) traf seltener.

Frontzeck wiederum darf hoffen, dass sich doch ein paar Zugänge, denen er bisher kaum vertraut hatte, als erstligatauglich erweisen werden. Dann müsste der neue Sportliche Leiter Christian Möckel im Winter nicht - wie vorgesehen - ein halbes Dutzend neuer Profis akquirieren. Trotzdem stellte Frontzeck nach dem Sieg fest: "Wir werden den Kader bis ins Detail durchleuchten."

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

VfB-Keeper
:Stuttgarts Tyton - der Letzte im Bild

Der Torwart schien zum Opfer der hohen VfB-Verteidigung zu werden, oft gab man ihm die Schuld. Nun hat er sich ins Team gekämpft. Die nächsten Herausforderungen warten schon.

Von Christof Kneer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: